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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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von fünf Jahren g e speichert war. »Waidmannsheil«, wünschte sie.
    Scarlett vermutete, dass die Ermordung einer ganzen Familie als Schlagzeile auf der Titelseite stehen würde, aber was sie schließlich fand, kam fast ve r steckt erst auf Seite fünf der Ausgabe. Es war im O k tober vor dreizehn Jahren geschehen. Der Artikel weckte keine Emotionen, lieferte keine Beschreibung, sondern bot nur eine dürre Auflistung der Ereignisse. Der 36 Jahre alte Architekt Ronald Dorian, seine 34-jährige Ehefrau Carlotta, Ve r legerin, und ihre siebe n jährige Tochter Misty wurden in ihrem Haus in der Dunstan Road 33 tot aufgefunden. Die Polizei geht von einem Verbrechen aus. Ein Sprecher der Polizei sagte, beim gegenwärtigen Stand der Ermittlu n gen sei es noch zu früh, irgendwelche Angaben zu m a chen; man gehe me h reren Spuren nach.
    Die Meldung sagte nichts über die Art und Weise, wie die Familie gestorben war, ebenso fehlte ein Hi n weis auf das vermisste Baby. In den darauffolgenden Wochen gab es keine weiteren Berichte mehr über den Fall; auch se i tens der Polizei folgten keine weit e ren Informationen, soweit Scarlett sehen konnte.
    Doch in einem war sie sich sicher: Sie kannte das Haus Dunstan Road 33. Sie war schon einmal dort gew e sen. Sie brachte die Mikrofilme wieder an den Schalter zurück, dankte der Bibliothekarin und ging in dem so n nigen Aprilwetter zu Fuß nach Hause. Ihre Mutter stand in der Küche und übte sich in der Kunst des Kochens – nicht sehr erfolgreich, wie der Geruch nach Angebran n tem bewies, der in der ganzen Wo h nung hing. Scarlett zog sich in ihr Zimmer zurück und riss die Fenster auf, um den Geruch abziehen zu lassen. Dann setzte sie sich auf ihr Bett und wählte eine Nummer.
    »Hallo, Mr Frost?«
    »Scarlett. Bleibt es bei heute Abend? Wie geht es de i ner Mutter?«
    »Oh, sie hat alles im Griff«, sagte Scarlett, denn das hatte ihre Mutter geantwortet, als Scarlett gefr agt hatte. »Äh, Mr Frost, wie la nge wohnen Sie schon in Ihrem Haus?«
    »Wie lange? Nun, seit vier Monaten ungefähr.«
    »Wie haben Sie es gefunden?«
    »Über einen Immobilienmakler. Es stand leer und ich konnte es mir leisten. Na ja, mehr oder weniger. Ich habe etwas gesucht, das nicht weit vom Friedhof entfernt lag, und das hat genau gepasst.«
    »Mister Frost.« Scarlett wusste nicht recht, wie sie es sagen sollte, aber dann sprach sie es einfach aus. »Vor dreizehn Jahren sind in Ihrem Haus drei Menschen e r mordet worden. Die Familie Dorian.«
    Am anderen Ende der Leitung trat Stille ein.
    »Mister Frost, sind Sie noch da?«
    »Äh, ja, Scarlett, ich bin da. Entschuldige, aber auf so etwas war ich nicht gefasst. Das Haus ist alt, man kann sich vorstellen, dass im Lauf der Zeit hier so einiges pa s siert ist. Aber doch nicht … Also, was ist passiert?« Sca r lett überlegte, wie viel sie ihm erzählen konnte. »Ich h a be in einer alten Zeitung eine kurze Meldung gefunden. Da stand nur die Adresse drin, sonst nichts. Ich weiß nicht, wie die Leute gestorben ist.«
    »Du lieber Gott.« Mr Frost schien von der Nachricht mehr fasziniert zu sein, als Scarlett erwartet hatte. »Das ist so ein Fall, wo wir Hobbyhistoriker in unserem El e ment sind. Überlass es mir, Scarlett. Ich forsche nach und erstatte dir dann Bericht.«
    »Danke«, sagte Scarlett erleichtert.
    »Äh, ich vermute, du hast mich angerufen, weil du meinst, wenn Noona erfahren sollte, dass in meinem Haus jemand ermordet wurde, auch wenn das dre i zehn Jahre zurückliegt, dann würde sie dir verbieten, noch einmal zu mir oder auf den Friedhof zu ko m men. Also werde ich die Sache nicht erwähnen, wenn du es nicht tust.«
    »Danke, Mister Frost.«
    »Bis heute Abend um sieben. Mit Schokolade.«
    Das Abendessen verlief ausgesprochen angenehm. Der Geruch nach Angebranntem war verschwunden, das Brathähnchen war gut, der Salat war noch besser, die Pommes waren zu knusprig, aber Mr Frost verkündete freudestrahlend, dass er sie genau so mochte, und nahm noch einen Nachschlag.
    Die Blumen kamen gut an, die Schokolade, die sie zum Nachtisch aßen, war hervorragend. Mr Frost plau de r te, dann sah er mit ihnen fern. Gegen zehn Uhr sagte er, er müsse nun heimgehen.
    »Zeit, Ebbe und Flut und historische Forschungen warten nicht«, sagte er. Er drückte Noona zum A b schied herzlich die Hand, zwinkerte Scarlett ve r schwörerisch zu und war schon zur Tür hinaus.
    In dieser Nacht versuchte Scarlett, Bod in ihren Trä u men zu finden. Als sie ins

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