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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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atmete ein paar Mal. Dann ging ich, tief geduckt und mit ausgestreckten Armen, unter Schmerzen rückwärts.
    Ich war nicht weit von der Öffnung des Grabs entfernt gelandet. Ich ertastete die Wand mit meinen Händen.
    Ich war in einer röhrenartigen Struktur aus Ziegeln mit einem leichten Bodengefälle. Der Grabeingang befand sich auf einer Seite der Röhre dicht unter der Decke.
    Das Krabbeln war jetzt näher, deutlicher. Ich zitterte vor Kälte und Ekel.
    Die Röhre führt irgendwohin. Folge ihr.
    Die Wand sowohl als Orientierung wie als Stütze benutzend, humpelte ich durch die Dunkelheit.
    Die Luft war feucht, der Boden unter meinen Füßen glitschig.
    Ich stellte mir rote Knopfaugen vor. Nackte Schwänze. Gelbe, gefletschte Zähne in spitzen Schnauzen. Ich musste meine Finger zwingen, am Mauerwerk zu bleiben.
    Der Gestank war überwältigend, eine Mischung aus Müll, Fäkalien und Schlamm. War ich in einer Aliflussröhre? Einem Abwasserkanal?
    Ja. Es musste ein Abwasserkanal sein. Aktiv? Aufgelassen?
    Ein plötzlicher, entsetzter Gedanke.
    In den älteren Vierteln verlässt sich Montreal auf ein kombiniertes Ableitungssystem, in dem Abwasser und Regenwasser in denselben Röhren fließen.
    Die Luft war kalt.Welche Wetterbedingungen herrschten oben?
    Schnee? Graupel? War es zu kalt für Regen?
    Konnte einen Woge schwarzen Wassers plötzlich den Raum fluten, in dem ich mich befand? Würde es mich strömungs abwärts tragen oder mich ertränken?
    Was stimmte mit meinem Hirn nicht? Warum dachte ich über Montreals Kanalsystem nach, konnte mich aber nicht erinnern, was mich in diese Hölle gebracht hatte?
    Denk nach. Denk nach.
    Wieder unvermittelt aufblitzende Bilder.
    Das Oka-Skelett. Die Leiche aus Memphrémagog. Ich machte noch fünf quälende Schritte. Sieben. Namen.
    Rose Jurmain. Christelle Villejoin. Anne-Isabelle. Marilyn Keiser. Neun.
    Dann stieß meine Hand ins Leere.
    Mit hämmerndem Herzen riss ich sie zurück. Irgendetwas rollte. Traf auf Ziegel.
    Ein anämischer gelber Strahl warf einen Pfeil auf den Boden.
    Ich blinzelte in das erste Licht, das ich seit Stunden gesehen hatte.
    Tagen?
    O mein Gott, ja. Ja!
    Ich schnellte vor und packte die Taschenlampe. Der Strahl flackerte.
    Bitte!
    Ich schraubte das Gehäusefester zu. Der Strahl stabilisierte sich. Ich richtete ihn auf die Umgebung meiner Füße.
    Schmutzwasser stand in Pfützen auf dem dem Ziegelboden, im blassgelben Schein wirkte es schillernd schwarz.
    Ich ließ die Lampe die Wölbung der Wand hochwandern.
    Das kleine Oval tanzte in meiner zitternden Hand. Huschte über die Nische, in der die 7àschenlampe gelegen hatte. Bis auf Rattenkötel war der kleine Hohlraum leer.
    Ich richtete den Strahl noch oben.
    Schlammverkrustetes Ziegelwerk wölbte sich über meinem Kopf Nicht gut. Was immer hier durchfloss, musste manchmal die gesamte Röhre ausfüllen. Der Tunnel, den ich gebückt durchwanderte, hatte nicht mehr als knapp eineinhalb Meter Durchmesser.
    Ich richtete den Strahl auf die Dunkelheit vor mir. Nach knapp zwei Metern verschluckte ihn die Schwärze.
    Ein Zittern lief durch meinen Körper. Meine Zähne klapperten. Beweg dich. Du musst dich bewegen.
    Ich schleppte mich weiter, stützte mich an der Wand ab und schwenkte die Taschenlampe von einer Seite zur anderen. Der schwache Strahl fing bereits wieder zu flackern an.
    Bei jedem Schritt spürte ich mehr Nässe, mehr Widerstand an meinen Füßen. Die Pfützen verschmolzen miteinander. Das Wasser umspielte die Seiten meiner Sohlen. Abwasserkanäle müssen sich doch in irgendwas entleeren.
    Gott, bitte, lass mich nicht strömungsaufwärts laufen.
    Hin und wieder blieb ich stehen, um einen Finger ins Wasser zu tauchen. Stieg der Wasserstand? Sollte ich umkehren? vor mir ein leises Rauschen, das ich eher spürte als hörte, wie von Flügeln, die irgendwo in der Dunkelheit schlugen.
    Ein Schwenk der Taschenlampe erhellte eine Armada von winzigen Köpfen, die auf der schlierigen Oberfläche trieben. Ich humpelte weiter und weigerte mich einfach, darüber nachzudenken, was da zu meinen Füßen schwamm.
    Das dreckige Wasser. Die Ratten. Die Wut und die Angst. Was immer auch der Auslöser war, plötzlich stürzten Erinnerungen wie Puzzlestücke auf mich ein.
    Adamski.
    Claudel. Ryan.
    Das Geständnis.
    Ich schleppte mich weiter.
    Das Wasser bedeckte meine Schuhbänder. Die fehlenden Fingerglieder.
    Die Backenzähne vom Lac Saint-Jean. Marie-Andréa Briel. Miranda Leaver. Sebastien Raines.
    Hatte Raines

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