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Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)

Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)

Titel: Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Japan der Literatur“ (zum Beispiel die Rolle Japans in der Literatur)?
    Eben habe ich behauptet, die Reihenfolge der Wörter im no -Satz sei die gleiche wie im deutschen Satz „Larissas Schirm“ # „Larissa- no Schirm“. Damit ist klar, was Nihon no bungaku bedeutet, nämlich „Japans Literatur“, „japanische Literatur“ oder „Literatur von Japan“, und nichts anderes.
    Mit anderen Worten: Man kann no auf verschiedene Weise übersetzen, muss aber höllisch aufpassen, dass die Reihenfolge stimmt. Denken wir uns eine Formulierung wie:
Seite 20 - no Buch.
    Mit dem Sprachgefühl, das wir aus dem Deutschen oder Englischen mitbringen, sieht das sehr nach „Die Seite 20 von dem Buch“ oder „Die Seite 20 des Buches“ aus. Die Übersetzung macht ja auch wunderbar Sinn, also lehnen wir uns zufrieden zurück und träumen von einer Karriere als Simultandolmetscher Japanisch-Deutsch und von den damit verbundenen Honoraren in astronomischer Höhe.
    Leider ist die Übersetzung falsch, und unser Luftschloss zerplatzt – vorerst – wie eine Seifenblase. Denn der Besitzer steht im Japanischen eben vor dem no . Damit gehört nicht die Seite 20 dem Buch, sondern das Buch der Seite 20. In schlechtem Deutsch, aber inhaltlich korrekt, würde das in etwa heißen: „Seite 20s Buch“. Anders gesagt, wir müssen den Ausdruck mit „das Buch auf Seite 20“ oder „das Buch von Seite 20“ übersetzen. Vielleicht handelt es sich um einen Verlagsprospekt, in dem viele Bücher vorgestellt werden, und wir wollen von jenem auf Seite 20 reden.
    Die Partikel no hat uns hier ihr gefährliches Inneres offenbart. Während es bei allen anderen Partikeln meist möglich ist, intuitiv „im Vorbeihören“ die Bedeutung zu erfassen, muss man bei no richtig mitdenken. Erst, wenn man verinnerlicht hat, dass der Herr vor dem no steht, und nicht der Sklave, kann man solche Konstruktionen ohne Missverständnisse erschließen. Keine Angst – daran hat man sich schnell gewöhnt.
    Apropos mitdenken: Vielleicht möchte mich inzwischen jemand der Lüge bezichtigen, denn einige Seiten weiter vorne habe ich eine riskante Behauptung aufgestellt, die nun zu zerbröckeln scheint. Ich habe doch tatsächlich gefaselt, die Reihenfolge im japanischen Satz sei beliebig, da die Partikeln die Beziehungen der Wörter zueinander regeln. Wie soll ich das jetzt noch halten, jetzt, wo ich gezeigt habe, dass „Seite 20- no Buch“ etwas ganz anderes ist als „Buch- no Seite 20“? Wie kann ich angesichts solcher Tatsachen noch die längst überholte Meinung vertreten, Reihenfolge spiele keine Rolle?
    Trotzdem, ich erdreiste mich, bei meiner Behauptung zu bleiben.
    Warum tue ich das? Aus spießiger deutscher Rechthaberei heraus? Oder etwa aus der japanischen Furcht heraus, das Gesicht zu verlieren?
    Nein. Streng genommen ist ja auch im no -Satz nicht die Reihenfolge entscheidend, sondern die Partikel. Klebt no an „Seite 20“, dann ist Seite 20 eben der Boss, und das Buch muss sich ihr unterordnen. Klebt no an „Buch“, dann gebietet das Buch über die Seite 20. Eine Formulierung wie
Buch, Seite 20 - no
    ist im Japanischen nicht sehr häufig, kann aber in der gesprochenen Sprache durchaus vorkommen. Die Formulierung ist vollkommen eindeutig und bedeutet dasselbe wie
Seite 20 - no Buch
    Es kommt also wieder nur auf die Etikettierung durch die Partikeln an, nicht auf die Reihenfolge. Der Koffer des Barons Waldemar von Hüpfensee bleibt ein adeliger Koffer, ganz gleich, ob er als erstes oder als letztes übers Laufband kommt. Sein Namensschild weist ihn als das aus, was er ist – der Koffer eines „von Hüpfensee“. Und sein Besitzer bleibt immer ein „von“, ob er First Class fliegt oder Economy, vorn oder hinten im Flugzeug. Der Herr hat eben ein no , der Bürgerliche nicht. Wie der Adel unseres Landes ein „von“ als Etikett mit sich herumträgt, wohin er auch geht, so trägt im Japanischen jedes Wort, das zum Herrn eines anderen wird, ein „von“ mit sich herum – also ein no . Das Japanische adelt gewissermaßen jeden, über den es spricht. Wenn das keine romantische Sprache ist! Da wird quasi jede zerknitterte Kamera-Gebrauchsanweisung zum „Goldenen Blatt“ …
    Aber zurück zu den Anwendungen unserer Partikel no . Wir haben gesehen, dass Besitzverhältnisse (Larissas Schirm) damit ausgedrückt werden können. Das funktioniert natürlich auch, wenn der Besitzer ein Pronomen ist. „Ich- no “ bedeutet also so viel wie „mein“, „du- no

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