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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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zungenseitigen Oberfläche des mesiolingualen Höckers auf dem oberen zweiten Backenzahn.
    Ich nahm den permanenten Backenzahn zur Hand. Kein Carabelli.
    Merkwürdig, aber keine große Sache. Die Variation kommt am häufigsten bei permanenten, oberen, ersten Backenzähnen vor, kann aber auch bei zweiten Baby-Backenzähnen vorhanden sein.
    Carabellis Höcker tritt bei verschiedenen Populationen in unterschiedlicher Häufigkeit auf, den höchsten Prozentsatz findet man bei Europäern. Sein Vorhandensein deutete daraufhin, dass das Kind vom Lac Saint-Jean wahrscheinlich weiß war. Das hatte ich bereits vermutet. Die Variante war kaum mehr als ein Kuriosum.
    Frustriert steckte ich die Zähne in ihr Röhrchen zurück. Dann ging ich auf und ab, und die Gedanken schwirrten mir wie Wespen durchs Hirn.
    Briel hatte Anthropologie gemacht, obwohl sie eine Ausbildung als Pathologin hatte. Bei Überresten bestand jetzt die Gefahr einer falschen Identifikation. Briels Motive waren unwichtig. Ich musste Hubert ihre Untauglichkeit beweisen. Verhindern, dass sie weiter ihre professionelle Kompetenz überschritt.
    An einem Daumennagel kauend, ging ich noch einmal alle Fakten durch.
    Achille Gouvrard war weiß. Das männliche Skelett hatte Merkmale, die auf eine indianische Abstammung hindeuteten.
    Richard Blackwater war zur Hälfte Montagnais.
    Achille Gouvrard hatte Schrapnellsplitter im rechten Überschenkelknochen gehabt. Der Mann auf meinem Tisch nicht.
    Claire Clemenceau war ein gesundes Kind gewesen.
    Die Milchzähne des jüngeren Kindes zeigten TetracyclinVerfärbung. Das war offensichtlich. Und doch hatte ich es bei meiner ersten Untersuchung übersehen.
    Claire Clemenceau war wahrscheinlich nie bei einem Zahnarzt gewesen.
    Das Kind auf meinem Tisch hatte eine Füllung. Einen Carabelli-Höcker auf einem Milchzahn.
    Das brachte nichts.
    Aber ich hatte auch das übersehen. Oder hatte ich das wirklich?
    Briel fand den Schusskanal.
    Briel fand die Fingerglieder.
    Briel fand die Verfärbung.
    Die Wahrheit brach sich Bahn. Ich wusste, was passiert war.
    Und was ich tun musste, um es zu beweisen.

37
    Ich verließ mein Labor und schaute auf die Anschlagtafel am Ende des Korridors. Neben Briels Name stand die Abkürzung AM. Absence motivée.
    Briel hatte um einen Tag Urlaub gebeten. Ausgezeichnet.
    Ich ging weiter in die Verwaltung. Mit der Behauptung, ich brauche eine Akte, bat ich um einen Schlüssel zu LaManches Büro. Das war nichts Ungewöhnliches. Da der Chef krank war, benötigten die Pathologen und ich Dossiers aus seinem Büro.
    Meine Uhr zeigte zehn vor zwölf. Ich kehrte in mein Büro zurück und zwang mich zu warten. Zwanzig Minuten. Dann würden meine Kollegen Frühstücksfleisch und Mikrowellenpizza verschlingen.
    Ich hatte mich verschätzt. Bereits nach zehn Minuten war der gerichtsmedizinische Flügel verlassen.
    Schnell ging ich in LaManches Büro und nahm seinen Generalschlüssel vom Schreibtisch. Damit öffnete ich die Tür zu Briels Büro, schloss sie wieder und fing an zu suchen.
    Der Schreibtisch ergab nichts.
    Ich arbeitete mich durch die Bücherregale, das Sideboard.
    Noch immer nichts.
    Meine Handflächen waren feucht. Ich kam mir vor wie ein Dieb.
    Mit fahrigen Bewegungen zog ich die Schubladen des ersten Aktenschranks auf. Nada.
    Des zweiten. Null.
    Mein Blick huschte zu dem kleinen Fenster neben der Tür.
    Durch die Jalousie entdeckte ich keine Bewegungen im Gang.
    Tief durchatmen.
    Ich machte mich an den dritten Aktenschrank. Und stieß auf Gold.
    Der Ziploc-Beutel lag in der untersten Schublade, in einer Lücke hinter der letzten Abtrennung. In dem Beutel waren mindestens vierzig Zähne. Mich innerlich selber beglückwünschend, schloss ich ab und legte den Schlüssel des Chefs an seinen Platz zurück.
    Wieder in meinem Labor, breitete ich die Sammlung auf meiner Schreibunterlage aus. Und sackte enttäuscht zusammen.
    In dem Beutel befand sich kein einziger Milchzahn, ob mit oder ohne Flecke.
    Hatte ich mich geirrt? Briel falsch eingeschätzt? Suchte ich nur verzweifelt einen Weg, um meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen?
    Wie zuvor wanderte mein Blick nun zu dem Fenster über meinem Schreibtisch. Eine Eisblume wuchs in einer unteren Ecke des Glases. Ich sah ein Pony. Eine Eule. Das Gesicht eines alten Mannes.
    Ich dachte an Katy, an unsere Wolkenspiele, als sie noch ein kleines Mädchen war. Ich sehnte mich zurück, stellte mir vor, an einem Sommernachmittag auf dem Rücken im Gras zu liegen.
    Dann

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