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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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der Menschheit war ihre Sache nicht. Sie waren Häftlinge, die nur auf der Krankenstation Dienst taten, weil damit Vergünstigungen verbunden waren, und als ihnen der Preis dafür zu hoch schien, zogen sie es vor, auf diese Vergünstigungen zu verzichten.

Aber der Arzt hatte die Situation nach wie vor unter Kontrolle. Nachdem er sich mit dem Direktor der Anstalt beraten und eine dringende Botschaft an seinen Freund, den Gouverneur, geschickt hatte, sorgte er dafür, daß den Sträflingen besondere Belohnungen in Form von Bargeld und Strafnachlaß für den gefährlichen Dienst auf der Krankenstation gewährt wurden, und bekam auf diese Weise eine ausreichende Zahl von Freiwilligen zusammen. Er war jetzt zum Handeln entschlossen und ließ sich durch nichts beirren. Neue Fälle entlockten ihm nur ein kurzes Kopfnicken, und er schien keine Müdigkeit zu kennen, während er in dem riesigen steinernen Haus der Trauer und des Elends von Bett zu Bett eilte. Innerhalb einer Woche traten vierzig weitere Fälle auf, und man mußte Pfleger aus der Stadt holen. Clarendon ging in dieser Phase nur selten nach Hause, schlief oft auf einem Feldbett in den Räumen des Anstaltsdirektors und opferte sich mit charakteristischer Hingabe im Dienst an der Medizin und der Menschheit auf.
    Dann kamen die ersten Anzeichen des Sturms auf, der schon bald über San Francisco hinwegfegen sollte. Neuigkeiten sprechen sich herum, und die Nachricht von der Bedrohung durch das Dum-Dum-Fieber verbreitete sich durch die Stadt wie ein Nebel von der Bucht. Reporter, denen es einzig und allein um Sensationen ging, ließen ihrer Phantasie freien Lauf und waren selig, als sie endlich im
    Mexikanerviertel einen Fall aufstöberten, den ein praktischer Arzt dem vielleicht am Geld mehr lag als an der Wahrheit oder dem Wohl der Bevölkerung als Dum-DumFieber diagnostizierte.
    Das war der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Der Gedanke, daß ganz in ihrer Nähe der Tod in Gestalt einer heimtückischen Seuche lauern könnte, trieb die Menschen von San Francisco in eine Massenhysterie, und es begann jener historische Exodus, von dem bald schon das ganze Land erfahren sollte. Fähren und Ruderboote, Ausflugsdampfer und Lastkähne, Eisenbahnzüge und Cable Cars, Fahrräder und Kutschen, Möbelwagen und Handkarren alle verfügbaren Verkehrsmittel mußten herhalten. Sausalito und Tamalpais entvölkerten sich wegen der Nähe zu St. Quentin ebenfalls, während in Oakland, Berkeley und Alameda die Mieten ins Unermeßliche stiegen. Zeltstädte wuchsen aus dem Boden, und improvisierte Dörfer säumten die verstopften, nach Süden führenden Hauptstraßen von Millbrae nach San Jose. Viele versuchten, bei Freunden in Sacramento unterzukommen, während diejenigen, die aus verschiedenen Gründen gezwungen waren, in der Stadt zu bleiben, vor Angst wie gelähmt waren und kaum mehr tun konnten, als die wichtigsten Funktionen der nahezu ausgestorbenen Stadt notdürftig aufrechtzuerhalten.
    Das Geschäftsleben abgesehen von Quacksalbern mit »Allheilmitteln« und »vorbeugenden Medikamenten« kam fast völlig zum Erliegen. Die Saloons boten zunächst »medizinische Getränke« an, stellten aber bald fest, daß die Bevölkerung sich lieber von Scharlatanen übers Ohr hauen ließ, die sich professioneller gebärdeten. Auf den merkwürdig stillen Straßen sahen die Menschen einander ins Gesicht, um mögliche Anzeichen der Seuche zu entdecken, und die Ladeninhaber ließen kaum noch jemanden herein, weil ihnen jeder Kunde als eine neue Bedrohung erschien. Die Rechtspflege brach zusammen, als Richter und Anwälte der Reihe nach der Versuchung erlagen, sich der Massenflucht anzuschließen. Selbst die Ärzte verließen in großer Zahl die Stadt, und viele gaben als Entschuldigung an, sie müßten unbedingt in den Bergen und an den Seen im nördlichen Teil des Staates Urlaub machen. Schulen und Colleges, Theater und Cafes, Restaurants und Saloons wurden geschlossen, und schon nach einer Woche war San Francisco eine Stadt, in der es nur noch stundenweise Strom und Wasser gab, die Zeitungen nur noch als Notausgaben erschienen und Pferdebahnen und Cable Cars die einzigen öffentlichen Verkehrsmittel waren, die noch ab und zu fuhren. Das war der Tiefpunkt. Er konnte nicht lange dauern, denn Mut und
    Beobachtungsgabe waren den Menschen nicht vollständig abhanden gekommen; die Tatsache, daß es außerhalb von St. Quentin keine Dum-Dum-Fieber-Epidemie größeren Ausmaßes gab, war zu

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