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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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das ist kein angenehmes Thema«, sagte der Kaiser von China. »Es gibt nichts Besseres, als ein Ghul zu sein. Wir fürchten uns vor gar nixxx.«
    Und alle Ghule, die um das Feuer aus Sargbrettern s a ßen, heulten bei diesem Ausspruch und grölten, wie klug sie waren und wie mächtig und wie schön es war, sich vor nichts zu fürchten.
    Aus der Wüste erscholl ein fernes Heulen. Die Ghule schnatterten sofort wild durcheinander und drängten sich dichter um das Feuer.
    »Was war das?«, fragte Bod.
    Die Ghule schüttelten den Kopf. »Ach, nur irgen d was da draußen in der Wüste«, flüsterte einer. »Still. Sonst hört es uns!«
    Alle Ghule waren mucksmäuschenstill, dann ve r gaßen sie das Ding da draußen in der Wüste wieder und stim m ten ihre Ghulgesänge an, voller übler Wö r ter und schlimmer Gefühle, und der beliebteste unter diesen G e sängen war bloß eine Aufzählung von verwesenden Kö r perteilen und wie und in welcher Re i henfolge man sie am besten verzehrte.
    »Ich will nach Hause«, sagte Bod, als die letzten Wo r te des Gesangs verklungen waren. »Ich will nicht hier sein.«
    »Nimm’s nicht so schwer«, sagte der Herzog von Westminster . »Glaub mir, mein Kleiner, wenn du erst einer von uns bist, wirst du dich nicht mal daran eri n nern, dass du überhaupt ein Zuhause gehabt hast.«
    »Ich erinnere mich an nichts aus der Zeit, bevor ich ein Ghul geworden bin«, sagte der berühmte Schriftste l ler Victor Hugo.
    »Ich auch nicht«, sagte der Kaiser von China stolz.
    »Nö«, sagte der 33. Präsident von Amerika.
    »Du wirst zum erlauchten Kreis der klügsten, stärksten und mutigsten Wesen überhaupt gehören«, prahlte der Bischof von Bath und Wells.
    Bod hatte keine hohe Meinung von der Klugheit oder dem Mut der Ghule. Aber sie waren stark und schnell, wie es kein Mensch je sein könnte, und er b e fand sich mitten unter ihnen. Ein Ausbruchsversuch hätte keine Chance auf Erfolg. Sie hätten ihn nach zehn Metern schon eingeholt.
    Draußen in der Nacht heulte es wieder und die Ghule rückten noch näher ans Feuer. Bod hörte, wie sie schnaubten und fluchten. Vor Heimweh ganz elend, schloss er die Augen. Er wollte kein Ghul we r den. Und wie sollte er je Schlaf finden, voll Kummer und ohne Hoffnung, aber dann schlief er doch zwei oder drei Stu n den.
    Ein Geräusch weckte ihn – laut und ganz in seiner N ä he. Jemand sagte: »Wo sind sie bloß?« Er schlug die A u gen auf und bekam mit, wie der Bischof von Bath und Wells auf den Kaiser von China einredete. Offenbar w a ren ein paar Mitglieder ihrer Bande nachts spurlos verschwu n den und keiner hatte eine Erklärung dafür. Die übrigen Ghule waren entsetzt. Sie brachen rasch ihr L a ger ab und der 33. Präsident von Amerika nahm Bod und legte ihn sich wie ein Bündel über die Schulter.
    Der Morgenhimmel war wieder blutrot, als die Ghule die Felswände hinunter auf die Straße klette r ten und Richtung Ghulheim hasteten. Ihre Begeist e rung hatte sich gelegt und Bod kam es so vor, während er so dahi n federte , als würden sie vor etwas d a vonlaufen.
    Gegen Mittag, die tote Sonne stand hoch über ihnen, machten die Ghule halt und lagerten sich im Kreis. Vor ihnen hoch am Himmel kreisten Dutzende von Nachthu n den, die sich von den warmen Aufwinden tragen li e ßen.
    Die Ghule waren in zwei Lager gespalten: Die einen maßen dem Verschwinden ihrer Kumpane keine Bede u tung bei, die anderen dagegen glaubten, dass irgendj e mand, wahrscheinlich die Nachthunde, es auf sie abges e hen hatte. Sie konnten sich untereinander nicht einigen, außer in einem Punkt: Sie wollten sich mit Steinen b e waffnen, um sich zu verteidigen, falls die Nachthunde sie angreifen würden. Dann sammelten sie Steine vom Wü s tenboden und füllten damit die Taschen ihrer Gewänder.
    Ein neuerliches Geheul drang aus der Wüste, links von ihnen. Die Ghule suchten einander mit Blicken. Das G e heul war lauter als in der Nacht zuvor und auch näher, ein tiefes, wolfsähnliches Heulen.
    »Habt ihr das gehört?«, fragte der Oberbürgermeister von London.
    »Nö«, sagte der 33. Präsident von Amerika.
    »Ich auch nicht«, sagte der Ehrenwerte Archibald Fitzhugh.
    Das Geheul kam wieder.
    »Wir müssen heim«, sagte der Herzog von Westmin s ter und wiegte einen großen Stein in der Hand.
    Die Ghule strömten der Albtraumstadt Ghulheim en t gegen, die sich wie ein Nest an einen Felsvorsprung schmiegte.
    »Nachthunde greifen an!«, rief der Bischof von Bath und Wells. »Werft

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