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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Aussichten sind insgesamt sehr gering.
    Absolut seltsam ist es, daß diese Fliege angesichts dieser unendlichen Weite Afrikas ausgerechnet in mein Zimmer geflogen sein soll! An einen Zufall kann man dabei kaum noch denken. Falls sie wiederkommt, werde ich sie ganz bestimmt töten. Ich wundere mich immer noch, daß sie mir heute entkommen konnte, denn
    normalerweise sind diese Biester außerordentlich dumm und leicht zu fangen. War es vielleicht doch nur eine Illusion ? Die Hitze macht mir in letzter Zeit mehr zu schaffen als je zuvor — noch mehr als seinerzeit oben in Uganda.
    16. Jan. Verliere ich den Verstand? Die Fliege kam heute mittag wieder und zeigte ein so ungewöhnliches Verhalten, daß ich mir keinen Reim darauf machen kann. Die einzige Erklärung ist, daß ich das Opfer von Wahnvorstellungen bin. Das Insekt tauchte aus dem Nichts auf und flog geradewegs zu meinem Bücherregal, wo es immer wieder vor einem Exemplar von Moores Dipteren Zentralund
    Südafrikaskreiste. Hin und wieder ließ es sich auf der Oberkante oder dem Rücken des Bandes nieder, und gelegentlich kam es auf mich zugeschossen, zog sich aber jedesmal wieder zurück, bevor ich mit einer zusammengefalteten Zeitung nach ihm schlagen konnte. Derart schlaues Verhalten ist bei den notorisch dummen afrikanischen Dipteren völlig unbekannt. Fast eine halbe Stunde lang versuchte ich, das verdammte Ding zu erwischen, aber schließlich entkam es doch durch ein Loch in dem Fliegengitter am Fenster, das mir nicht aufgefallen war. Manchmal hatte ich fast den Eindruck, daß es sich über mich lustig machen wollte, indem es sich in die Reichweite meiner Waffe begab und dann behende auswich, als ich zuschlug. Ich muß achtgeben, daß ich den Verstand nicht verliere.
    17. Jan. Entweder ich bin verrückt, oder die Gesetze der Wahrscheinlichkeit, wie wir sie kennen, sind auf dieser Welt außer Kraft gesetzt. Diese verfluchte Fliege kam kurz vor Mittag von irgendwoher ins Zimmer geflogen und umsummte abermals das Exemplar von Moores Dipterenin meinem Bücherregal. Wieder versuchte ich, sie zu fangen, und wieder erging es mir nicht anders als gestern. Schließlich flog das widerwärtige Insekt zu dem offenen Tintenfaß auf meinem Tisch und tauchte sich ein nur die Beine und den Thorax, nicht jedoch die Flügel. Dann flog es zur Decke hinauf, an der es dann in einem Bogen entlangkroch, so daß es eine Tintenspur hinterließ. Nach einer Weile vollführte es einen kleinen Sprung und hinterließ einen einzelnen Tintenpunkt, der mit der Spur nicht zusammenhing;
    dann ließ es sich direkt vor meinem Gesicht herabfallen und summte davon, bevor ich es fangen konnte.
    Die ganze Geschichte kam mir monströs und unheimlich vor, obwohl ich mir selbst nicht erklären kann, warum. Als ich die Tintenspur an der Decke aus verschiedenen Blickrichtungen betrachtete, kam sie mir immer bekannter vor, und dann dämmerte es mir plötzlich, daß sie ein perfektes Fragezeichen darstellte. Kann man sich ein Zeichen denken, das auf bösartigere Weise zu der Situation gepaßt hätte ? Es ist ein Wunder, daß ich nicht in Ohnmacht fiel. Die Hotelangestellten haben es bis jetzt noch nicht bemerkt. Ich habe am Nachmittag und am Abend die Fliege nicht gesehen, habe jedoch mein Tintenfaß zugeschraubt. Ich glaube, die Untat, die ich an Moore begangen habe, rächt sich jetzt und erregt mir makabre Halluzinationen. Vielleicht gibt es diese Fliege überhaupt nicht.
    18. Jan. In welche Hölle eines Wirklichkeit gewordenen Alptraums bin ich gestürzt! Was heute geschah ist etwas, was normalerweise nicht geschehen könnte und doch hat auch ein Hotelangestellter die Zeichen an der Decke gesehen und mir bestätigt, daß sie wirklich da sind.Als ich heute vormittag gegen elf an einem Manuskript arbeitete, sah ich etwas blitzschnell in meinem Tintenfaß verschwinden und wieder herauskommen, bevor ich nachsehen konnte, was es war. Als ich aufschaute, sah ich diese teuflische Fliege wieder an der Decke entlangkriechen und gewundene Tintenspuren hinterlassen. Ich konnte nichts dagegen tun, faltete aber eine Zeitung, um die Kreatur zu erschlagen, falls sie sich nahe genug heranwagen sollte. Als sie mehrere Bögen an die Decke gemalt hatte, flog sie in eine dunkle Ecke und verschwand, und als ich zu der nun noch mehr verunstalteten weißen Fläche aufschaute, sah ich, daß die neue Tintenspur unverkennbar eine riesige Ziffer 5 bildete!
    Eine Zeitlang war ich fast bewußtlos von einer Welle namenlosen

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