Das Grauen lauert in der Tiefe
Armee entsenden wird. Und die wird deine Eltern bestimmt finden, mein Junge. Kopf hoch.«
Tom nahm das Taschentuch und wischte sich damit übers Gesicht.
»Hier ist eine Geheimbotschaft!«, stieß Mafalda plötzlich hervor.
»Quatsch, wo denn?« Max ärgerte sich, dass er den Brief nicht selbst weiter untersucht, sondern ihn seiner Schwester überlassen hatte. Inzwischen war Mafalda das Schriftstück allerdings ebenfalls losgeworden. Professor Fox hielt es gegen eine der hellen Leuchtröhren an der Decke.
»Tatsächlich!«, sagte er und strubbelte seiner Tochter anerkennend durch die Haare. »Zwischen den Briefzeilen wurde noch eine weitere Botschaft notiert. Und dort steht mit Sicherheit nicht so ein Kauderwelsch wie in den Reihen darüber und darunter.«
»Na toll«, sagte Max. »Und wie sollen wir das entziffern? So sieht man ja kaum was.« Er ärgerte sich immer noch, dass Mafalda die angebliche Geheimschrift entdeckt hatte.
»Wie stellt man denn so eine Geheimtinte überhaupt her?«, wollte Mafalda wissen, ohne auf das Gemaule ihres Bruders zu achten.
»Die Tinte ist, ähm, hausgemacht.« Professor Fox begann, in seinen Taschen zu wühlen, und holte schließlich ein Päckchen Streichhölzer hervor.
»Wir müssen das Papier erwärmen«, erklärte er.
Max nahm seinem Vater die Streichhölzer aus der Hand. »Ich mache das schon«, sagte er und zündete eins der Hölzchen an. Sein Vater hielt das Papier so dicht wie möglich an die Flamme.
»Hat das nicht Zeit?«, beschwerte sich Mrs Fox. »Ich möchte diese unglückselige Kolonie so schnell wie möglich ver…«
»Da!«, unterbrach Mafalda ihre Mutter. »Jetzt kann man die Geheimschrift viel besser lesen. Was soll denn das hei…«
»Vorsicht!«, unterbrach Tom sie und schubste Mafalda zur Seite. Von der Decke rieselten weiße Flocken wie Schnee aus einem Winterhimmel. Gleichzeitig ertönte ein kreischendes Pfeifen und der vordere Teil einer Kreissäge wurde sichtbar.
»Was ist denn nun schon wie…« Aber Professor Fox wurde ebenfalls unterbrochen, und zwar von einem herabfallenden Deckenstück. Maxwells Vater sah zum ersten Mal seit seiner Ankunft in der Unterwasserstadt wirklich verärgert aus. Wenn er irgendetwas hasste, dann war es, bei der Entzifferung einer Geheimschrift gestört zu werden.
»Die Mutan…«, schrie Max und war damit das letzte Mitglied der Familie Fox, das nicht zu Wort kam, denn Hopsis Saugnapf klatschte im selben Moment mitten auf sein Gesicht, sodass er weder etwas sehen noch etwas rufen konnte. Max hörte das Gepolter und Getrampel der beiden anderen Mutanten, die durch das Loch in der Decke in den Flur stürzten, und seine Zuversicht schwand. Wenn Hopsi sich so schnell hatte erholen können, hatten sie wohl kaum eine Chance gegen ihre Angreifer.
»Pupsi, pack das kleine Miststück!«, kreischte Mrs Crimer. »Ralf, schnapp dir die alte Wachtel!«
Schreie ertönten, Max konnte nicht genau sagen, von wem sie kamen, aber ihm lief ein Schauer über den Rücken. Verzweifelt versuchte er, sich den Saugnapf vom Kopf zu reißen, aber da schlossen sich Hopsis Krallen um seine Handgelenke, und Max konnte sich nicht mehr rühren.
»Finger weg von meiner Tochter!«, hörte er seine Mutter rufen. Es folgten einige Kraftausdrücke, die Max nicht einmal einem Brauereikutscher zugetraut hätte und erst recht nicht seiner Mutter. Helfen taten sie allerdings nichts. Max bekam noch mit, wie weitere Tentakel durch die Luft schwirrten und in die Gesichter seiner Familie und seines Freundes klatschten. Dann wurde er nach oben gerissen und mit dem Kopf gegen die Decke gestoßen. Augenblicklich verlor er das Bewusstsein.
Als Max wieder zu sich kam, befand er sich in einem Käfig, der so eng war, dass er sich nicht einmal aufsetzen konnte. Der rote Wildschweinkopf von Mrs Crimer glotzte ihm mit einem schadenfrohen Grinsen entgegen.
»So, du kleiner Mistkerl«, grunzte die Frau des Bürgermeisters. »Du bist der Erste, dem wir ein paar Zähne ziehen werden, darauf kannst du Gift nehmen. Oder wie wäre es, wenn ich dich erst einmal zuschauen lasse, wie deine Familie verarztet wird? Na? Wie würde dir das gefallen?«
Max war noch zu benommen, um zu antworten, und er begnügte sich damit, Mrs Crimer die Zunge herauszustrecken.
»Was wollen Sie überhaupt von uns?«, fragte Mr Fox, der ebenfalls in einem schmalen Käfig steckte. »Wenn Sie uns vorhin tatsächlich belauscht haben sollten, wissen Sie doch nun, dass wir nur durch Zufall in Ihre
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