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Das Grauen lauert in der Tiefe

Das Grauen lauert in der Tiefe

Titel: Das Grauen lauert in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
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Pferde. Außerdem fand er, dass seine Mutter einen merkwürdigen Unterton in der Stimme hatte, als sie von dem
Haus auf dem Land
sprach.
    »Bei Onkel Ernie war es immer sehr lustig«, sagte er, während er versuchte, das hässliche Halstuch in seiner Jackentasche verschwinden zu lassen.
    »Onkel Ernie ist kein guter Umgang für dich«, sagte seine Mutter. »Bei Tante Caroline wird es dir bestimmt gefallen, Liebling. Dann lernst du auch endlich deine Cousins und Cousinen kennen. Sie gehen alle auf eine
Privatschule

    Percy verdrehte die Augen – natürlich so, dass Mrs Pumpkin es nicht sehen konnte. Jetzt waren Weihnachtsferien, da war ihm doch die Schule seiner Cousins und Cousinen egal. Und außerdem hatte es ihm bei Onkel Ernie immer
sehr gut
gefallen. Seine Koje befand sich nämlich genau neben der Kajüte von Onkel Ernie, der nichts dagegen hatte, dass Percy abends lange aufblieb und in seinen Krimis las. Und da seine Eltern am anderen Ende des Hausboots schliefen, bekamen sie nichts davon mit. Ob das bei dieser Tante Caroline auch so sein würde? Percy sah den Weihnachtsferien mit äußerst gemischten Gefühlen entgegen.
    Er quetschte sich zwischen seinen Koffer und den Picknickkorb auf die Rückbank des kleinen Austin und versuchte, es sich so bequem wie möglich zu machen – was gar nicht so leicht war. Sie waren bereits an dem hässlichen Versicherungsgebäude vorbeigefahren, in dem sein Vater arbeitete, und hatten das Wembley-Stadion hinter sich gelassen, als er endlich so saß, dass ihn weder der Picknickkorb in die Beine noch die Kofferschnallen in die Seite pikten.
    »Warum haben wir eigentlich noch nie etwas von Tante Caroline gehört?«, fragte Percy, als sie durch die grauen Vororte von London fuhren. In seinen Romanen bedeuteten plötzlich auftauchende Tanten selten etwas Gutes. »Ich meine, warum haben wir nicht schon
früher
etwas von ihr gehört? Vor dieser Einladung.«
    »Ich habe Caroline das letzte Mal ein halbes Jahr vor ihrer Hochzeit gesehen«, erklärte Mrs Pumpkin. »Es gab einen kleinen Streit«, fügte sie dann etwas zögerlich hinzu.
    Percy wurde sofort hellhörig. »Was denn für einen Streit?«, fragte er betont beiläufig.
    Mrs Pumpkin schwieg und schaute konzentriert in die Straßenkarte auf ihrem Schoß.
    »Ja, was für einen Streit?«, mischte sich nun sein Vater lachend ein.
    »Wir waren gemeinsam in einem Tanzlokal«, antwortete Mrs Pumpkin schließlich widerstrebend. »Und es muss wohl so gewesen sein, dass wir beide mit dem gleichen Herrn tanzen wollten …«
    »Was denn für ein
Herr?«
, wollte Percys Vater wissen.
    Mrs Pumpkin ging nicht weiter auf die Frage ein. »Wie dem auch sei, auf jeden Fall haben meine Schwester und ich uns danach aus den Augen verloren. Aber eigentlich haben wir uns immer sehr gut verstanden. Sie ist eine außerordentlich
vornehme
Frau«, sagte sie und überprüfte im Rückspiegel den Sitz ihres Kopftuchs.
    »So vornehm, dass sie dich nicht zu ihrer Hochzeit eingeladen hat«, bemerkte Percys Vater und zündete sich mit seinem Benzinfeuerzeug eine Zigarette an.
    »Musst du jetzt rauchen?«, fragte Mrs Pumpkin.
    Percys Vater seufzte. Er blies ein einsames Rauchwölkchen in die Luft, dann kurbelte er das Seitenfenster herunter und warf die Zigarette hinaus.
    »Caroline hat, soweit ich weiß, in eine ziemlich große Familie eingeheiratet«, sagte Mrs Pumpkin. »Vielleicht hat sie uns einfach vergessen, und hinterher war es ihr so unangenehm, dass sie sich einige Jahre nicht bei uns gemeldet hat.« Sie schob eine widerspenstige blonde Strähne unter das Kopftuch. »Aber nun
hat
sie uns ja eingeladen. Für die
ganzen
Weihnachtsferien.«
    Mr Pumpkin brummte etwas, das Percy nicht verstand. Er schien von den bevorstehenden Ferien ebenso wenig zu halten wie Percy.
    Sie hatten London und seine Vororte inzwischen hinter sich gelassen und fuhren auf einer Schnellstraße Richtung Westen. Percys Mutter blickte immer wieder auf die Karte in ihrem Schoß und überprüfte die Route. Nebenbei erzählte sie Geschichten, die sie in einer Illustrierten gelesen hatte. Die Russen wollten einen Menschen mit einer Rakete ins Weltall schießen und die Amerikaner hatten das angeblich auch vor. Ein berühmter italienischer Opernsänger, dessen Namen Percy nicht genau verstand, würde ab sofort in London leben. Und außerdem war Nessie in diesem September wieder aufgetaucht, und zwar genau am 19.9.1959, so wie es irgendein berühmter Monsterforscher vorausgesagt

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