Das Grauen im Museum
wurde er schon bei der bloßen Erwähnung einer Schlange schwach und blaß, und der Anblick auch des kleinsten Exemplars rief einen Schock hervor, der mitunter an einen epileptischen Anfall grenzte.
Die Davis brachen im zeitigen Frühjahr auf, in der Hoffnung, noch rechtzeitig für das Pflügen und die Aussaat im Frühling ihre neue Heimat zu erreichen. Sie kamen nur langsam voran, denn in Arkansas waren die Straßen schlecht, und im Territorium mußten sie große hügelige Gebiete und roten Sandwüsten ohne Weg und Steg durchqueren. Als das Gelände flacher wurde, bekamen sie Heimweh nach den Bergen ihrer Heimat, aber sie fanden die Leute in den Indianer-Handelsposten sehr umgänglich, und auch die meisten der seßhaften Indianer waren freundlich zu ihnen. Hin und wieder begegneten sie anderen Siedlern, mit denen sie die üblichen rauhbeinigen Spaße austauschten.
Zu dieser Jahreszeit waren noch nicht viele Schlangen zu sehen, so daß Walker nicht allzu sehr unter seiner unglücklichen Veranlagung zu leiden hatte. Auf den ersten Etappen der Reise gab es auch keine indianischen Schlangenlegenden, die ihn hätten beunruhigen können, denn die umgesiedelten Stämme aus dem Südosten teilen nicht die seltsamen Glaubensvorstellungen ihrer westlichen Nachbarn. Wie es das Schicksal wollte, war es ein Weißer, der Davis bei Okmulgee im Creek-Land zum erstenmal von den Yig-Legenden erzählte, die Walker eigenartig zu faszinieren schienen und ihn veranlaßten, sich von da an immer wieder nach diesen Geschichten zu erkundigen.
Es dauerte nicht lange, und aus Walkers Faszination war ein schwerer Fall akuter Angst geworden. Er traf bei den Nachtlagern die außergewöhnlichsten
Vorkehrungen; so beseitigte er stets Gestrüpp und sonstigen Pflanzenwuchs und vermied es nach Möglichkeit, an steinigen Plätzen zu lagern. Hinter jedem Busch und in jeder Felsspalte wähnte er bösartige Reptilien, und in jeder menschlichen Gestalt, die nicht auf den ersten Blick als Siedler oder Einwanderer zu erkennen war, sah er einen möglichen Schlangengott, bis er sich durch nähere Bekanntschaft vom Gegenteil überzeugen konnte. Zum Glück kam es in dieser Phase zu keinen Begegnungen, die seinen Zustand noch verschlimmert hätten.
Als sie sich dem Kickapoo-Land näherten, wurde es immer schwieriger, Lagerplätze zu finden, bei denen keine Felsblöcke in der Nähe waren. Schließlich wurde es schlechthin unmöglich, und der bedauernswerte Walker wußte sich nicht anders zu helfen, als Zaubersprüche gegen Schlangen aufzusagen, die er als Kind gelernt hatte. Zweioder dreimal ließ sich tatsächlich eine Schlange blicken, und diese Vorfälle bestärkten ihn nicht gerade in seinem Vorsatz, nicht die Fassung zu verlieren. Am zweiundzwanzigsten Abend der Reise zwang sie ein stürmischer Wind, das Lager an einer möglichst geschützten Stelle aufzuschlagen, und Audrey überredete ihren Mann, den Windschatten einer Felswand auszunutzen, die sich ungewöhnlich hoch über das ausgetrocknete Bett eines früheren Nebenflusses des Canadian River erhob. Walker war diese felsige Umgebung gar nicht geheuer, aber er gab ausnahmsweise einmal nach. Mürrisch führte er die Maultiere zu der Felswand, zu der sie wegen des rauhen Geländes nicht mit dem Wagen hinfahren konnten. Audrey, die die Felsen in der Nähe des Planwagens untersuchte, bemerkte unterdessen, daß der schwache alte Hund aufgeregt schnuppernd einer Spur zu folgen schien. Sie nahm ein Gewehr und folgte ihm, und gleich darauf dankte sie ihrem Schicksal, daß sie Walker zuvorgekommen war. Denn in einer Spalte zwischen zwei Felsblöcken sah sie etwas, was ihrem Mann einen heillosen Schreck eingejagt hätte. Scheinbar eine einzige, wimmelnde Masse, die jedoch vielleicht aus drei oder vier verschiedenen Grüppchen bestand, hatte sich dort eingenistet. Es war nichts anderes als eine Brut neugeborener Klapperschlangen.
Ängstlich darauf bedacht, Walker diesen entsetzlichen Anblick zu ersparen, zögerte Audrey keinen Moment, sondern packte das Gewehr am Lauf und schlug immer wieder auf die zuckenden, sich windenden Tiere ein. Sie empfand dabei Ekel, aber eigentlich keine Angst. Schließlich sah sie, daß ihre Arbeit getan war, und wandte sich ab, um den Gewehrkolben im roten Sand und trockenen, abgestorbenen Gras zu säubern. Sie mußte das Nest zudecken, so überlegte sie, bevor Walker zurückkam. Der alte Wolf war verschwunden, und sie fürchtete, daß er seinen Herrn holen wollte.
Schritte, die sie
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