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Das Grauen lauert in der Tiefe

Das Grauen lauert in der Tiefe

Titel: Das Grauen lauert in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
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»Aber wir müssen leise sein!«
    »Es kam von dahinten«, flüsterte Mafalda. Sie war als Erste an der Tür und spähte in den Flur. »Aus einem der Zimmer am anderen Ende des Gangs.«
    »Hier, die nehmen wir lieber mit«, wisperte Tom und drückte Max und Mafalda zwei silberne Kerzenleuchter in die Hände. Er selbst hatte sich mit dem Buttermesser vom Sandwichteller bewaffnet.
    »Mannomann!« Mafalda wog den schweren Kerzenleuchter ehrfürchtig in der Hand. »Damit kann man einigen Schaden anrichten.«
    »Los jetzt!« Max schlich den Flur entlang. Wieder ertönte das Geräusch. Es hörte sich an wie ein Schaben – als würde jemand mit den Fingernägeln über eine Schultafel kratzen. Max hielt kurz inne, ging dann aber weiter.
    »Was kann denn das nur sein?«, flüsterte er.
    Die Zimmertüren auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs standen offen. Die Räume dahinter waren unbeleuchtet und die Dunkelheit in ihnen wirkte bedrohlich und lauernd.
    Max holte tief Luft. »Das Geräusch kam aus dem rechten Zimmer«, sagte er leise. »Hoffentlich gibt es dort auch so einen Schalter, mit dem man das Licht anmachen kann.«
    »Bestimmt.« Tom trat an Max vorbei und übernahm die Führung. Er blieb im Türrahmen stehen und tastete mit seiner rechten Hand die Wand neben sich ab. Schließlich hatte er gefunden, was er suchte. Ein Klicken ertönte und die elektrischen Kerzen im Kronleuchter gingen an.
    »Mannomann«, flüsterte Mafalda wieder, die über die Schultern der Jungen linste. »Hier stehen ja mehr Bücher als in Papas Arbeitszimmer.«
    Max nickte. Vor ihnen lag ein großer Raum, viel größer, als es von außen den Anschein gehabt hatte. Von der Decke hingen merkwürdige stählerne Gebilde, die aussahen wie Teile von Maschinen, die erst noch gebaut werden sollten, und auch auf dem Fußboden waren zahlreiche Arbeitsmaterialien verstreut. An den Wänden reihten sich alte Regale aus Mahagoniholz aneinander, die bis unter die Decke mit Büchern vollgestopft waren. In der Mitte des Raums stand ein riesiger Schreibtisch, der übersät war mit Papieren und Tabakkrümeln. Offenbar hatte Professor Hardenberg bei der Arbeit gern Pfeife geraucht – denn dass es sich um seinen Schreibtisch handelte, daran gab es für Max keinen Zweifel.
    Plötzlich deutete Tom mit seinem Buttermesser in Richtung eines Fensters. Draußen vor dem Glas erhob sich ein riesenhafter Schatten, der sie mit einem bedrohlichen Blick anzuglotzen schien.
    Max ging hinter dem Schreibtisch in Deckung, Tom verschanzte sich hinter einer der stählernen Maschinen, und Mafalda sprang zu einer Kommode, die mit großen Glaskolben vollgestellt war, in denen giftig aussehende Flüssigkeiten hin und her waberten.
    »Was ist da draußen?«, fragte Max. Zu seinem Ärger stellte er fest, dass seine Stimme zitterte.
    »Keine Ahnung«, sagte Tom. »Aber was es auch ist, es will hier herein.«
    Tatsächlich begann der Schatten in diesem Augenblick erneut, wie verrückt am Fenster zu kratzen. Das schabende Geräusch war jetzt so laut, dass sich Max und Mafalda die Ohren zuhalten mussten.
    Gerade als Max das Gefühl hatte, dass sein Trommelfell gleich platzen würde, explodierte die Fensterscheibe, und Abertausende von Glassplittern flogen durch den Raum wie ein Schwarm wütender Hornissen. Sie bohrten sich in das Holz der Bücherregale, prallten an dem Metall der Maschinenmodelle ab und prasselten auf den Boden.

    Max kauerte sich auf dem Teppich zu einer Kugel zusammen, und erst als der Glasregen um ihn herum aufhörte, wagte er wieder einen Blick aus seinem Versteck. Starr vor Schreck beobachtete er, wie sich die schattenhafte Gestalt durch das zerstörte Fenster zwängte und zu ihrer vollen Größe aufbaute. Max lief es eiskalt den Rücken hinunter – und ihm war sofort klar, dass der Kerzenleuchter, den er immer noch umklammert hielt, nichts gegen den grässlichen Eindringling ausrichten konnte. Inmitten der scharfen Splitter stand ein mindestens zweieinhalb Meter hohes Monster in einer Art Gummirüstung mit einer großen Kugel als Kopf.
    Plötzlich setzte das Ding sich in Bewegung und kam mit schlurfenden Schritten genau auf Maxwell zu. Der Junge verkroch sich im hintersten Winkel seines Unterschlupfs und wagte kaum zu atmen, als er hörte, wie das Gummimonster die Papiere auf dem Schreibtisch durchwühlte. Schubladen wurden geöffnet und wieder zugestoßen. Dann vernahm Max ein Schnauben, das bedrohlich und unzufrieden zugleich klang. Offenbar hatte das Wesen nicht

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