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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Drahtgeflecht nicht.Statt dessen ging es auf Abstand und begann, in Kreisen herumzusummen jeweils zwei hintereinander,und dann machte es eine Pause. Nachdem es dies mehrmals wiederholt hatte, flog es über die Dächer der Stadt davon. Meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt, denn diese
    Andeutungen von Zahlenlassen eine grauenhafte Deutung zu. Am Montag war es die Zahl fünf,am Dienstag vier,am Mittwoch drei,und heute ist die zweian der Reihe. Fünf, vier, drei, zwei -was kann das anderes bedeuten, als ein monströses Abzählen der Tage?Zu welchem Zweck, das können nur die bösen Mächte des Universums wissen. Ich habe den ganzen Nachmittag damit verbracht, meine Koffer zu packen und aufzugeben, und jetzt habe ich den Nachtexpreß nach Bloemfontein genommen. Flucht mag zwecklos sein, aber was bleibt mir sonst übrig?
    22. Jan. Bin im Orange Hotel in Bloemfontein abgestiegen, einem komfortablen, tadellos geführten Haus, aber das grausige Insekt ist mir gefolgt. Ich hatte alle Türen und Fenster geschlossen, alle Schlüssellöcher verstopft, überall nach Fugen und Ritzen gesucht und alle Rollos heruntergezogen, aber kurz vor Mittag hörte ich ein dumpfes Klopfen an einem der Fliegengitter vor dem Fenster. Ich wartete, und nach einer langen Pause kam noch ein Klopfen. Eine zweite Pause und noch einmal ein einzelnes Klopfen. Ich ließ das Rollo hoch und sah wie erwartet diese vermaledeite Fliege. Sie beschrieb einen einzigen großen, langsamen Kreis in der Luft und flog dann davon. Ich war bis ins Mark erschüttert und mußte mich auf die Couch legen. Eins!Das war eindeutig der Inhalt dieser letzten Botschaft des Monsters. Ein Klopfen, einKreis. Bedeutete dies, daß mir noch einTag bis zu einem unsäglichen Ende blieb ? Sollte ich abermals fliehen oder mich hier verbarrikadieren, indem ich das Zimmer hermetisch abdichtete?
    Nachdem ich eine Stunde geruht hatte, fühlte ich mich in der Lage, etwas zu unternehmen, und bestellte einen großen Vorrat an Konservendosen und
    abgepackten Lebensmitteln, außerdem Bettwäsche und Handtücher. Morgen werde ich unter keinen Umständen irgendeine Tür oder ein Fenster öffnen. Der Schwarze, der die Lebensmittel und die Wäsche brachte, warf mir einen sonderbaren Blick zu, aber es ist mir längst gleichgültig, wie exzentrisch oder wahnsinnig ich anderen erscheine. Ich werde von Mächten verfolgt, die viel schlimmer sind als der Spott der Menschen. Als ich meine Vorräte bekommen hatte, untersuchte ich jeden Quadratmillimeter der Wände und verstopfte auch die kleinste Öffnung, die ich finden konnte. Nun endlich werde ich wieder einmal richtig ausschlafen können.
    [An dieser Stelle wird die Handschrift unregelmäßig, fahrig und fast unleserlich.]
    23. Jan. Es ist kurz vor Mittag, und ich spüre, daß etwas Schreckliches geschehen wird. Ich habe letzte Nacht nicht so gut geschlafen, wie ich dachte, obwohl ich in der vorangegangenen Nacht im Zug kaum ein Auge zugetan hatte. Ich stand früh auf und hatte Schwierigkeiten, mich auf irgend etwas zu konzentrieren, sei es Lesen oder Schreiben. Dieses langsame, überlegte Abzählen der Tage ist zuviel für mich. Ich weiß nicht, was nun wirklich aus den Fugen geraten ist die Natur oder mein Kopf. Ungefähr bis um elf tat ich kaum etwas anderes, als im Zimmer auf und ab zu gehen.

    Dann hörte ich etwas in den Lebensmittelpäckchen rascheln, die mir gestern gebracht wurden, und diese dämonische Fliege kam vor meinen Augen
    herausgekrochen. Ich griff mir etwas Flaches und schlug trotz meiner hysterischen Angst nach dem Ding, aber wie üblich ohne Erfolg. Wenn ich auf es zuging, wich mir dieses blaugeflügelte Horrorwesen wie gewöhnlich aus, flog zum Tisch, auf dem ich meine Bücher gestapelt hatte, und ließ sich für eine Sekunde auf Moores Dipteren Zentralund Südafrikasnieder. Als ich ihm folgte, flog es zur Uhr auf dem Kaminsims und setzte sich auf das Zifferblatt dicht neben die Zahl zwölf. Ehe ich mich versah, begann es ganz langsam und zielbewußt in der Richtung, in der die Zeiger laufen, um das Zifferblatt zu kriechen. Es krabbelte unter dem Minutenzeiger hindurch, beschrieb den Bogen nach unten und nach oben, krabbelte unter dem Stundenzeiger durch und blieb schließlich genau auf der Zahl zwölf stehen. Don ließ es mit einem summenden Geräusch seine Flügel flattern.
    Soll das irgendein Vorzeichen sein? Ich bin schon so abergläubisch wie die Schwarzen. Es ist jetzt kurz nach elf! Ist mir für zwölf Uhr das Ende

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