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Das Grauen lauert in der Tiefe

Das Grauen lauert in der Tiefe

Titel: Das Grauen lauert in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
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folgten ihm wie Schlafwandler.
    Auf einmal ertönten vom Flur her aufgebrachte Stimmen und mehrere Gestalten bahnten sich ihren Weg durch die Trümmer vor der Tür. Max erkannte den schnarrenden Tonfall von ihrem Butler, der ihnen irgendetwas zurief. Neben ihm waren zwei Männer aufgetaucht, die mit den Händen fuchtelten und ebenfalls Befehle in ihre Richtung bellten.
    Maxwell versuchte, durch den dichten Rauch etwas zu sehen, aber er konnte nur undeutliche Umrisse ausmachen. Trotzdem meinte er, Uniformen zu erkennen wie die der Gardisten vom Justizpalast, die seine Eltern vorhin abgeholt hatten. Euer Butler hat die Greifer geholt , schoss ihm plötzlich die Warnung des unheimlichen Eindringlings durch den Kopf.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind!«, rief der Butler.
    »Auf keinen Fall!«, erwiderte Max. Wenn der Mann in der Gummirüstung die Wahrheit gesagt hatte, durften sie den Männern nicht in die Hände fallen.
    Das Knattern und Knacken der brennenden Möbelstücke wurde immer lauter und auch die Hitze im Zimmer nahm von Sekunde zu Sekunde zu.
    »Rührt euch nicht von der Stelle!«, brüllte einer der uniformierten Männer.
    »Schnell! Durch das Fenster!«, rief Tom und schubste die Fox-Geschwister nach vorn.
    Dicker grüner Rauch quoll durch die zerstörte Scheibe ins Freie und versperrte ihnen die Sicht auf ihren Fluchtweg.
    »Ich glaube, da geht es sehr steil hinunter!«, schrie Mafalda.
    »Der Mann in der Gummirüstung ist aber irgendwie hier hoch gekommen.« Maxwells Antwort war kaum mehr als ein Husten, denn der dicke Qualm machte das Atmen inzwischen fast unmöglich. »Dann muss es auch einen Weg nach unten geben!« Ohne Zeit zu verlieren, fasste er seine Schwester an der Hüfte und hob sie durch die Öffnung auf einen etwa handbreiten Mauervorsprung unterhalb des Fensters.
    Tom folgte Mafalda nach draußen und Max kletterte als Letzter hinaus. Gerade rechtzeitig, denn als er draußen auf dem schmalen Mauersims stand, gab es drinnen eine dröhnende Explosion. Holzsplitter und Stahlteile flogen aus dem Fenster und die Außenwände des Hauses erzitterten.
    Mafalda schrie laut auf und klammerte sich an dem Rohr der Regenrinne fest, das neben ihr über die Fassade verlief.
    Augenblicke später erschütterte eine zweite Detonation die Mauern von Dunham Hall. Maxwell wurde nach hinten geschleudert, konnte sich aber im letzten Moment an einem vorstehenden Ziegel festhalten. Er warf einen Blick über seine Schulter und entdeckte ein Loch im Rauch, das ihn das wahre Ausmaß der Gefahr, in der sie sich befanden, erkennen ließ. Mit Schrecken stellte Max fest, dass sie das Haus durch ein Fenster direkt über dem steilen Abhang verlassen hatten, über den sich etwas weiter rechts auch Toms Baumhaus neigte. Unter ihren Füßen ging es mindestens zwanzig Meter nach unten, denn der Sockel der Hardenberg-Villa schloss an dieser Stelle unmittelbar an den Klippenrand an. Bevor der Rauch wieder dichter wurde, konnte Max noch einige Dächer und die gepflasterte Straße ausmachen, die sich am Fuß des Felsens entlangschlängelte.
    »Vorsicht!«, brüllte Tom, als der schmale Steg unter Maxwells Füßen plötzlich zu bröckeln anfing. Steine und Putz flogen in die Tiefe. Max suchte die Hausfassade fieberhaft nach einem anderen Fluchtweg ab, aber die einzige Möglichkeit, den Boden zu erreichen, führte senkrecht nach unten. Zwanzig Meter im freien Fall – das konnte kein Mensch überleben!
    Max nahm seinen ganzen Mut zusammen und sprang zu seiner Schwester Mafalda an die Regenrinne. Gerade rechtzeitig, denn der Sims zerbröckelte mehr und mehr. Nur das kleine Stückchen des Mauervorsprungs, auf dem Tom stand, war jetzt noch intakt. Aber dieser letzte Steg über dem Abgrund würde sein Gewicht nicht mehr lange tragen …
    »Spring!«, schrie Max seinem Freund zu – und Tom sprang.
    Nun hingen sie zu dritt an dem Kupferrohr, das sich knirschend von der Wand zu lösen begann.
    »Warum hilft uns niemand?«, rief Max verzweifelt.
    »Warum gibt es hier eigentlich Regenrinnen?«, fragte Mafalda.
    Max stellte nicht zum ersten Mal in seinem Leben fest, dass seine Schwester zwar eine unglaubliche Nervensäge, aber extrem schlau war. In einer Unterwasserstadt ohne Himmel und Wolken brauchte man eigentlich keine Regenrinnen. Es sei denn, es gab ein Leck in der Kuppel, und dann hatte man sicherlich komplett andere Probleme …
    »Macht ihr das eigentlich immer so?«, fragte Tom.
    »Was denn?«, wollte Max wissen.
    »Über Belanglosigkeiten

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