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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Entsetzens, die ich mir nicht restlos erklären konnte. Dann nahm ich all meine Entschlußkraft zusammen und wurde aktiv. Ich ging in eine Apotheke und kaufte mir etwas Klebstoff und andere Dinge, die man zur Herstellung einer klebrigen Falle braucht; außerdem beschaffte ich mir ein zweites Tintenfaß. In mein Zimmer zurückgekehrt, füllte ich mein neues Tintenfaß mit der klebrigen Flüssigkeit, stellte es an die Stelle, wo das alte gestanden hatte, und ließ es offen. Dann versuchte ich mich auf ein Buch zu konzentrieren. Ungefähr um drei Uhr hörte ich das verfluchte Insekt wieder und sah, wie es das neue Tintenfaß umkreiste. Es schwebte bis dicht über die klebrige Oberfläche herab, berührte diese aber nicht und schoß dann in gerader Linie auf mich zu, zog sich aber wieder zurück, bevor ich nach ihm schlagen konnte. Dann flog es zum Bücherregal hinüber und umkreiste Moores Abhandlung. Es ist zutiefst beunruhigend und diabolisch, wie es den Eindringling immer wieder zu diesem Buch zieht.
    Das Schlimmste kam am Schluß. Das Insekt löste sich von Moores Buch, flog hinüber zum offenen Fenster und begann, rhythmisch gegen das Drahtgeflecht zu fliegen. Es prallte mehrmals kurz hintereinander dagegen, machte dann eine Pause, prallte wieder mehrmals dagegen usw. Eine Zeitlang verfolgte ich wie gebannt dieses Schauspiel, doch dann ging ich zum Fenster hinüber, um das widerwärtige Ding endlich totzuschlagen, aber ich hatte wieder kein Glück. Das Ding flog einfach quer durchs Zimmer zu einer Lampe und begann auf dem steifen Lampenschirm den gleichen Rhythmus zu trommeln. Ich war der Verzweiflung nahe und ging daran, alle Türen und auch das Fenster zu schließen, in dessen Fliegengitter das unsichtbare Loch war. Es schien mir unerläßlich, dieses hartnäckige Wesen zu töten, dessen Verfolgung mich dem Wahnsinn nahebrachte. Das Trommeln ging immer noch weiter, und ich hatte wohl unbewußt mitgezählt, denn plötzlich fiel mir auf, daß jede der Serien genau /««/Schläge enthielt.
    Fünf die gleiche Zahl, die das Insekt heute vormittag mit Tinte an die Decke geschrieben hatte. Konnte da irgendein Zusammenhang bestehen? Ein wahnsinniger Gedanke, denn das hätte bedeutet, daß die Fliege mit menschlichem Verstand und der Kenntnis geschriebener Ziffern begabt gewesen wäre. Ein menschlicher Verstand erinnerte das nicht an die primitivsten Legenden der Schwarzen in Uganda? Aber da war ja auch noch diese teuflische Geschicklichkeit im Ausweichen vor meinen Schlägen, die im auffälligen Gegensatz zu der sonst unverkennbaren Dummheit dieser Insekten stand. Während ich meine zusammengefaltete Zeitung weglegte und mich mit wachsendem Grauen hinsetzte, schwirrte das Insekt zur Decke hinauf und verschwand durch ein Loch an der Stelle, wo das Heizungsrohr in das Zimmer über mir führte.
    Das Verschwinden der Fliege beruhigte mich nicht, denn ich zermarterte mir mit den abenteuerlichsten Spekulationen das Gehirn. Wenn diese Fliege tatsächlich mit menschlicher Intelligenz begabt war, woher kam dann diese Intelligenz? War etwa doch etwas Wahres an den Vorstellungen der Eingeborenen, daß diese Kreaturen die Persönlichkeit ihrer Opfer in sich aufnehmen, nachdem diese gestorben sind? Und falls dem so war, wessen Persönlichkeit hatte dann diese Fliege? Ich war schon zu dem Schluß gekommen, daß es sich um eines der Exemplare handeln mußte, die Moore an dem Tag entkommen waren, an dem er gestochen wurde. War dies der Todesbote, der Moore gestochen hatte? Wenn ja, was wollte das Insekt von mir?Was wollte es überhaupt von mir? Der kalte Schweiß brach mir aus, als mir einfiel, wie sich die Fliege, die Batta gebissen hatte, nach Battas Tod verhalten hatte. War ihre eigene Persönlichkeit durch die ihres toten Opfers ersetzt worden? Und dann war da diese sensationelle Meldung von der Fliege gewesen, die angeblich Dyson geweckt hatte, als Moore starb. Und was die Fliege betraf, die mich so hartnäckig quälte war es möglich, daß sie von einer rachelüsternen menschlichen Persönlichkeit angetrieben wurde ? Wie sie immer um Moores Buch herumsummte! Weiter wagte ich nicht zu denken. Ganz plötzlich bildete sich in mir die Gewißheit, daß dieses Insekt tatsächlich infiziert war, und zwar auf die virulenteste Weise. Angesichts der bösartigen Vorsätzlichkeit, die aus all seinen Bewegungen sprach, mußte es sich sicherlich in voller Absicht mit den tödlichsten Bazillen ganz Afrikas aufgeladen haben. Mein Verstand war

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