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Das Grab im Moor

Das Grab im Moor

Titel: Das Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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müssen, er hätte die Proben abbrechen müssen. Denn keine Aufführung von
Ein Haus am Meer
kann stattfinden, ohne dass jemand dafür mit dem Leben bezahlt.
    »Aber . . .«, sagte Karl und zögerte. »Meine Großeltern haben doch auch in dem Stück mitgespielt . . .«
    Ursula nickte langsam.
    »Schon   … aber weißt du nicht, was damals passiert ist?«
    Karl schüttelte den Kopf.
    »Nein, was denn?«
    Doch noch ehe Ursula ihm antworten konnte, hörten sie ein Jaulen draußen vor der Tür, gefolgt von unheimlichem Knurren und Bellen. Karl sprang auf und rannte ans Fenster. Im Scheinwerferlicht der Fähre stand die Schäferhündin Clara mit gefletschten Zähnen vor Sjölunds Hund, der immer noch an der Schranke festgebunden war. Mit gesträubtem Fell gab der Golden Retriever ein bedrohliches Knurren von sich. Noch nie zuvor hatte Karl solche Geräusche von diesem Hund gehört.
    »Jesses. Ich dachte, die beiden wären Freunde«, sagte Sebastian.
    »Das mag man kaum glauben«, sagte Ursula. »Die zwei sehen aus, als würden sie sich jeden Moment umbringen.«
    Karl stürzte zur Tür. Und noch im Rennen hörte er das Jaulen der beiden Hunde, die sich in rasendem Zorn aufeinanderstürzten.

Kapitel 13

    Was bringt zwei sonst so friedliche und nette Hunde dazu, vollkommen durchzudrehen, schoss es Karl noch durch den Kopf, als die Schäferhündin auch schon mit gefletschten Zähnen ihren zweiten Angriff auf den Retriever startete. Der warf sich wütend nach vorne, um ihrer Attacke zu begegnen, und mit einem Ruck löste sich der Knoten, mit dem die Leine festgebunden war. Die beiden Hunde stürzten in einem zappelnden Knäuel aus scharfen Zähnen und Fell zu Boden. Clara bekam Sjölunds Hund am Nackenfell zu packen und der Retriever jaulte vor Schmerz laut auf.
    »Aus!«, schrie Karl. »Aus!«
    Die Hunde kamen auf die Pfoten und knurrten sich weiter an. Sjölunds Hund hatte sich aus Claras Fängen befreien können, doch Blut rann über sein Fell. Bevor Karl noch irgendetwas unternehmen konnte, machte Sjölunds Hund plötzlich kehrt und raste davon. Ohne zu zögern, nahm die Schäferhündin die Jagd auf und heftete sich ihrem Gegner keuchend an die Fersen. Karl stürzte ihnen hinterher, aber Wald und Dunkelheit hatten die beiden Hunde schon verschluckt.
    Endlich hatten auch Sebastian und Oskar ihn eingeholt und gemeinsam kämpften sie sich suchend durch den Schnee.
    »Bei Fuß!«, rief Oskar.
    »Hierher«, brüllte Karl.
    Hastig liefen sie den Hügel hinauf, am Norrskaten vorbei und weiter in den Wald, aber die Tiere kümmerten sich nicht um ihr Rufen.
    Der Pfad, dem die Jungen folgten, führte sie zu einer Lichtung im Wald. Jetzt waren sie schon fast am Moor. Vor ihnen lag der Cholerafriedhof. Und dort am Zaun saß Sjölunds Hund und winselte unglücklich. Schnell ging Karl zu ihm und nahm ihn an die Leine. Er hockte sich neben den Hund und streichelte sein verklebtes Fell. Zum Glück schien die Wunde im Nacken nicht tief zu sein und hatte schon aufgehört zu bluten, aber das Herz des Hundes klopfte wie wild. Die Schäferhündin war nirgends zu sehen.
    Mit großen, feuchten Augen sah Sjölunds Hund ihn an und Karl konnte noch immer nicht fassen, was soeben passiert war. Tiere, die ohne erkennbaren Grund besinnungslos böse und aggressiv wurden – das kam ihm so bekannt vor. Nur woher?
    Auch Oskar und Sebastian kamen näher und streichelten den Hund, um ihn zu beruhigen, und schon bald merkte Karl, dass das Herz des Retrievers nicht mehr so heftig pochte.
    »Gehen wir?«
    Aber Oskar saß wie hypnotisiert da und starrte auf den gegenüberliegenden Friedhof. Der Schnee, der wie eine dicke Decke auf den Grabsteinen jenseits des Eisenzauns lag, glänzte hell im Mondlicht. Alles war vollkommen still.
    »Wartet. Ich glaube, ich habe etwas gesehen. Lasst mich kurz nachschauen   …«
     
    Vor Kapitän Schwarzholz' Grab stand eine Vase mit einer einsamen schwarzen Lilie. Sie war von Raureif bedeckt und schimmerte in dem fahlen Lichtschein.
    »Tatsächlich«, sagte Oskar. »Sie ist schwarz.«
    »Das ist nicht dieselbe, die letztes Mal hier stand«, flüsterte Sebastian.
    »Nein, die war weiß«, sagte Karl.
    »Aber . . .«, sagte Sebastian. »Dann ist wieder jemand hier gewesen . . .«
    »Ganz genau«, flüsterte Oskar.
    »Oh, verdammt«, sagte Sebastian.
    Karl sah seine Freunde an. Die beiden waren zu Tode erschrocken. Sie waren offenbar genau wie er davon ausgegangen, dass sich Sebastians Bruder einen Scherz mit

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