Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)
sagen, dass es in den allermeisten Sätzen, die die Menschen sprechen, etwas Bekanntes und etwas Unbekanntes gibt. Anders ausgedrückt, wir verbinden alte Informationen mit neuen Informationen. Das ist der Hauptzweck, zu dem Menschen überhaupt Sprache benutzen.
Angenommen, ich erzähle jemandem: „Meine Festplatte hat gestern den Geist aufgegeben.“ Mein Gegenüber weiß, was ich mit „meine Festplatte“ meine. Er weiß, dass ich einen PC besitze, und er weiß außerdem, dass ein PC normalerweise über eine Festplatte verfügt. All dies ist keine neue Information für ihn. Deshalb erzähle ich ihm nicht lang und breit etwas über den Aufbau von PCs. Es macht wenig Sinn, jemandem etwas zu erzählen, was dieser schon weiß (obwohl man durch ständige Wiederholungen Leute manchmal dazu bringen kann, etwas Unglaubliches zu glauben). Ich beginne den Satz, indem ich ihm klarmache, worüber ich reden möchte. Ich sage „meine Festplatte“, und schon ist sein Hirn auf Empfang, bereit, neue Informationen über dieses alte Thema aufzunehmen. Die neue Information besteht darin, dass die Platte über den Jordan ist. Je nach Veranlagung wird er mich dafür bemitleiden oder in schadenfrohes Kichern ausbrechen.
Im Deutschen haben wir keine eindeutige Möglichkeit, das Satzthema, also die alte Information, über die wir etwas Neues sagen wollen, zu markieren. Oft ist das Thema gleichzeitig das Subjekt des Satzes, wie in dem Beispielsatz von eben. Aber das muss nicht so sein. Ein Beispiel: „Wo hast du den Wagen geparkt?“ – „ Den Wagen habe ich hinters Haus gestellt.“ Sowohl in der Frage als auch in der Antwort ist das Thema des Satzes „den Wagen“, also kein Subjekt, sondern ein Objekt. Die neue Information, nach der man sich erkundigt, ist nicht der Wagen selbst, sondern der Ort, an dem er steht.
Die Partikel wa markiert diese alte Information.
Im Deutschen geben wir dem Satzthema meistens den bestimmten Artikel mit auf den Weg – „die Festplatte“, „den Wagen“. Als Japanischdozent könnte man daher sagen: „ Wa entspricht unseren bestimmten Artikeln ‚der’, ‚die’, ‚das’, usw. ‚Der Mensch’ heißt hito-wa . Ist doch ganz einfach, ihr Dummerchen.“ Tatsächlich kann man sich das notfalls so merken, denn in vielen Fällen kommt es hin. Aber längst nicht immer. In dem Satz „Der letzte Freitag war der Geburtstag von Petra“ ist der letzte Freitag das Thema des Satzes, und die Tatsache, dass es Petras Geburtstag war, ist die neue Information. Trotzdem steht im Deutschen in beiden Fällen der bestimmte Artikel „der“. Drehe ich den Satz um und sage: „Der Geburtstag von Petra war der letzte Freitag“, dann ist „der Geburtstag von Petra“ das Thema (möglicherweise bin ich eben danach gefragt worden), und meine neue Information ist, das er am letzten Freitag war. In der deutschen Sprache entscheidet oft nur die Reihenfolge oder die Betonung darüber, was die alte und was die neue Information ist.
Wenn man bedenkt, dass man mit dem Wörtchen wa ganz klar markieren kann, wo die alte Information aufhört und die neue beginnt, ist das ja im Grunde ausgesprochen praktisch.
Herr Yamada - wa ist schon lange mein Freund.
Mein Wörterbuch - wa ist schon ziemlich ausgefranst.
Auf dem Boden - wa liegt eine Jacke rum. Die - wa gehört wem?
Was ich sagen wollte - wa , ist, dass ich … äh … jetzt hab’ ich’s vergessen.
Um sich vor Augen zu führen, was wa eigentlich bedeutet, kann man es mit „was … betrifft“ übersetzen. Zwar verwendet man diese umständliche Redewendung im Deutschen glücklicherweise nicht in jedem Satz, aber sie gibt genau die Bedeutung von wa wieder. Wa bedeutet: Das ist der Teil des Satzes, über den ich jetzt gleich eine Aussage mache oder eine Frage stelle.
Dabei hat wa die Eigenschaft, die beiden Partikeln ga und o zu ersetzen. Bei allen anderen Partikeln wird sie einfach hinzugefügt. Schauen wir uns noch mal die Unterschiede an:
Wer - ga kommt morgen zur Party? – Yoshiko - ga kommt bestimmt.
Hier wird nach „wer“ gefragt. Ein Fragewort kann nie eine alte Information sein und daher auch nie ein wa bekommen. Und auch die Antwort aufeine Frage ist automatisch eine neue Information. Deshalb bekommt Yoshiko hier ein ga . Das hat nichts damit zu tun, ob ich Yoshiko kenne oder nicht. Auch wenn sie meine älteste Freundin überhaupt ist, spielt sie in diesem Satz die Rolle einer neuen Information, denn ich erfahre ja eben erst, dass sie es ist, die
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