Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)
auszudrücken dagegen, ist nicht immer einfach. Wenn sich europäische Rockbands bisweilen darüber beschweren, das japanische Publikum (das ihre CDs kauft wie verrückt) sei so hitzig wie ein sibirischer Wintermorgen, liegt das daran, dass Massenveranstaltungen, bei denen die Menschen planmäßig ausflippen, in Japan keine Tradition haben. Auch in Sportarenen zeigt sich dieses Volk eher verschämt und zurückhaltend, und selbst in volltrunkenem Zustand tun sich seine Vertreter selten durch lautes Singen oder Randalieren hervor.
Die Kontrolle über die eigenen Emotionen zu verlieren oder absichtlich aus der Hand zu geben, ist nicht wünschenswert. Im Westen hat man das immer wieder so ausgelegt, als wollten die Japaner die Europäer mit ihren Pokerfaces hinters Licht führen und überlisten – in Wirklichkeit steckt hinter dem gleichmütigen japanischen Lächeln keine Betrugsabsicht, sondern ein Respekt vor anderen Menschen, vor der Gesellschaft. Ein Respekt, der es verbietet, sich selbst durch Gefühlsausbrüche und überzogene Selbstdarstellung in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken.
Beim Betrachten von Animes könnte man aber glatt den Eindruck gewinnen, diese Art von Japanern seien eine ausgestorbene Spezies, nichts als staubige Fossilien, deren bescheidene, unaufdringliche Abdrücke man nur noch in den tiefsten Gesteinsschichten findet. In den Mangas und Animes wird getobt und rumgebrüllt, geweint und gelacht, dass es einem schwindelig davon werden kann. Das ist die andere Seite eines im Übermaß disziplinierten Volkes – die innere Seite. Die Seite, die Spaß haben will, die sich kindlich freuen und sinnlos streiten möchte, die Seite, die alles für sich beansprucht, was die Emotionen eines Menschen hergeben – und das bis zum Exzess. Auf offener Bühne die Sau rauszulassen, ist für Japaner eher schwierig, es im stillen Kämmerchen mit dem Zeichenstift zu tun, liegt ihnen. Ein Grund, warum Japan bessere Manga-Zeichner hervorgebracht hat als Rockstars. Und vielleicht auch ein Grund, warum Mangas von Europäern meist schlechte Imitationen bleiben, egal, wie viel Mühe sich ihre Macher dabei geben. Es fehlt ihnen an der unbändigen emotionalen Energie, die aus den Werken der japanischen Künstler hervorsprüht.
Wir Europäer sind schon ein komisches Volk: Auf der einen Seite schauen wir die Asiaten schräg an, weil uns ihre Beherrschtheit und ihre ausgeglichen, maskenhaften Mienen unheimlich sind, auf der anderen Seite versuchen wir immer öfter, ihre von Lust und Leidenschaft überschäumende Massenkultur zu imitieren. Man kann aber nicht alles haben – grenzenlosen Individualismus und gleichzeitig die kreative Energie von Menschen, die nur in ihrer Kunst sie selbst sein dürfen …
Liest noch jemand mit? Gut, dann kommen wir jetzt endlich zu den Äußerungen der Begeisterung.
Diese vier Wendungen hört man häufig. Sugoi bedeutet ursprünglich zwar „unheimlich“, wird aber heute nur noch im Sinne von „super, spitze, genial“ verwendet. Man kann so etwas vergleichen mit unserem Wort „toll“, das ja früher einmal „verrückt, wahnsinnig“ bedeutete. Goethe hätte sich unter einem „tollen“ Mädchen etwas anderes vorgestellt als wir … In der Umgangssprache wird sugoi übrigens auch sugee ausgesprochen.
Saikô heißt „am höchsten, am besten“ und lässt sich vielleicht mit „Spitze!“ wiedergeben. Kakkô ii bedeutet im Grunde „sieht gut aus“. Es wird für alles verwendet, was äußerlich beeindruckend ist – ein cooler Junge, ein tolles Outfit, ein prachtvoller Palast, ein eindrucksvolles Raumschiff oder ganz einfach eine heldenhafte, bewundernswerte Tat. Kakkô ii wird besonders oft für Männer und männliche Taten benutzt, das eher weibliche Gegenstück ist kawaii („niedlich, süß“). Es passt besonders gut auf süße Mädchen, Tiere, Kleider, Erdbeertörtchen mit Sahne und alles andere, was man am liebsten von oben bis unten mit Küssen bedecken würde. Freilich kann auch ein Junge kawaii sein und ein Mädchen kakkô ii – keine Frage!
Nicht sprudelnde Begeisterung, aber Zufriedenheit und Erleichterung drückt man auf diese Weise aus. Wer schon einen Blick ins Grammatik- Kapitel über die Endungen geworfen hat, wird bemerkt haben, dass alle vier Möglichkeiten auf -ta enden, und dieses -ta ist – tata! – nichts anderes als die Vergangenheitsendung.
Yatta ist die Vergangenheit von yaru („tun, treiben“) und bedeutet also „ich hab’s getan“ –
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