Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)
Sportclubs auch ein asa-ren , das ist ein morgendliches Training vor Unterrichtsbeginn. Welche Aktivitäten gerade „in“ sind, wird oft auch durch beliebte Animes oder Mangas beeinflusst. Als Mitte der 80er Jahre die Serie „Captain Tsubasa“ die japanische Jugend begeisterte, erlebten die Fußballclubs der Schulen einen riesigen Boom. Später waren es dann beispielsweise Basketball-, Jûdô- oder Tennis-Animes, die einen Einfluss auf die sportlichen Interessen der Schüler hatten. Ähnliches lässt sich auch bei Eltern beobachten. Väter, die in ihrer Kindheit begeistert Baseball-Mangas gelesen haben, tendieren dazu, ihre Sprösslinge in die Baseballclubs zu scheuchen. Immerhin ist die Manga-Begeisterung der Japaner schon ein paar Generationen alt. Himmel! Wenn ich bedenke, dass mein Vater hauptsächlich Karl May gelesen hat, muss ich im Nachhinein noch froh sein, dass er mich nicht in die Reitschule gesteckt hat …
Auch am späten Nachmittag oder am Abend können für japanische Kids noch schulische Aktivitäten auf dem Programm stehen. Die meisten besuchen nämlich mehrmals in der Woche eine sogenannte juku . Das Wort wird auf Deutsch gerne mit „Nachhilfeschule“ übersetzt. Teilweise stimmt die Übersetzung, denn dort werden Unterrichtsinhalte der Schule nachbereitet, vertieft und über Drills eingeübt. Da aber fast alle Schüler eine juku besuchen, unterscheiden sie sich schon von unseren Nachhilfeschulen. Außerdem bietet manche juku auch Fächer an, die in den normalen Schulen nicht unterrichtet werden, z. B. traditionelle japanische Musikinstrumente oder Kunsttechniken. Es gibt zwar auch in Japan Hausaufgaben, die fallen aber verständlicherweise weniger umfangreich aus – schließlich hat man ja fast den ganzen Tag Unterricht.
Auch das Wort yobikô hört man oft. Darunter versteht man meistens die Kurse innerhalb einer juku , die der Vorbereitung auf eine Aufnahmeprüfung dienen. Wenn jemand bei der Aufnahmeprüfung zu der gewünschten Oberschule oder Universität durchfällt und sich nicht mit einer anderen Schule zufrieden gibt, sondern ein Jahr lang yobikô -Kurse besucht, um die Prüfung noch einmal wiederholen zu können, spricht man von einem rônin . Rônin war in der japanischen Feudalzeit das Wort für herrenlose Samurai.
Zum Schulalltag kommen mehrmals im Jahr diverse Festlichkeiten wie undô-kai und bunka-sai . Das undô-kai ist ein sonntägliches Sportfest, bei dem ein paar Mal im Jahr alle Schüler einer Schule so nette Dinge wieWettrennen oder Seilziehen praktizieren dürfen. Laute Marschmusik ist eine obligatorische Zutat des Gewusels, und dazu kommt ein absolut unbeschreibliches Wettschreien der Anfeuerungstruppe ( ôen-dan ) – es ist also schwierig, ein solches Sportfest zu überhören. Unter einem bunka-sai versteht man eine Art Mischung aus einem Schulfest und Projekttagen. Die wörtliche Übersetzung ist „Kultur-Fest“, und die Schüler bereiten dafür Leckereien, Vorführungen, Spiele und dergleichen vor, an denen sich Schüler, Lehrer und Eltern ergötzen können.
In den meisten japanischen Schulen, vor allem in Mittel- und Oberschulen, ist das Tragen einer Uniform ( seifuku ) Pflicht – es gibt aber auch genügend Ausnahmen von der Regel. Da der Wunsch, die bestmöglichen Schulen zu besuchen, die Jugendlichen manchmal weit weg von Zuhause führt, wohnen nicht nur viele Studenten, sondern auch manche Oberschüler in Wohnheimen ( ryô ). Das Leben in diesen Wohnheimen wird in Mangas und Animes gerne thematisiert. Zwischen den Schülern der höheren Klassen und der niedrigen Klassen herrscht eine klare Hierarchie. Die älteren Schüler heißen senpai und werden von den jüngeren ( kôhai ) in höflicher Sprache angesprochen. Diesen Unterschied gibt es auch in den japanischen Firmen.
Die meisten Studenten und viele Oberschüler verdienen sich mit Nebenjobs ( arubaito oder baito ) etwas dazu. Vor allem an der Uni, wo es weniger stressig zugeht als in den Schulen davor, bleibt viel Zeit für Jobs und Freizeit. Studenten gehen natürlich gerne abends zusammen einen trinken. Das geschieht oft sogar geschlossen mit dem ganzen Seminar, gut durchorganisiert – man nennt das konpa und klappert dabei mitunter mehrere Kneipen nacheinander ab. Man nummeriert die Stationen der feuchtfröhlichen Tour durch und spricht dann vom ersten Treffen ( ichi-ji-kai) , zweiten Treffen ( ni-ji-kai) , usw.
Wenden wir uns langsam von dem Thema Schule ab. Auch über die japanischen Firmen mit
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