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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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bewusst, dass Joe sich im Labor bewegte, Gewebeproben protokollierte, Fotos machte, Daten ins System eingab. Und dass Jean Leloup, Isabelle Boulay, Daniel Bèlanger und natürlich Céline aus dem Radio krähten.
    Doch in all der Datenmenge im Cyberspace fand ich nichts über Briels Zeit vor ihrer Ankunft in Montreal. Keine Biografie. Keinen beruflichen Lebenslauf. Keine Angaben über frühere Tätigkeiten oder ihren akademischen Werdegang.
    Als ich schließlich die Augen vom Bildschirm löste, spürte ich, dass jemand hinter mir stand. Ich drehte mich um.
    Joe stand mit verschränkten Armen da.
    »Tut mir leid. Haben Sie was gesagt?« Ich war überrascht, ihn hier zu sehen.
    »Die Zahnaufnahmen. Lac Saint-Jean. Waren die okay?«
    »Ja.« Hatte ich ihm noch nicht gedankt?»Danke. Die waren gut.«
    Ich zögerte, weil ich nicht so recht wusste, ob ich ihm meine revidierte Einschätzung der Opfer mitteilen sollte. Warum eigentlich nicht? Vielleicht besänftigte ihn das und vermittelte ihm das Gefühl, Teil des Durchbruchs zu sein.
    Mit völlig ausdruckslosem Gesicht hörte Joe meiner Schilderung zu.
    »Was ist mit der Verfärbung?«, fragte er dann.
    »Eine ausgezeichnete Frage«, sagte ich. »Auf die ich eine Antwort finden werde.«
    »Wollen Sie -«
    Das Telefon klingelte.
    Ich drehte mich zum Hörer und hoffte, dass es Chris Corcoran war. Er war es.
    »Gibt's was Neues? Du klangst ziemlich aufgedreht.«
    »Danke, dass du so schnell zurückgerufen hast. Als ich im Dezember in Chicago war, hast du mir von einem Mord erzählt, bei dem eine einzelne Kugel genau senkrecht durch den Rücken des Opfers ging. Weißt du noch?«
    »Das war vielleicht 'ne Sache. Die Bahn folgte präzise der Anordnung der Muskelfasern, wodurch der Schusskanal komplett überdeckt wurde. Ich habe eine inoffizielle Umfrage gemacht. Kein Mensch hatte je etwas Ähnliches gesehen. Der Fall war so verrückt, dass ich fürs JFS einen Artikel darüber schrieb. Die Redaktion habe ich mit der Bitte um Neuvorlage bereits erhalten, bin aber zu den Kürzungen noch nicht gekommen, die die Redakteure vorgeschlagen haben. Willst du eine Kopie?«
    »Kannst du sie mir sofort schicken?«
    »Klar.«
    Ich gab Chris die Nummer und eilte zur Rezeption. Wenige Minuten später kam sein Artikel durch.
    Ein ungewöhnlicher Erschießungstod unter Beteiligung eines längs verlaufenden Schusskanals durch einen einzelnen Aufrichtmuskel.
    Vierundzwanzig Seiten. Ich war einer Meinung mit den Redakteuren. Zu lang.
    Auf dem Rückweg in mein Labor überflog ich den Artikel. Eine sechsundachtzigjährige Frau wurde bei einem Picknick zum Vierten Juli zuletzt lebend gesehen ... Tochter fand die Verstorbene im Zustand fortgeschrittener Verwesung ... Fehlen von Organperforationen ... Fehlen von skelettalen Traumata ... Fehlen von metallischen Spuren ... Todesursache unklar ... Enkel des Opfers gestand Erschießung ...
    Mein Blick blieb an einem Satz in dem Abschnitt mit dem Titel Befunde der zweiten Autopsie hängen:
    Die Querschnittsektion demonstrierte einen einzelnen Schusskanal, der in Längsrichtung durch den rechten Aufrichtmuskel verlief.
    Obwohl mir Wut die Kehle zuschnürte, überflog ich den Rest .
    ... Orientierung der Wunde deutete daraufhin, dass das Opfer sich zur Zeit des Projektilaufpralls bewegte ... Todesursache neu bewertet als Mord ... Sehr selten ... Durchsicht der Literatur erbrachte keine dokumentierten Fälle ...
    Ich warf das Fax auf meinen Schreibtisch, und in meinem Kopf explodierte ein Feuerwerk der Gedanken.
    Der Schusskanal war außergewöhnlich selten und sehr schwer zu entdecken. Ayers hatte ihn bei Keiser übersehen. Chris hatte ihn bei seinem Chicagoer Fall übersehen. Beide sind erfahrene Pathologen.
    Briel hatte ihn entdeckt. Glück? Talent? Zufall? Keine Chance.
    Briel konnte von Chris' Fall nichts gelesen haben. Der Artikel war noch nicht gedruckt.
    Meine Internetsuche hatte in Bezug auf Briels Vergangenheit nichts erbracht. Sie behauptete, sie hätte nach der Promotion eine Reihe von Assistenzen absolviert. Vielleicht eine beim CCME?
    Mein Unterbewusstsein ließ noch ein Lämpchen aufblitzen.
    Der Traum von Freitagnacht. Die Tentakeln, die Rose Jurmains Skelett umwaberten, eine beschriftet mit den Initialen ML.
    Aber das stimmte nicht. ML hatte Lassies Knochen untersucht. Nicht Roses.
    Plötzlich fühlte die Haut auf meinem Gesicht sich sehr straff an.
    Briel war scharf auf Anthropologie. Sie hatte einen Schnellkurs gemacht. Hatte sich für die

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