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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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welligen, stockfleck i gen Gemeindeakten zur Seite und holte sich aus seinem Vo r rat eine Packung Orangensaft, einen Apfel, eine P a ckung Knäckebrot und ein Stück eingeschweißten Käse. Dann aß er und überlegte dabei, ob und wie er Scarlett ausfi n dig machen könnte. Traumwandeln wäre eine Möglic h keit, denn so war sie ja zu ihm gekommen …
    Er verließ die Krypta und war schon auf dem Weg zu der grauen Holzbank, als er etwas erblickte, und er hielt inne. Auf der Bank saß schon jemand. Sie las eine Zei t schrift.
    Bod machte sich noch unsichtbarer, wurde ein Teil des Friedhofs, so unscheinbar wie ein Schatten oder wie ein Zweig.
    Doch sie blickte auf. Sie sah ihn direkt an und sagte: »Bod? Bist du das?«
    Er blieb stumm. Dann sagte er: »Wieso kannst du mich sehen?«
    »Nicht richtig. Zuerst dachte ich, du wärst ein Scha t ten oder so was. Aber es ist so wie in meinem Traum, du bist irgendwie in mein Blickfeld geraten.«
    Er trat an die Bank heran. »Kannst du das wirklich l e sen?«, fragte er. »Ist es dir nicht zu dunkel?«
    Scarlett schlug die Zeitschrift zu. »Komisch. Man könnte meinen, es wäre zu dunkel, aber ich konnte gut lesen, ohne Probleme.«
    »Bist du …« Er kam ins Stocken, er wusste plötzlich nicht mehr, was er eigentlich fragen wollte. »Bist du a l lein hier?«
    Sie nickte. »Ich habe nach der Schule Mr Frost geho l fen, ein paar Steine abzureiben. Dann habe ich ihm g e sagt, dass ich noch ein Weilchen hier sitzen und nac h denken will. Ich h ab ihm versprochen, d a nach noch bei ihm auf eine Tasse Tee vorbeizuscha u en, und er fährt mich anschließend heim. Er hat gar nicht gefragt, warum. Hat bloß gesagt, er ist auch gern auf Friedhöfen und für ihn sind es die friedvol l sten Orte auf der Welt.« Dann fragte sie: »Kann ich dich umarmen?«
    »Möchtest du?«, sagte Bod.
    »Ja.«
    »Also dann.« Er dachte einen Augenblick nach. »Ich hab nichts dagegen.«
    »Meine Hände greifen nicht durch dich durch oder so? Du bist wirklich da?«
    »Du greifst nicht durch mich durch«, versicherte er ihr. Und sie schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte ihn so fest, dass ihm fast die Luft wegblieb. »Das tut weh«, sagte er.
    Scarlett ließ los. »Entschuldigung.«
    »Nein, nein. Es war schön. Du hast nur fester g e drückt, als ich erwartet hatte.«
    »Ich wollte einfach wissen, ob du real bist. Die ga n zen Jahre über dachte ich, dich hätte es nur in me i nem Kopf gegeben. Und dann habe ich dich irgen d wie vergessen. Aber ich habe dich nicht erfunden. Und jetzt bist du wi e der da, du bist in meinem Kopf und du lebst auch in Wirklichkeit.«
    Bod lächelte. »Früher hast du so einen Mantel ang e habt, er war orange«, sagte er. »Immer wenn ich diese Farbe gesehen habe, dachte ich an dich. Den Mantel wirst du wohl nicht mehr haben.«
    »Nein«, sagte sie. »Schon lang nicht mehr. Der wäre jetzt auch ein bisschen zu klein für mich.«
    »Ja«, sagte Bod, »klar.«
    »Ich muss heim«, sagte Scarlett. »Ich könnte aber am Wochenende wiederkommen.« Und als sie den Ausdruck in Bods Gesicht sah, fügte sie hinzu: »Heute ist Mit t woch.«
    »Ich würde mich freuen.«
    Sie wandte sich zum Gehen, dann fragte sie: »Und wie finde ich dich nächstes Mal?«
    »Keine Sorge«, sagte Bod. »Ich finde dich . Mach dir keine Gedanken. Du musst nur allein kommen, dann fi n de ich dich.«
    Sie nickte und ging.
    Bod machte sich auf den Weg hinauf zum Frobi s her-Grabmal. Er ging nicht hinein, sondern kletterte an der Wand hinauf, wobei er die dicken Efeuwurzeln als Halt benutzte. Oben angekommen, setzte er sich auf das ste i nerne Flachdach und schaute auf die bewegte Welt je n seits des Friedhofs. Er erinnerte sich, wie Scarlett ihn umarmt hatte und wie sicher er sich dabei gefühlt hatte, wenn auch nur für einen Auge n blick. Wie schön wäre es, dachte er, jenseits der Friedhofsmauern ohne Angst sp a zieren zu gehen, und wie gut war es, Herr über seine e i gene kleine Welt zu sein.
     
    Scarlett sagte, sie wolle keinen Tee, danke, und auch ke i nen Schokoladenkeks. Mr Frost machte sich So r gen.
    »Mal ehrlich«, sagte er. »Du siehst aus, als wärst du einem Geist begegnet. Sicher, ein Friedhof ist kein u n passender Ort, um einen zu sehen. Ich hatte einen Onkel, der behauptete, sein Papagei sei verhext. Er war ein roter Ära. Der Papagei. Der Onkel war Architekt. Die Einze l heiten hab ich nie erfahren.«
    »Mir geht es gut«, beruhigte ihn Scarlett. »Es war nur ein langer

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