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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Rogers hatte festschnallen wollen, fiel ihm aus den schlaffen Händen, und ein krampfhaftes Beben erschütterte ihn von Kopf bis Fuß. Er hätte ja wissen können, daß dieser Ort ihn genau wie Rogers zum Wahnsinn treiben würde, und nun war er tatsächlich wahnsinnig geworden. Er war wahnsinnig, denn jetzt überfielen ihn Halluzinationen, die noch weit unheimlicher waren als alles, was ihn in den frühen Nachtstunden heimgesucht hatte. Der Wahnsinnige hatte ihn aufgefordert, auf das Plätschern eines mythischen Monsters in einem Wasserloch hinter der Tür zu horchen und nun, Gott war sein Zeuge, hörte er es tatsächlich! Rogers sah, wie das Grauen sich über Jones’ Gesicht legte und es zu einer starren Maske der Angst verzerrte. Er kicherte.
    »Jetzt glauben Sie mir endlich, Sie Narr! Jetzt endlich begreifen Sie! Sie hören Es, und Es kommt! Geben Sie mir die Schlüssel, Sie Narr wir müssen Ihm huldigen und Ihm dienen!«
    Aber Jones konnte nicht mehr auf menschliche Worte achten, mochten sie irrsinnig oder vernünftig sein. Schreckensstarr stander da, nur halb bei Bewußtsein, und schauerliche Bilder zogen in rasender Folge vor seinem inneren Auge vorüber. Es plätscherte tatsächlich. Er hörte tatsächlich ein Tappen oder Schlurfen wie von großen nassen Tatzen auf einer harten Unterlage. Kein Zweifel, irgend etwas näherte sich. Aus den Rissen in der» abscheulichen Holztür stieg ihm ein stechender, tierischer Geruch in die Nase, ähnlich und doch auch wieder unähnlich dem in den Raubtiergehegen des Zoologischen Gartens im Regent’s Park.
    Er merkte nicht, ob Rogers sprach oder nicht. Alles Reale war verblaßt, und er war zum hilflosen Opfer von Träumen und Halluzinationen geworden, die so unnatürlich waren, daß sie fast objektiv und von ihm losgelöst waren. Er meinte aus dem unbekannten Abgrund hinter der Tür ein Schnüffeln oder Schnauben zu hören, und als ein plötzliches Bellen oder Trompeten an seine Ohren drang, wußte er nicht, ob es von dem gefesselten Wahnsinnigen kam, dessen Bild vor seinen Augen
    verschwamm. Das Foto von jenem verfluchten Ungeheuer tauchte immer wieder in seiner Vorstellung auf. Ein solches Wesen hatte kein Recht, am Leben zu sein, denn hatte es ihn nicht zum Wahnsinn getrieben?
    Während er noch überlegte, bedrängte ihn ein weiterer Beweis für seinen Wahnsinn. Irgend etwas schien am Riegel der verschlossenen Tür zu zerren. Es tappte und kratzte und rüttelte an den Planken. Die Tür erzitterte immer wieder wie unter einem weichen, gewichtigen Anprall, und das dumpfe Geräusch wurde immer lauter. Der Gestank war entsetzlich. Und jetzt wurde der von innen geführte Angriff gegen die Tür so bösartig und heftig, daß die Planken wie unter den Stößen einer
    Belagerungsmaschine erbebten. Ein ominöses Knacken war zu hören Holz splitterte -würgender Gestank breitete sich aus eine Planke brach heraus -eine schwarze Tatze mit einer krebsartigen Schere … »Hilfe! Hilfe! Gott helfe mir! … Aaaaaa! …« Vage erinnert sich Jones noch daran, daß seine Schreckensstarre jählings in eine wilde, kopflose Flucht umschlug, wie man sie nur aus den schlimmsten Alpträumen kennt. Offenbar rannte er wie von Furien gehetzt durch die schauerliche Krypta, riß die Tür nach draußen auf, die hinter ihm krachend ins Schloß fiel, hastete die ausgetretene Steintreppe hinauf und raste ziellos und wie besessen aus dem dumpfen gepflasterten Hinterhof hinaus auf die schmutzigen Straßen von Southwark. Hier endet seine Erinnerung. Er weiß nicht mehr, wie er nach Hause kam, jedoch deutete nichts darauf hin, daß er eine Kutsche anhielt. Wahrscheinlich legte er die ganze Strecke von blindem Instinkt getrieben laufend zurück über die Waterloo Bridge, den Strand entlang, an Charing Cross vorbei und über den Haymarket und durch die Regent Street in sein eigenes Viertel. Er hatte immer noch die kuriosen
    Museumskleider an, als er so weit zu sich kam, daß er den Arzt rufen konnte. Eine Woche später erlaubte ihm der Nervenspezialist, das Bett zu verlassen und im Freien spazierenzugehen.
    Aber er hatte den Ärzten nicht viel gesagt. Über seinem ganzen Erlebnis hing eine Wolke des Wahnsinns und des Alptraums, und er spürte, daß er sich nur durch Schweigen retten konnte. Als er wieder zu Kräften kam, ging er sorgfältig alle die Zeitungen durch, die sich seit jener schrecklichen Nacht angesammelt hatten, fand aber keinerlei Hinweis auf ungewöhnliche Vorgänge in dem Museum. Wie viel war

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