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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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offensichtlich, als daß man sie auf die Dauer hätte leugnen können, obwohl es mehrere akute Fälle gab und sich in den Zeltkolonien vor der Stadt infolge der katastrophalen sanitären Verhältnisse der Typhus ausbreitete. Die Stadtväter und die Redakteure der Zeitungen berieten sich und wurden aktiv; sie bedienten sich derselben Reporter, die so viel zur Entstehung der Panik beigetragen hatten, nun aber ihre Sensationslüsternheit in den Dienst der guten Sache stellten. Es erschienen Leitartikel und fiktive Interviews, in denen versichert wurde, Dr. Clarendon habe die Krankheit vollständig unter Kontrolle, und es sei absolut unmöglich, daß sie sich über die Mauern der Haftanstalt hinaus ausbreite. Durch ständige Wiederholung taten diese Berichte schließlich ihre Wirkung, und nachdem zuerst einige wenige die Rückkehr in die Stadt wagten, wurde schon bald ein breiter Strom daraus. Eines der ersten Symptome für die Normalisierung war der Beginn einer in den Zeitungen ausgetragenen Kontroverse, in der die jeweiligen Autoren die Schuld an der Panik den Gruppen oder Personen anlasteten, die ihrer Meinung nach dafür verantwortlich waren. Die zurückkehrenden Ärzte richteten Angriffe gegen Clarendon, versicherten der Öffentlichkeit, daß sie genauso in der Lage wären, das Fieber im Zaum zu halten, und warfen dem Anstaltsarzt vor, er habe nicht genug getan, um der Ausbreitung der Seuche in St. Quentin Einhalt zu gebieten. Clarendon habe, so behaupteten sie, viel mehr Todesfälle in Kauf genommen, als unvermeidlich gewesen wäre. Jeder Anfänger wisse, wie man Ansteckung bei fiebrigen Krankheiten verhindern könne, und falls dieser berühmte Gelehrte das nicht wisse, so offensichtlich deshalb, weil er aus wissenschaftlichem Ehrgeiz darauf aus sei, die Krankheit im fortgeschrittenen Stadium zu studieren, anstatt die gebotenen Maßnahmen einzuleiten, um die Opfer zu retten. Dieses Verhalten, so ließen sie durchblicken, mochte vielleicht bei überführten Mördern in einer Haftanstalt zu rechtfertigen sein, sicherlich aber nicht in San Francisco, wo ein Menschenleben immer noch als kostbar und unantastbar gelte. Diese und ähnliche Argumente wurden immer wieder vorgebracht, und die Zeitungen druckten alles bereitwillig ab, weil die Schärfe der Polemik, auf die Dr. Clarendon ja sicherlich reagieren würde, dazu beitrug, daß die Bevölkerung die Wirren der letzten Wochen vergaß und wieder Zuversicht gewann.
    Aber Clarendon meldete sich nicht zu Wort. Er lächelte nur, und sein merkwürdiger Assistent Surama ließ noch öfter als sonst sein dunkles, schildkrötenhaftes Glucksen hören. Clarendon war jetzt wieder öfter zu Hause, so daß die Reporter anfingen, das Tor in der großen Mauer zu belagern, die der Arzt um sein Haus hatte ziehen lassen, anstatt dem Direktor von St. Quentin auf die Nerven zu gehen. Allerdings erreichten sie hier auch nicht viel, denn Surama stellte eine unüberwindliche Barriere zwischen dem Arzt und der Außenwelt dar, selbst wenn es den Reportern einmal gelang, bis aufs Grundstück vorzudringen. Die Zeitungsleute, die ins Haus gelassen wurden, bekamen gelegentlich auch Clarendons absonderliche Dienerschaft zu sehen und beeilten sich, Surama und die abgehärmten Tibeter ausführlich zu beschreiben. Natürlich überboten sie sich gegenseitig mit Übertreibungen, und diese Publizität schadete dem Ansehen des großen Arztes beträchtlich. Die meisten Menschen hassen ja alles Ausgefallene, und Hunderte, die Clarendon Herzlosigkeit oder Unfähigkeit zu verzeihen bereit gewesen wären, verurteilten ihn wegen des grotesken Geschmacks, den er ihrer Meinung nach dadurch bewies, daß er sich mit dem rätselhaften Surama und den acht schwarzgekleideten Orientalen umgab.
    Anfang Januar stieg ein besonders hartnäckiger junger Reporter des Observerüber die acht Fuß hohe, mit einem Graben versehene Ziegelmauer an der Rückseite des Clarendon-Grundstücks und besah sich die verschiedenen Baulichkeiten und sonstigen Anlagen, die vom vorderen Tor aus gesehen hinter Bäumen verborgen waren. Mit flinken Augen und wachem Geist nahm der junge Mann alles in sich auf das Rosenspalier, die Volieren, die Tierkäfige, in denen alle möglichen Säugetiere, von Affen bis zu Meerschweinchen, zu sehen und zu hören waren, das stabile, hölzerne Laborgebäude mit seinen vergitterten Fenstern in der Nordwestecke des Gartens — und ließ seine forschenden Blicke über das ganze große Grundstück innerhalb der

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