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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Hause war. Also war er vielleicht doch ein Geist. Eri n nerst du dich noch, Scarlett?«
    Scarlett schüttelte den Kopf. »Ich muss ja ein kom i sches Kind gewesen sein.«
    »Das warst du bestimmt nicht«, widersprach Mr Frost. »Sie haben eine patente Tochter, Noona. Also, danke für den Tee. Es hat mich gefreut, Sie beide kennenzulernen. Aber jetzt muss ich wieder los. Ich mache mir noch einen Happen zum Abendessen und dann gehe ich zu einer Versammlung des Vereins für Stadtgeschichte.«
    »Sie machen sich selbst etwas zum Abendessen?«, fragte Mrs Perkins.
    »Ja, mach ich. Naja, ich taue es auf. Ich bin auch ein Meister im Aufwärmen von Fertiggerichten. Einzelg e deck. Ich lebe allein, ein eingefleischter Jungg e selle. Das sieht immer so aus, als wäre man schwul, oder? Aber ich bin nicht schwul, hab bloß noch nicht die ric h tige Frau gefunden.« Und auf einmal sah er ziemlich traurig aus.
    Mrs Perkins, die überhaupt nicht gern kochte, verkü n dete, sie würde am Wochenende immer viel zu viel Essen machen, und während sie Mr Frost in die Diele hinaus begleitete, hörte Scarlett Mr Frost sagen, er würde sehr gern am Samstagabend zum Essen kommen.
    Als Mrs Perkins wieder ins Wohnzimmer kam, sagte sie bloß: »Ich hoffe, du hast deine Hausaufgaben g e macht.«
     
    Als Scarlett am Abend im Bett lag und die Autos hö r te, die die Hauptstraße entlangquietschten, dachte sie noch einmal über die Ereignisse dieses Nachmittags nach. Ja, sie war tatsächlich auf dem Friedhof gew e sen, als sie noch klein war, deshalb kam ihr alles so vertraut vor.
    Über ihren Erinnerungen schlief sie irgendwann ein, aber im Schlaf streifte sie immer noch über den Friedhof. Es war Nacht, aber sie sah alles so deutlich wie am hel l lichten Tag. Sie ging einen Hang hinauf und sah einen Jungen, ungefähr in ihrem Alter, der mit dem Rücken zu ihr oben auf dem Berg stand und auf die Stadt hinunte r schaute.
    »Hallo, was machst du da?«, sagte sie.
    Er schaute um sich und es fiel ihm anscheinend schwer, sie auszumachen.
    »Wer ist da?«, fragte er. »Oh, jetzt sehe ich dich i r gendwie. Traumwandelst du?«
    »Ich glaube, ich träume«, sagte sie.
    »Das habe ich nicht gemeint«, sagte der Junge. »Ha l lo, ich bin Bod.«
    »Ich bin Scarlett«, stellte sie sich vor.
    Er schaute sie noch einmal an, als ob er sie zum e r sten Mal sähe. »Aber natürlich! Du bist es. Du bist mir gleich bekannt vorgekommen. Du warst heute mit diesem Mann auf dem Friedhof, dem Typ mit dem Papier.«
    »Mr Frost«, sagte sie. »Er ist nett. Er hat mich mit se i nem Auto nach Hause gefahren. Hast du uns ges e hen?«
    »Ja. Ich habe ein Auge auf alles, was auf dem Friedhof passiert.«
    »Was ist das eigentlich f ür ein Name: Bod?«, fragte sie.
    »Das ist die Kurzform von Nobody.«
    »Ach so, klar!«, sagte Scarlett. »Darum geht es in di e sem Traum. Du bist mein Fantasiefreund aus der Kinde r zeit und jetzt bist du groß.«
    Er nickte.
    Er war größer als sie. Er war grau angezogen, o b wohl sie seine Kleidung nicht hätte beschreiben kö n nen. Seine Haare waren zu lang und sie hatte den Eindruck, als w ä ren sie schon lange nicht mehr g e schnitten worden.
    »Du warst echt mutig«, sagte er. »Wir sind in das u n terirdische Grab hineingegangen und haben dort den I n digomann gesehen. Und wir sind dem Sleer b e gegnet.« Irgendetwas ging plötzlich vor in ihrem Kopf, ein dun k ler Strudel, ein rasender Strom von Bildern stürzte auf sie ein …
    »Jetzt erinnere ich mich«, sagte Scarlett. Doch sie sa g te es in die leere Dunkelheit ihres Zimmers hinein und sie hörte keine Antwort, nur das ferne Geräusch eines Las t wagens, der durch die Nacht zockelte.
     
    Bod hatte Vorräte an Lebensmitteln, solche, die hal t bar waren, dafür hatte Silas gesorgt. Ein Teil war in der Krypta versteckt, der größere Teil in einigen der kühl e ren Grabmäler und Grüfte. Die Vorräte reichten für mehrere Monate, daher würde er, solange Silas oder Miss Lupe s cu nicht da waren, den Friedhof einfach nicht ve r lassen.
    Er sehnte sich zwar nach der Welt jenseits der Frie d hofsmauern, doch er wusste, dass es dort draußen gefäh r lich war für ihn. Immer noch. Der Frie d hof war sein Reich, er war stolz darauf und er liebte es, wie nur ein Vierzehnjähriger etwas lieben kann.
    Und doch …
    Auf dem Friedhof veränderte sich nie jemand. Die kleinen Kinder, mit denen Bod gespielt hatte, als er selbst klein war, waren immer noch kleine Kinder. Fortinbras Bartleby,

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