Das Graveyard Buch
Steine nach den Blutsa u gern!«
Bod sah alles verkehrt herum, denn er hing mit dem Kopf nach unten über der Schulter des 33. Präside n ten von Amerika. Auch bekam er den aufgewirbelten Staub von der Landstraße in die Augen. Aber er hö r te ganz deutlich die Schreie, wie Adlergeschrei. Bod versuchte wieder, die Nachthunde um Hilfe zu rufen. Diesmal hi n derte ihn niemand daran, aber er war sich nicht sicher, ob ihn überhaupt jemand hörte durch die Schreie der Nach t hunde und die Flüche der Ghule, die seine Retter mit Steinen bewarfen.
Bod hörte das Geheul wieder, jetzt kam es von rechts.
»Diese Scheuklappenträger kommen dutzendweise«, sagte der Herzog von Westminster düster.
Der 33. Präsident von Amerika übergab Bod an den berühmten Schriftsteller Victor Hugo. Der stec k te den Jungen einfach in einen Sack und warf ihn sich über die Schulter. Bod war froh, dass der Sack nur nach staub i gem Holz roch.
»Sie ziehen sich zurück!«, rief ein Ghul. »Da, sie ve r schwinden.«
»Warte nur«, hörte Bod eine Stimme ganz in seiner Nähe, die sich anhörte wie die des Bischofs von Bath und Wells. »In Ghulheim sind wir vor solchem Mumpitz s i cher. Ghulheim ist uneinnehmbar.«
Bod hatte nicht mitbekommen, ob es bei den Kämpfen mit den Nachthunden Verletzte oder Tote unter den Gh u len gegeben hatte. Aus den Flüchen des Bischofs von Bath und Wells entnahm er, dass sich noch mehr Ghule aus dem Staub gemacht hatten.
»Schnell!«, rief eine andere Stimme, vielleicht der Herzog von Westminster, und die Ghule rannten los. Bod wurde in seinem Sack unsanft gegen den b e rühmten Schriftsteller Victor Hugo und manchmal auch gegen den Boden geschlagen. Und was alles noch schlimmer mac h te, war, dass sich in dem Sack noch Holzabfälle befa n den, manche mit Schrauben und Nägeln darin. Eine Schraube grub sich in seine Hand.
Obgleich Bod bei jedem Schritt in seinem sacklein e nen Gefängnis geschüttelt und gestoßen wurde, b e kam er doch die Schraube mit der rechten Hand zu fassen. Als er das scharfe Ende spürte, schöpfte er wieder Hoffnung. Er drückte die Schraube in das Jutegewebe, drehte das spi t ze Ende hinein, zog sie wi e der heraus und bohrte ein Stück darunter ein weit e res Loch.
Hinter ihm hörte er wieder Geheul. Wenn es aber e t was gab, was die Ghule das Fürchten lehrte, dachte Bod, musste es noch furchtbarer sein als die Ghule selbst. Bod hielt einen Augenblick mit dem Bohren inne : Was, wenn er aus seinem sackleinenen Gefängnis in das Maul eines Ungeheuers fiele? Wenn er dabei sterben würde, überle g te er, würde er wenigstens als er selbst sterben, mit allen Erinnerungen und mit dem Wissen, wer seine Eltern w a ren, wer Silas war, ja sogar, wer Miss Lupescu war.
Das war gut.
Er bearbeitete das Sackleinen wieder mit der Messin g schraube, bis er ein weiteres Loch hineingerissen hatte.
»Vorwärts, Leute«, rief der Bischof von Bath und Wells. »Jetzt noch die Treppe hinauf und wir sind zu Hause, in Ghulheim!«
»Jawohl, Exzellenz«, rief jemand anderes, wah r scheinlich der Ehrenwerte Archibald Fitzhugh.
Die Bewegungen seiner Entführer veränderten sich. Es ging nicht mehr geradeaus dahin, sondern aufwärts und geradeaus, aufwärts und geradeaus.
Bod zog das Gewebe mit der Hand auseinander und lugte hindurch. Oben der bedrückende rote Himmel, u n ten …
… konnte er den Wüstenboden sehen, aber nun schon meterweit unter ihm. Er sah Stufen, aber es waren Stufen, die für Riesen gemacht schienen, und rechts von ihm e i ne steil aufragende ockerfarbene Felswand. Ghulheim, die Stadt auf dem Felsen, die er von hier aus nicht sehen konnte, musste über ihm sein. Zu seiner Linken war ein jäher Abgrund. Er musste sich direkt nach unten fallen lassen, auf die Stufen, beschloss er und hoffte, die Ghule würden seinen Ausbruch nicht bemerken, jetzt, wo sie nur noch verzweifelt versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. Wieder sah er Nachthunde oben am roten Hi m mel kreisen.
Zu seinem Glück stellte er fest, dass hinter ihm keine weiteren Ghule folgten, der berühmte Schriftsteller Vi c tor Hugo bildete die Nachhut und niemand war hinter ihm, um die Ghule zu warnen, dass das Loch in dem Sack immer größer wurde.
Doch da war noch etwas anderes.
Bod wurde auf die Seite geworfen, weg von dem Guckloch. Doch er hatte auf den Stufen unterhalb von ihm ein großes graues Wesen gesehen und nun hörte er sein zorniges Knurren. Es war ihnen auf den Fersen.
Mister Owens hatte einen
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