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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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kleinen Finger zu. Die Knochen der normalen Finger sind größer als die der Zehen. Sie sind außerdem flacher auf der Innenseite und gerundeter auf der Außenseite, die Schäfte sind kürzer und seitlich weniger zusammengedrückt.
    Bei der Anordnung spielen die Gelenke die Hauptrolle. Am proximalen Ende hat ein Glied der ersten Reihe eine konkave, ovale Oberfläche für die Verbindung mit einem Mittelfuß- oder einem Mittelhandknochen. Am distalen Ende befinden sich doppelte Rundungen. Ein Glied der zweiten Reihe hat Doppelrundungen am distalen und doppelte Konkavflächen am proximalen Ende. Ein Glied der dritten Reihe hat zwei Konkavflächen am vorderen und eine zulaufende Spitze am hinteren Ende.
    Ich legte die achtundzwanzig Fingerknochen beiseite und sortierte die Zehenglieder nach ihrer Position. Danach bestimmte ich die einzelnen Zehen, von zwei bis fünf. Dann trennte ich die rechten von den linken.
    Das meine ich mit mühselig.
    Als ich mit den Füßen fertig war, hatte ich einen steifen Rücken, und mein Gesicht juckte unter der Maske. Ich streckte eben die Arme über den Kopf, als ich meinte, draußen im Gang eine Bewegung zu hören.
    Ich schaute auf die Wanduhr. 18:40.
    Ich schaute durch die Tür in beide Richtungen. Keine Menschenseele.
    Zurück zum Tisch.
    Saturday-night loser. Gedanken an Ebenezer Scrooge kamen mir in den Sinn.
    »Fa la la la.« Mein Trällern hallte freudlos durch den leeren Saal.
    Ich sortierte eben Finger, als ich das gedämpfte Klacken von Metall hörte.
    Wieder schaute ich in den Gang. Wieder war er leer.
    Ein Drucker, der sich neu kalibrierte? Ein Kühlaggregat, das sich einschaltete?
    Der Geist der künftigen Weihnachten, der sich anschlich, um mir in den Hintern zu treten?
    Verspannt und gereizt wandte ich mich wieder den Fingern zu. Ich wollte so schnell wie möglich fertig werden. Um nach Hause zu fahren, etwas zu essen und vielleicht ein gutes Buch zu lesen. Alexander McCall Smith. Oder Nora Roberts. Eine Geschichte, die weit entfernt war von diesem Paralleluniversum des Todes.
    Dann fiel es mir wieder ein. Ich hatte kein Auto, weil ich mit Ryan gefahren war. Ich würde die Metro nehmen müssen.
    Scheiße.
    Und draußen hatte es wahrscheinlich eine Million Grad unter Null.
    Scheiße. Scheiße.
    Während ich weiterarbeitete, wurde meine Stimmung immer schwärzer. Mir fiel ein, dass ich keine frischen Lebensmittel in der Wohnung hatte. Das Abendessen würde eine tiefgefrorene tourtière sein.
    Und ich würde allein essen. Birdie war in North Carolina.
    Katy ebenfalls. Da ich eigentlich gar nicht in Montreal sein sollte, hatte Ryan Charlie bei sich zu Hause.
    Wo war Ryan? Wahrscheinlich beim Essen und Trinken mit Freunden? Oder vielleicht gemütlich vor dem Kamin mit seiner Ex.
    Aber Ryan hatte geschworen, dass er und Lutetia wieder Geschichte waren. Wirklich?
    Egal. Dieser Zug war abgefahren. Wirklich?
    Meine Augen brannten, und mein Rücken war total verkrampft. Ich musste mich zur Konzentration zwingen.
    Ohne dass ich es wollte, ging mir ein Liedtext durch den Kopf.
    l'll have a blue christmas without you ... Ja, ohne dich wird Weinachten ziemlich einsam sein.
    Mein Blick schweifte durch den Saal. Nirgendwo ein Strumpf oder ein fröhlicher Weihnachtsmann.
    Zehn Tage vor Weihnachten war ich allein in der Leichenhalle.
    Zu Hause würde ich ebenfalls allein sein.
    Was soll's. Ich schwor mir, morgen früh Ryan anzurufen und ihn um den Vogel zu bitten. Ein Papagei war besser als gar keine Gesellschaft. Vielleicht konnten wir beide ja miteinander Weihnachtslieder singen.
    »Four calling birds, three French hens ... «, sang ich. Ja, die gefiederten Freunde.
    Vergiss Lametta und Stechpalmenzweige. Was sagte Dickens?
    Weihnachten muss man im Herzen feiern. Gut. Ich würde den Rat des alten Charlie befolgen.
    O Mann.
    Charlie. Charlie.
    Bis zu diesem Augenblick war mir die Namensgleichheit noch gar nicht aufgefallen.
    Charlie, mein Papagei. Charlie, meine alte Highschool-Liebe, jetzt Anwalt im Büro des Mecklenburg County Public Defenders in Charlotte.
    Charlie und ich hatten kaum angefangen, uns wieder zu sehen, als ich, wie immer Ende November, für einige Wochen nach Montreal musste. Und um ehrlich zu sein, unser erstes Rendezvous war nicht gerade gut verlaufen.
    Und das ist noch gelinde gesagt. Ich hatte die Zügel schleifen lassen, mich mit Merlot abgefüllt und den Kerl eine ganze Woche lang nicht einmal angerufen.
    Ich stellte mir Charlie Hunt vor, Basketballspieler, groß,

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