Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grauen lauert in der Tiefe

Das Grauen lauert in der Tiefe

Titel: Das Grauen lauert in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
Vom Netzwerk:
Knatterfürzen! Ich glaube, die beiden Greifer waren gar nicht hinter uns her, sondern hinter diesen blinden Passagieren!«
    »Wir sind keine blinden Passagiere«, meldete sich Tom zu Wort und hob den Kopf aus den Stoffbahnen. »Wir sind aus der Oberstadt und nur durch einen dummen Zufall in euren Kübelwagen geraten. Die beiden Männer, die ihr gesehen habt, waren unsere Leibwächter. Sie werden uns bestimmt schon suchen.«
    »Genau!«, bestätigte Max, der begriff, was Tom vorhatte. »Am besten, wir machen uns gleich auf den Weg, damit es keinen Ärger gibt.«
    Nun war es der Junge, der schallend lachte. Seine Stimme klang dabei noch heller. »Ihr wollt also zurück zu euren Leibwächtern? «, fragte er und rieb sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln. »Sollen wir euch dann nicht besser fahren?«
    »Macht euch keine Umstände«, sagte Tom. »Auf die Hilfe von Jammerern können wir verzichten.«
    Max fand, dass Tom etwas zu herablassend zu dem Jungen und dem Monster sprach. Denn erstens musste man alle Menschen gleich höflich behandeln, das sagte sein Vater immer. Und zweitens sollte man nicht Leute provozieren, die mit monströsen Unholden im Bunde standen.
    Doch der Junge ging überhaupt nicht auf Toms Provokation ein. Er lachte nur noch mehr. »Aber natürlich«, äffte er Toms Tonfall nach. »Ihr seid ja aus der Oberstadt und etwas viel Besseres als Beethoven und ich. Wie konnte ich das vergessen! Wir werden euch unseren Wagen überlassen, dann könnt ihr in euer vornehmes Viertel zurückkehren, während wir hier weiter im Dreck herumwühlen. Nicht wahr, Beethoven?«
    »Na klar«, erwiderte sein Kumpel. »Im Dreck herumzuwühlen ist unsere Lieblingsbeschäftigung.«
    »Was mein Freund eigentlich sagen wollte, war, dass wir jetzt wohl besser gehen.« Max versuchte, die Situation noch irgendwie zu retten, und bemühte sich deshalb, so freundlich wie möglich zu klingen. »Es tut uns außerordentlich leid, euch belästigt zu haben.«
    »Nicht doch.« Der Junge winkte ab. »Keine Ursache. Gute Reise.«
    Mit diesen Worten trat er von dem Kübelwagen zurück und Beethoven entfernte sich ebenfalls ein paar Schritte. Der Weg war frei.
    Max, Tom und Mafalda sahen sich an. Keiner von ihnen glaubte daran, dass sie so einfach aus ihrer misslichen Lage herauskommen würden, aber sie wollten auch keine Sekunde länger in diesem merkwürdigen Stoffberg hocken bleiben.
    So schnell sie konnten, kletterten sie aus dem Kübelwagen heraus und liefen an dem Jungen und dem Monster vorbei.
    »Auf Wiedersehen sage ich wohl besser nicht«, meinte der Junge. »Da ihr in ungefähr zwei Stunden aussehen werdet wie Mettwurst, wäre ich froh, wenn ihr mir nicht noch mal unter die Augen kommt. Bei dem Anblick von Blut wird mir nämlich schlecht.«
    Max blieb stehen, während Tom und Mafalda die Beine in die Hand nahmen und die Straße hinuntereilten. Sie verschwanden hinter einer Hausecke und schienen gar nicht zu merken, dass Max nicht mehr bei ihnen war.
    »Wie meinst du das?«, fragte Max.
    »Habe ich von meinem Uropa geerbt, der war auch etwas zarter besaitet. Bei Blut ist er immer ohnmächtig geworden. Obwohl er in der Armee von Blücher bei Waterloo dabei war.« Der Junge lächelte und zeigte die weißesten Zähne, die Max je gesehen hatte.
    »Jetzt tu doch nicht so«, sagte Max und zog ärgerlich die Augenbrauen zusammen. »Du weißt genau, was ich meine. Und wie heißt du überhaupt? Es ist ziemlich unhöflich, sich nicht vorzustellen.«
    »Das finde ich auch«, sagte der Junge und zeigte wieder seine weißen Zähne.
    Max holte tief Luft. »Ich bin Maxwell, aber alle nennen mich Max«, begann er zögernd. »Ich bin der Sohn von, äh, Dr. Spencer. Mein Vater ist Ehrengast des Bürgermeisters und wird die Arbeit von Professor Hardenberg fortsetzen.«
    »Sehr erfreut, Max, Sohn von, äh, Dr. Spencer «, erwiderte der Junge. Max hatte das ungute Gefühl, dass dieser genau wusste, dass er nicht Spencer hieß.
    »Ich bin Henriette«, fuhr der Junge fort und beobachtete amüsiert, wie Max zusammenzuckte und knallrot wurde.
    Der Junge war ein Mädchen!
    »Muss dir nicht peinlich sein«, sagte Henriette. »Ich bin gerade bei der Arbeit, deswegen habe ich mein schickes Ballkleid nicht angezogen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Aber jetzt solltest du besser zu deinem vornehmen Freund und deiner Schwester gehen. Sie stehen dort hinten an der Hausecke und winken dir hektisch zu.«
    Max schüttelte verwundert den Kopf. »Woher weißt du,

Weitere Kostenlose Bücher