Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)
Beispiel nonde kudasai („bitte trinken Sie“) oder shite kudasai („bitte machen Sie“).
Dass man die derben Befehle auf -e oder -ro nicht in die Höflichkeitsform setzen kann, dürfte niemanden überraschen …
Ganz anders natürlich bei Vorschlägen. Die drängen sich regelrecht vor, um in noch taktvollerer, ehrerbietigerer Form glänzen zu dürfen. Wir erinnern uns: Vorschläge endeten auf -ô , und daran ändert sich auch in der höflichen Sprache nichts. Die -masu -Endung kneten wir einfach einfach zu -mashô um, und schon haben wir Höflichkeit und Vorschlag hübsch in einer Endung verpackt.
wakar ô →
wakari mashô!
tabe yô →
tabe mashô!
nom ô →
nomi mashô!
hanas ô →
hanashi mashô!
kak ô →
kaki mashô!
shi yô →
shi mashô!
In unserem Schnelldurchlauf kommen wir jetzt zu den Wünschen.
„Ich will tun“ hieß ja shitai . Als wir uns damit beschäftigt hatten, mussten wir schon feststellen, dass die Wunschform -tai wegen ihrer Endung -i wie ein Adjektiv behandelt wird (sogar in der Sprache zählen Äußerlichkeiten mehr als innere Werte, ts ts). Das erinnert mich an etwas: Meine Frau erhält in Deutschland immer wieder Post an „Herrn Maho Watanabe-Clauß“. Ich bin eigentlich ziemlich sicher, dass ich eine Frau geheiratet habe, aber wer es sich in Deutschland erlaubt, einen Vornamen zu tragen, der auf „o“ endet, wird eben zu den Männern gerechnet. So ähnlich muss sich ein Wort wie tabetai fühlen, wenn es zu den Eigenschaften gesteckt wird, obwohl es doch nichts anderes heißt als „ich möchte essen“.
Also können wir schon vermuten, dass die Wunschform in der Höflichkeitssprache nicht auf -masu endet wie die Verben, sondern ein desu bekommt wie die Adjektive.
Und – banzai! – wir haben richtig vermutet (na ja, ein bisschen habe ich geholfen, zugegeben).
wakaru →
wakari tai desu
taberu →
tabe tai desu
nomu →
nomi tai desu
hanasu →
hanashi tai desu
kaku →
kaki tai desu
suru →
shi tai desu
Für die andere Form des Wunsches (man wünscht sich, dass jemand anderes etwas tut) gilt dasselbe. Auch auf hoshii folgt das desu , und damit entstehen Formen wie wakatte hoshii desu („Ich möchte, dass du verstehst“) oder shite hoshii desu („ich möchte, dass du es tust“), usw.
Und auch alle anderen Formen wie Vergangenheit und Verneinung schnappen sich einfach die neutrale Form und erheben sie mit einem desu am Ende zur Höflichkeit.
kaki tai desu
ich will schreiben
kaki takunai desu
ich will nicht schreiben
kaki takatta desu
ich wollte schreiben
kaki takunakatta desu
ich wollte nicht schreiben
kai te hoshii desu
ich will , dass du schreibst
kai te hoshikunai desu
ich will nicht , dass du schreibst
kai te hoshikatta desu
ich wollte , dass du schreibst
kai te hoshikunakatta desu
ich wollte nicht , dass du schreibst
Damit sind wird schon mit dem Gröbsten durch. Die höflichen Varianten der Konditionalformen (Bedingungen) können wir getrost vergessen. Grundsätzlich wird die Höflichkeit erst am Ende des Satzes ausgedrückt, und da die Bedingungen meistens mitten im Satz stehen, werden sie auch in höflicher Sprache nicht verändert.
„Wenn du es trinkst, wirst du verstehen“ heißt in der neutralen Form nondara, wakaru . In der höflichen Sprache wird daraus nondara, wakarimasu . Die Höflichkeit wird erst am Satzende ausgedrückt.
Nun gibt es Menschen, die Bücher wie dieses nur lesen, um Fehler darin zu finden, und einige dieser freundlichen Zeitgenossen werden mir vielleicht ein Mail schreiben, das ungefähr so klingt:
„Lieber ‚Japan-Fachmann’. Ihre Ausführungen in Ehren, aber wenn Sie die gewagte Behauptung aufstellen, es gebe keine höflichen Varianten von Konditionalformen, dann haben Sie sich geschnitten. Wie erklären Sie sich Formen in der Art von nomimashitara oder kakimashitara , die durchaus Bestandteile der japanischen Sprache sind?“
Okay, okay. Auch die -masu -Endung und das Wörtchen desu haben ihre Konditionalform -mashitara und deshitara . Korrekt. Nur finden diese Formen ausschließlich in extrem höflicher Ausdrucksweise Verwendung und sind ausgesprochen selten.
Schlussendlich bleiben uns noch die -te shimau -Formen und die Ausdrücke -te ageru , -te kureru und -te yaru . Hier geschieht in der höflichen Sprache nichts Atemberaubendes. Die Endverben werden eben in ihre höflichen -masu -Formen gesetzt. Beispiele gefällig? Aber gerne doch:
hanasu →
hanashi te shimaimasu
hanashi te agemasu
hanashi te
Weitere Kostenlose Bücher