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Das Grauen lauert in der Tiefe

Das Grauen lauert in der Tiefe

Titel: Das Grauen lauert in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
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Stadt gekommen sind.«
    »Zufall, pah!«, schnaubte Mrs Crimer. »Sie sind natürlich Spione oder sie arbeiten mit den Unruhestiftern zusammen. Oder beides. Außerdem haben wir die Gören beim Herumschnüffeln in Hardenbergs Bibliothek erwischt. Die wissen was.« Sie hielt kurz inne und ließ ihren Blick von einem Käfig zum nächsten gleiten, dann kratzte sie sich ihren dicken Bauch und grunzte behaglich. »Außerdem haben wir unsere Zahnarztpraxis gerade erst eröffnet und der gute alte Kolschok braucht Übung.« Sie stieß ein röhrendes Lachen aus und schnipste dreimal mit den Wurstfingern. Die Käfige setzten sich wackelnd in Bewegung.
    Max hatte inzwischen wieder einen klareren Kopf, musste aber feststellen, dass er sich wirklich in einer misslichen Lage befand. Sein Gefängnis stand auf einem kleinen Automobil ähnlich dem Kübelwagen von Henriette und Beethoven. Bei dem Gedanken an seine beiden toten Freunde wurde Max für kurze Zeit schwarz vor Augen. Er holte tief Luft und presste sich die Fingerspitzen an die Stirn, genau wie es seine Mutter in Situationen größter Not tat, zum Beispiel wenn sie keine Karten mehr für die Metropolitan-Oper bekommen hatte.
    Max wusste, dass er sich zusammenreißen musste. Er holte tief Luft und schaute sich um. Seine Eltern steckten ebenfalls in engen Käfigen, während Tom und Mafalda gemeinsam eingesperrt worden waren. Auch die anderen Käfige standen auf Automobilen und waren mit dicken Tauen auf deren Ladeflächen festgezurrt. Am Steuer der Wagen saßen Hopsi und seine Brüder. Sie hatten ihre unförmigen, massigen Körper in die kleinen Führerhäuschen gezwängt, schienen aber mit ihrer Aufgabe als Fahrer nicht besonders glücklich zu sein. Mrs Crimer folgte ihnen in einem schneeweißen Automobil mit einer Art goldener Galionsfigur am Bug, die in dem hellen Licht blitzte und funkelte. Ihren Mann konnte Max nirgends entdecken.
    Die Frau des Bürgermeisters schnipste immer wieder ungeduldig mit den dicken Fingern, offenbar um Hopsi, Pupsi und Ralf zur Eile anzutreiben. Hin und wieder betätigte sie auch ein Signalhorn, das sich an der Seite ihres Fahrzeugs befand.
    Viel Erfolg hatte sie damit allerdings nicht. Hopsi fuhr so langsam, dass man sicherlich schneller vorangekommen wäre, wenn er den Wagen geschoben hätte. Außerdem hatten seine beiden Brüder Schwierigkeiten damit, Kurs zu halten. Immer wieder kamen Pupsi und Ralf vom breiten Fahrstreifen des Unterwassertunnels ab, den sie inzwischen passierten, und wichen stets nur knapp den aus Glas gefertigten Tunnelwänden aus.
    »Meine Güte, sind das Trottel«, sagte Max leise zu sich selbst. »Außer herumzutrampeln, Decken zu zersägen und Saugnäpfe auf Gesichter zu klatschen, scheinen sie nichts auf die Reihe zu kriegen.«
    Er dachte angestrengt nach. Ob er die Trotteligkeit der Mutanten irgendwie für eine Flucht nutzen konnte? Max schaute sich erneut um. Es bestand kein Zweifel, dass sie sich in dem Verbindungstunnel zwischen Atlantic Haven und dem Altstain-Turm befanden. Vermutlich war es genau die Strecke, die seine Eltern zusammen mit dem Bürgermeister in dem verhängten Wagen zurückgelegt hatten. Die Mühe, ihnen die Sicht zu versperren, hatte sich Mrs Crimer nicht gemacht. Max seufzte. Natürlich nicht. Die Frau des Bürgermeisters ging davon aus, dass sie ohnehin nicht mehr die Möglichkeit haben würden, jemandem von ihren Erlebnissen zu erzählen.
    Ein lautes Quietschen ertönte und Max wurde durchgeschüttelt. Hopsi, der das Automobil mit Maxwells Käfig fuhr, war zu einer Vollbremsung gezwungen worden, weil Pupsi es tatsächlich geschafft hatte, einen der schmalen Stahlträger an der Seite des Tunnels zu rammen.
    »Hornochse!«, brüllte Hopsi.
    »Ich bin kein Hornochse!«, schrie Pupsi zurück.
    »Ihr seid alle Hornochsen!«, keifte Mrs Crimer. »Weiterfahren! Sofort weiterfahren!« Sie schnipste und hupte wie verrückt.
    Max war wieder dazu übergegangen, seine Stirn zu massieren.
    »Hornochsen! Hornochsen!! Hornochsen!!!«, kreischte Mrs Crimer.

Hopsi stieg aus und brachte den Wagen seines Bruders schnell wieder auf die Fahrbahn. Er gab Pupsi ein paar Kopfnüsse, denn der dachte zunächst gar nicht daran weiterzufahren, sondern gestikulierte mit seinen langen Armen wild herum. Immer wieder deutete er Richtung Ozean und schien seinem Bruder etwas Wichtiges mitteilen zu wollen.
    Schließlich unterbrach Mrs Crimer mit erneutem hektischem Geschnipse und Gehupe den Streit der beiden, dabei warf sie

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