Das Grauen im Museum
verwehrte. Was hier geschah, war nicht für die Augen des Pöbels bestimmt dafür waren zu viele von den tiefsten Geheimnissen des Universums mit im Spiel.
Im Morgengrauen sprach James mit sanfter Stimme zu Georgina, die nur noch den Kopf an seine Brust legen und schluchzen konnte.
»Liebste, ich glaube, er hat seine Untaten gesühnt. Er muß das Feuer gelegt haben, als ich schlief. Er sagte mir, es müßte verbrannt werden das Labor, alles was darin war, und auch Surama. Es sei die einzige Möglichkeit, die Welt vor den unbekannten Schrecknissen zu bewahren, die er auf sie losgelassen hatte. Er wußte Bescheid, und er tat, was das beste war.
Er war ein großer Mann, Georgie, laß uns das niemals vergessen. Wir müssen immer stolz auf ihn sein, denn er machte sich auf, der Menschheit zu helfen, und war noch in seinen Sünden ein Titan. Irgendwann werde ich dir mehr sagen. Was er getan hat, mag es gut oder böse gewesen sein, war etwas, was noch kein Mensch jemals getan hat. Er war der erste und letzte, der gewisse Schleier zerriß und sogar Apollonios von Tyana muß hinter ihm zurückstehen. Aber darüber dürfen wir nicht sprechen. Wir müssen ihn stets als den kleinen Alf im Gedächtnis behalten, den wir kannten, als den Jungen, der die Medizin meistern und das Fieber besiegen wollte.«
Am Nachmittag hatten die säumigen Feuerwehrleute die Überreste des
Laborgebäudes untersucht und darin zwei Skelette gefunden, an denen noch Stücke verkohlten Fleisches hafteten -nur zwei, dank den Kalkgruben, die von dem Feuer nicht in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Das eine war das Skelett eines Mannes, das andere gibt Biologen der Westküste immer noch Rätsel auf. Es war nicht eigentlich ein Affenoder Saurierskelett, aber es erinnerte auf befremdliche Weise an einen Stand der Evolution, von dem die Paläontologie andernorts noch keine Spuren entdeckt hat. Der verkohlte Schädel war eigenartigerweise sehr
menschenähnlich und erinnerte manchen an Surama; die übrigen Gebeine waren jedoch nicht näher bestimmbar. Nur gut geschnittene Kleidung hatte einen solchen Körper wie einen Menschen erscheinen lassen können.
Doch die menschlichen Gebeine waren die von Alfred Clarendon. Das war unumstritten, und die Welt beklagt noch immer den allzu frühen Tod des größten Arztes seiner Epoche, des Bakteriologen, dessen universelles Fieberserum Dr. Millers Gegengift bei weitem übertroffen hätte, wäre er noch lange genug am Leben geblieben, um es zu vollenden. Ein Großteil von Millers jüngstem Erfolg wird in der Tat auf die Aufzeichnungen zurückgeführt, die das unglückliche Opfer der Flammen ihm hinterließ. Von den Rivalitätsund Haßgefühlen ist heute fast nichts mehr übrig, und selbst Dr. Wilfred Jones rühmt sich mitunter seiner Zusammenarbeit mit dem dahingegangenen Vorbild.
James Dalton und seine Frau Georgina legten stets eine Zurückhaltung an den Tag, wie sie trauernden Familienangehörigen wohl ansteht. Sie veröffentlichten bestimmte Notizen als Tribut an den großen Mann, haben jedoch nie die landläufigen Vermutungen oder seltsamen Andeutungen von Wunderdingen bestätigt oder dementiert, die von manchen scharfsinnigen Leuten hinter vorgehaltener Hand verbreitet wurden. Nur sehr langsam und auf verschlungenen Wegen kamen die Tatsachen ans Licht. Dalton machte wahrscheinlich irgendwann einmal Andeutungen gegenüber Dr. MacNeil, und dieser hatte kaum Geheimnisse vor seinem Sohn. Die Daltons führen seither ein im großen und ganzen sehr glückliches Leben, denn die Wolke des Schreckens liegt weit in der Vergangenheit, und eine starke gegenseitige Liebe hat ihnen die Welt frisch erhalten. Doch es gibt Dinge, die sie merkwürdig aus der Fassung zu bringen vermögen, Kleinigkeiten, über die sich sonst kaum jemand aufhalten würde. So ertragen sie nur bedingt die Gesellschaft magerer oder mit tiefer Stimme sprechender Menschen, und Georgina erbleicht jedesmal, wenn sie ein gutturales Kichern oder Lachen vernimmt. Senator Dalton fürchtet sich vor Okkultismus, Reisen, Spritzen und fremden Schriftzeichen, also vor Dingen, die sich schwerlich unter einen Hut bringen lassen, und es gibt immer noch Leute, die ihm nicht verzeihen können, daß er seinerzeit einen so großen Teil der Bibliothek des Doktors mit peinlichster Gründlichkeit verbrannte.
MacNeil schien jedoch die Zusammenhänge zu ahnen. Er war ein einfacher Mann, und er sprach ein Gebet, als das letzte von Alfred Clarendons seltsamen Büchern zu
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