Das Grauen lauert in der Tiefe
aus.«
»Nicht so bescheuert wie Mr Kolschok«, erklärte Philip. »Von ihm gibt es ein Bild, das der Gerichtszeichner gemacht hat. Er sieht darauf aus wie eine Ratte.«
»Eigentlich hätte ja eher Henriette verdient, groß rauszukommen«, sagte Max, während er sich aus der Waschschüssel etwas Wasser ins Gesicht spritzte. »Schließlich haben wir es ihrer Erfindung zu verdanken, dass die Welt vor dem schrecklichen Ungeheuer gerettet werden konnte.«
»Das haben sich die Leute von der Zeitung wohl auch gedacht. Schon allein deswegen, weil Henriette einfach richtig gut aussieht.« Tom nickte. »Ihr Bild haben sie ganz groß auf der Titelseite gebracht. Deins kommt erst auf Seite drei.«
Max zog einen Schmollmund, während er sein Hemd überstreifte, bemühte sich dann allerdings, seine Enttäuschung über den fehlenden großen Auftritt in der Zeitung zu verbergen.
»Was ist denn eigentlich passiert, nachdem der Leviathan die Formel verschlungen hat?«, fragte er, als sie gemeinsam die Treppe hinunterliefen. »Ich glaube, ich bin danach irgendwie ohnmächtig geworden …«
»Ohnmächtig ist gut«, unterbrach ihn Tom. »Du warst mehr tot als lebendig, als Henriette und Philip dich aus der Fugenschleuse gezogen haben.«
»Und der Leviathan?«, wollte Max wissen.
»Der ist mit einem enormen Getöse in seine Tiefseespalte zurück, die anschließend über ihm eingestürzt ist«, erklärte Philip. »Und dann ist so etwas wie ein Wunder geschehen.«
»Mafalda hat ein Schinken-Käse-Sandwich serviert bekommen?«, scherzte Max.
»Das nicht«, sagte Tom. »Oder zumindest nicht gleich. Irgendwie muss der Untergang dieses Riesenmonsters so etwas wie ein Meeresbeben ausgelöst haben. Auf jeden Fall hat sich plötzlich das Felsmassiv, auf dem Atlantic Haven erbaut worden war, angehoben.«
»So ähnlich wie bei einer Waage«, erklärte Philip. »Der Leviathan ist wahrscheinlich immer tiefer gesunken und hat dabei das Felsmassiv nach oben gedrückt.«
»Plötzlich standen wir auf einer Insel mitten im Ozean!« Tom gestikulierte aufgeregt mit den Händen. »Von der Stadt ist zwar nicht viel übrig geblieben, aber zum Glück haben fast alle Bewohner die Katastrophe überlebt. Und dann ist ein englisches Rettungsschiff gekommen. Rate mal, wer da an Bord war!«
»Die Queen?«, fragte Max.
»Bürgermeister Crimer!«, rief Tom. »Er war anscheinend gerade auf der Toilette, als das Altstain-Kraftwerk explodiert ist. Jedenfalls haben sie ihn mit einer Klobrille um den Hals aus dem Meer gefischt.«
»Wird er auch angeklagt werden?« Max sprang die letzten Treppenstufen hinunter. Er fühlte sich nach der ewig langen Bettruhe auf einmal lebendig wie ein Sack voll Flöhe.
»Nein«, sagte Tom. »Soviel ich weiß, soll er zusammen mit Professor Hardenberg an einem Geheimprojekt der englischen Regierung mitarbeiten.« Leise fügte er hinzu: »Sie planen, ein riesiges Schiff zu bauen, auf dem über zweitausend Passagiere Platz haben. Es soll so groß sein wie eine kleine Stadt und Titanic heißen.«
»Na, hoffentlich sind Crimer und Hardenberg mit ihrer Vorliebe fürs Untergluckern die Richtigen dafür«, sagte Max. Dann begrüßte er Toms und Philips Eltern, die zu Besuch gekommen waren, und zwar mit einer so formvollendeten Verbeugung, dass seine Mutter ihn mit einem stolzen Lächeln bedachte.
Allerdings gefror dieses Lächeln schon wenige Minuten später zu einem Ausdruck höchsten Missfallens. Denn plötzlich kam Mafalda ins Zimmer gesprungen und wedelte aufgeregt mit den Armen. Dabei stieß sie eine Kaffeetasse um, die Mrs Sinclair auf einem Tischchen abgestellt hatte, und riss zu guter Letzt auch noch den Teller mit Donuts zu Boden.
»Ich habe gerade einen Ball eingelocht!«, rief sie aufgeregt. »Und da ist mir ein komisches Wort durch den Kopf gegangen:
Chautauquauwauwau!
Habt ihr eine Ahnung, was das bedeutet? Ist das vielleicht eine neue Schokoladensorte? Dann müssen wir die unbedingt kaufen!«
Professor Fox, der in seinem Ohrensessel im hinteren Teil des Wohnzimmers vor sich hin gedöst hatte, saß mit einem Mal kerzengrade. Seine Kaffeetasse, die er bis dahin trotz seines Nickerchens mit bewundernswerter Eleganz auf den Knien balanciert hatte, lag zerbrochen am Boden.
»Chautauquauwauwau?«, wiederholte er und blinzelte verschlafen. »Wie kommst du denn darauf?«
»Ich weiß nicht.« Mafalda zuckte mit den Schultern. »Vielleicht habe ich es irgendwo in der Stadt auf einem Plakat gelesen oder auf einem dieser
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