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Das graue distinguierte Leichentuch: Roman

Titel: Das graue distinguierte Leichentuch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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sieht fast so aus, als ob jemand in Eurem geschniegelten Büro gesagt hätte: »Na ja, der olle Cubby Burke leckt sich schon wieder die Lippen holen wir die Reklamewurstmaschine hervor. Ein paar hübsche Bilder und vor allem saftige Sprüche wie ›vitamingesättigte Güte‹, dann ist er schon zufrieden. Schließlich ist er ja bloß ein Baby­-Nahrungs-Farmer und hat von Werbung keinen Schimmer.«
    Lieber Gordy, viel verstehe ich nicht, aber mein gesunder Menschenverstand sagt mir, daß Ihr Leute zu schlampen be­ginnt. Was bleibt mir übrig, als das Zeug einzupacken und zu­rückzuschicken? Vielleicht könnt Ihr Leute in den nächsten Ta­gen mit einem richtigen Knüller aufwarten. Das würde mich mächtig freuen. Alle Hochachtung vor Ihren Leuten, und mit dem braven Hummer Hagerty bin ich seit Jahren befreundet.
    Aber Geschäft ist Geschäft, wie man so sagt, und schon seit lan­gem klopfen eine Menge recht tüchtiger Agenturen bei mir an. Vielleicht ist die Zeit gekommen, es mit ihnen zu versuchen.
    Also, Gordy, jetzt sind Sie am Ball. Übrigens: ich habe es sehr genossen, gestern abend Ihre reizende Frau Gemahlin ken­nenzulernen.
    Wenn alles gut geht, können wir uns vielleicht gelegentlich einmal bei mir zu Hause treffen.
    Mit besten Wünschen
    Cubby
    Die Mappe enthielt weitere unangenehme Briefe, aber allmäh­lich hatte Burke an dem neuen Plan Gefallen gefunden. Einer der Briefe, die Gordon an Burke gerichtet hatte, lautete:
    Lieber Cubby,
    ich freue mich, Ihnen sagen zu dürfen, daß die Sache jetzt ins Rollen gekommen ist. Die ersten Aufnahmen der Clarkes haben wir für morgen früh angesetzt und den Auftrag einem erstklassi­gen Fotografen namens Robert Bernstein anvertraut.
    Wie Sie wissen, hatten wir ursprünglich zwei Paare mit einbe­zogen – die Clarkes und die Addisons – für den Fall, daß bei einer der Geburten ein Unglück passierte. Ich muß zu meinem Bedauern mitteilen, daß Mrs. Addisons Baby gestern verfrüht zur Welt gekommen ist. Damit sind die Addisons automatisch ausgeschieden. Das Baby, ein Sechsmonatskind, liegt in einem Brutkasten. Wir sind nicht der Meinung, daß das Burke-Baby bei seiner Geburt nur fünf Pfund wiegen sollte.
    Wir hoffen jedoch zuversichtlich, daß das Baby der Clarkes unsere Erwartungen erfüllen wird. Wie Sie aus dem ›Fahrplan‹ ersehen, werden wir die Anzeigen erst drei Monate nach der Geburt einrücken lassen und uns dadurch zusätzlich gegen Pan­nen sichern. Was die von Ihnen gewünschten Textänderungen betrifft: Unserer Meinung nach ist der Ausdruck ›vitamingesättigte Güte‹...«
    Dave ging die restliche Korrespondenz durch und stellte fest, daß der Ton in Burkes Briefen immer freundlicher wurde.
    Ganz unten in der Mappe lag ein Stoß finanzieller Aufstellun­gen, die sich auf das Konto der Firma ›Burke-Baby-Foods‹ be­zogen. Dave hatte nie sehr viel von Buchhaltung verstanden. Er sah die Zahlen nur flüchtig durch. Eine aber machte ihn durch ihre Größe stutzig.
    A. G.. $ 125.000
    Die Initialen bereiteten Dave Kopfzerbrechen. Er ging die Zeitschriftenliste durch, ohne einen Titel zu finden, auf den die Initialen sich hätten beziehen können. Dann sah er sich die Ab­rechnungen etwas sorgfältiger an und versuchte, die Buchstaben A. G. zu finden. Sie tauchten nirgends mehr auf.
    Dave griff nach dem Hörer und rief Elaine, Gordon Taits Se­kretärin, an.
    »A. G.?« erwiderte sie. »Bedaure, Mr. Robbins. Mir sagen diese Buchstaben nichts.«
    »Wirklich nicht? Es handelt sich um eine ganze Menge Geld. Vielleicht hat Gordon einen Privatcode.«
    »Das glaube ich kaum«, erklärte sie hochnäsig. »Mr. Tait würde mich darüber informiert haben. Er pflegt mir alles zu er­zählen.«
    »Zweifellos. Auf jeden Fall vielen Dank, Elaine.«
    Er hängte auf und trommelte mit den Fingern auf dem Lösch­blatt. Es war wirklich eine verteufelte Menge Geld: das mußte doch irgendwo verbucht sein. Dieses Wort erinnerte ihn an She- plow, den Kassenverwalter der Firma. Dave begab sich in sein Büro.
    Sheplow saß über einem Stoß Banknoten, die er durch die sauberste, funkelndste Brille der ganzen Welt musterte, eine so blitzblanke Fassade, daß man die sanften braunen Augen dahin­ter gar nicht bemerkte. Wenn er sprach, tickte sein falsches Ge­biß wie eine Rechenmaschine.
    Er begrüßte Dave mißtrauisch. Alle seine Besucher behandel­te Sheplow voller Mißtrauen. Wie so viele Kassierer identifizier­te er sich persönlich mit dem Kassenbestand der Firma,

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