Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)
wichtigsten Endungen einmal gehört zu haben, damit man weiß: Wenn man irgendwo ein -katta hört, muss es Vergangenheit sein, wenn es sogar nach -nakatta klang, war es wohl auch noch verneint. Wenn irgendwo ein -mashô im Raum schwebt, war es der höfliche Vorschlag, irgendetwas zu tun, und wenn es gelingt, ein -tai oder - tai desu herauszuhören, dann drückt da gerade jemand einen Wunsch aus.
Sate, mondai desu:
69. Welche dieser Endungen deutet auf eine Bitte hin?
a. -yô
b. -te
c. -tara
6. Fremdwörter verstehen
Der Wortschatz des Japanischen besteht nicht nur aus reinjapanischen Begriffen. In den vergangenen 1500 Jahren haben Zigtausende von Wörtern aus dem Chinesischen Eingang in die Sprache gefunden. Sie kamen zusammen mit den chinesischen Schriftzeichen, mit chinesischer Kultur, Wissenschaft und Philosophie nach Japan – doch auch sie, fürchte ich, helfen uns nicht weiter. Selbst wer Chinesisch beherrscht, erkennt die Wörter im gesprochenen Japanischen nicht wieder, so sehr hat sich ihre Aussprache (und manchmal auch ihre Bedeutung) verändert. Für uns „Uneingeweihte“ ist es ohnehin Jacke wie Hose, ob ein Wort aus dem Japanischen oder Chinesischen stammt: tomodachi (das urjapanische Wort für „Freund“) klingt für unsere Ohren ebenso fremdartig wie yûjin (das aus dem Chinesischen übernommene Wort für „Freund“).
Aber dann sagt in einem Anime plötzlich jemand gâru-furendo oder bôifurendo … und die Sonne geht auf!
Seit 1853 der amerikanische Kommodore Perry mit seinen vier schwarzen Schiffen vor Japans Küste erschien, um das sich abschottende Japan für den Westen zu öffnen, saugt Japan die amerikanische und europäische Kultur in sich auf. Mit der Kultur kommt die Sprache, und das Japanische füllt sich allmählich mit westlichen, vor allem mit englischen Begriffen. Anfangs sind es noch vereinzelte Wörter wie kêki (cake) oder jûsu (juice), aber spätestens seit Ende des 20. Jahrhunderts, im Zeitalter der Computer und des Internets, werden täglich neue Begriffe aus dem Englischen in das Japanische eingegliedert.
Konpyûtâ, monitâ, kîbôdo, mausu, disuku, furoppî, fairu, intânetto, mêru, chatto - das sind nur einige gebräuchliche Begriffe aus der Welt des Computers. Die meisten technischen Vokabeln, aber auch viele Wörter aus Kultur und Alltagsleben, gehen auf die englische Sprache zurück. Von manchen Gesprächen kann man schon die Hälfte verstehen, wenn man alle englischen Begriffe darin erkennt. Allerdings muss man sie erst einmal heraushören, und das ist leider nicht immer einfach. Habt ihr alle Fremdwörter am Anfang dieses Absatzes erkannt?
Man sollte sich nicht von der Schreibweise irritieren lassen, sondern versuchen, die Wörter mehrmals laut auszusprechen, bis das Originalwort klar wird.
Im Deutschen geht man mit Fremdwörtern ja etwas anders um: man behält die Schreibweise bei, und jeder darf selbst entscheiden, wie man das Wort ausspricht. So etwas treibt interessante Blüten. Meine selige Oma (die nie Englischunterricht hatte), sprach das schöne Wort „starfighter“ immer „schtarfigger“ aus, was uns als Kinder schon zum Lachen reizte – und als Jugendliche noch viel mehr … Aber Probleme mit dem Englischen haben nicht nur alte Leute – bis heute sind wir den Tücken dieser Sprache nicht gewachsen. Das beweist etwa das beliebte Computerspiel „Tomb Raider“, das vor einiger Zeit in aller Munde war. Kids wie Erwachsene sprachen es mit teutonischer Hartnäckigkeit ungefähr [tomp ra-ider] aus, obwohl es eigentlich [tuum re-ider] heißen müsste – das sind immerhin drei Aussprachefehler in zwei Wörtern, eine reife Leistung. Selbst im Fernsehen und unter Fachhändlern habe ich selten die korrekte englische Aussprache gehört.
In Japan ist das etwas anders. Anstatt die Aussprache demokratischfreiheitlich jedem einzelnen Bürger zu überlassen, wird das englische Wort in das japanische Lautssystem umgewandelt. Es wird mit den im Japanischen verfügbaren Lauten und Silben geschrieben, jeder Japaner spricht es daher gleich aus.
Den Japanern wird oft vorgeworfen, schlechtes Englisch zu sprechen. Das mag insofern stimmen, als die Lautstruktur des Japanischen schlecht geeignet ist, englische Begriffe wiederzugeben. Wie ich im Aussprache- Kapitel beschrieben habe, gibt es nur die fünf Vokale a, i, u, e, o, und dazu eine kleine Zahl von Konsonanten. Damit lassen sich viele englische Laute einfach nicht nachahmen. Manchmal sind die Ergebnisse
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