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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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es steht fest, dass nur das Volk der Ghule hier heimisch werden kon n te.
    Schon von dem Pfad aus, schon viele Meilen von der Stadt entfernt, sah Bod, dass alle Winkel schief waren, dass die Mauern eine aberwitzige Neigung hatten, dass hier alle Albträume, die er jemals durc h litten hatte, an einem Ort zusammenkamen wie ein riesiges Maul voller schief stehender Zähne. Offenbar hatte man die Stadt nur gebaut, um sie gleich wieder zu verlassen, Stein gewo r dener Ausdruck der Angst, des Wahns und des Ekels i h rer Erbauer. Die Ghule hatten sie entdeckt, begeistert in Beschlag genommen und sie »Heim« g e nannt.
    Ghule bewegen sich schnell. Schneller, als ein Geier fliegt, schwirrten sie die Straße entlang. Sie trugen Bod hoch über ihrem Kopf und warfen ihn sich g e genseitig zu, bis sich der Junge am Ende ganz schwindelig, krank und benommen fühlte.
    Über ihnen am scharfroten Firmament kreiste etwas auf riesigen schwarzen Flügeln.
    »Vorsicht«, rief der Bischof. »Versteckt ihn. Ich will nicht, dass die Nachthunde ihn kriegen. Verdammte Di e be.«
    »Recht so. Wir hassen Diebe!«, rief der Kaiser von China.
    Nachthunde am roten Firmament über Ghulheim. Bod holte tief Luft und rief um Hilfe, wie er es bei Miss L u pescu gelernt hatte. Er stieß einen Schrei aus wie ein A d ler, einen tiefen, kehligen Laut.
    Eines der geflügelten Biester stürzte sich auf sie herab und glitt über sie hinweg. Bod stieß den Schrei noch ei n mal aus, bis eine harte Hand sich auf seinen Mund pres s te. »Gute Idee, sie herzurufen«, sagte der Ehrenwer te A r chibald Fitzhugh, »aber glaub mir, sie sind erst genie ß bar, wenn sie sich ein paar Wochen zersetzt haben, und sie machen nur Ärger. Zwischen ihnen und uns kann ke i ne Liebe sein.«
    Der Nachthund erhob sich wieder in die trockene Wüstenluft und schloss sich seinen Gefährten an. Bod ließ alle Hoffnung fahren.
    Die Ghule rasten auf die Felsenstadt zu und Bod, der jetzt ohne viel Federlesens auf die stinkenden Schultern des Herzogs von Westminster geworfen worden war, musste wohl oder übel mit.
    Die tote Sonne ging unter und zwei Monde gingen auf: Der eine, groß, weiß und zerklüftet, schien, als er aufging, den halben Horizont einzunehmen, wen n gleich er wieder schrumpfte, je höher er stieg; der andere war kleiner und hatte die bläulich grüne Farbe von Schi m melk ä se. Sein Erscheinen am Nachthimmel versetzte das Ghulvolk in Feststimmung. Sie machten halt und schl u gen neben der Straße ein L a ger auf.
    Einer von den Neuen in der Truppe – Bod meinte sich zu erinnern, dass er als der »berühmte Schriftsteller Vi c tor Hugo« vorgestellt worden war – öffnete einen Sack mit Brennholz, an manchen Brettern waren noch Messin g griffe und Scharniere, zückte ein Feuerzeug und machte ein Feuer, während sich die anderen Ghule im Kreis um das Feuer niederließen. Sie schauten zu dem bläulich grünen Mond hinauf und balgten sich, schimpfend, kra t zend und beißend, um die besten Plätze.
    »Wir schlafen erst einmal und bei Monduntergang se t zen wir den Weg nach Ghulheim fort«, sagte der Herzog von Westminster. »Wir haben noch neun bis zehn Stu n den im Sauseschritt vor uns. Bis zum nächsten Mondau f gang dürften wir es geschafft haben. Und dann feiern wir erst einmal, dass du einer von uns wirst.«
    »Es tut auch gar nicht weh«, beruhigte der Ehre n werte Archibald Fitzhugh. »Du wirst es kaum merken und denk daran, wie glücklich du dann bist.«
    Sie erzählten sich gegenseitig Geschichten, wie wu n derbar es doch sei, ein Ghul zu sein, und was für tolle Sachen sie schon mit ihren mächtigen Zähnen zermalmt und vertilgt hatten. Krankheiten und Se u chen konnten ihnen nichts anhaben, sagte einer von ihnen. Ja, egal, woran ihr Abendessen gestorben war, sie schlangen es einfach hinunter. Sie erzählten von den Orten, an denen sie schon gewesen waren, es waren wohl meist Kat a komben und Massengräber (»in Massengräbern findet man immer etwas Gutes zu essen«, sagte der Kaiser von Ch i na und alle stimmten ihm zu). Sie erzählten Bod auch, wie sie zu ihren N a men gekommen waren und dass er, sobald er ein namenloser Ghul geworden sei, ebe n falls einen Namen erhalten werde.
    »Aber ich will keiner von euch werden«, sagte Bod.
    »Auf die eine oder andere Weise wirst du es doch«, sagte der Bischof von Bath und Wells fröhlich. »Die a n dere Weise ist schmieriger, es bedeutet, dass man verdaut wird und du hast nicht sehr lange was d a von.«
    »Aber

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