Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)
keinen Keller und haben sich die hohen Schwellen am Eingang bewahrt. Die Bauweise ist leichter und billiger als in Europa, und Wohnraum ist knapper. In Japan ist vieles kleiner als bei uns, nicht nur die Häuser, Autos und Straßen, auch Bücher zum Beispiel sind kompakter, und nirgendwo besitzen so viele Leute ein Notebook anstelle eines großen PCs. Obwohl die Japaner bei uns gerne als Volk von Reichen dargestellt werden, leben viele Japaner in Häusern, die man bei uns als Baracken bezeichnen würde. Ich habe selbst ein Jahr in einer wackligen, zugigen Hütte ohne Bad verbracht, habe meine Wäsche in einer Kaltwasser-Waschmaschine gewaschen, die draußen neben der Tür stand, und bin jeden Morgen um 5.30 Uhr aufgewacht, weil das Haus heftig hin und her schwang, als der Zeitungsausträger draußen die Stufen hoch rannte …
In vielen modernen Häusern gibt es noch ein traditionelles japanisches Zimmer ( zashiki ) mit Tatami -Matten, kunstvoll bemalten Schiebetüren, Rollbildern, einer Ziernische und allem, was dazugehört. In dieses Zimmerbittet man Gäste oder zieht sich dorthin zurück, wenn man bei einem Tässchen grünem Tee abschalten möchte.
Während Katzen durchs Haus tigern dürfen, hält man in Japan Hunde außerhalb des Hauses. Da traditionell das Leben im Haus auf dem Fußboden stattfand (man saß oder lag zum Essen, Lesen, Reden, Schlafen auf dem Boden), empfand man es als unhygienisch, diesen Lebensraum mit Hunden teilen zu müssen. Diese Einstellung hat sich bis heute nicht geändert. Auch die empfindlichen Tatami -Matten sind nicht für Bello geschaffen worden. Obwohl viele Japaner gerade auf dem Land Hunde halten, sind Hunde oft nicht so sehr Familienmitglieder wie bei uns, eher Nutztiere.
Von den drei Mahlzeiten des Tages ist das Frühstück die wichtigste. Die Familie nimmt entweder ein japanisches Frühstück (Reis, Miso-Suppe, dazu Fisch, Fleisch, Gemüse, Tee) oder ein westliches Frühstück (Brot, Marmelade, Corn Flakes, Obst, Kaffee) ein. Da die Schule und die Firma in Japan etwas später beginnen als in Deutschland, bleibt meistens genug Zeit, um gemeinsam in Ruhe zu frühstücken. Das Mittagessen ist mehr eine kurze Zwischenmahlzeit, die jeder für sich einnimmt: die Mutter zu Hause oder unterwegs, der Vater in der Firma, die Kinder in der Schule.
Als Mittagessen reichen ein Süppchen oder ein paar Reisbällchen ( o-nigiri ). In vielen Fällen bereitet die Mutter für die schulpflichtigen und berufstätigen Familienmitglieder ein o-bentô zu. Das ist normalerweise eine Box mit Reis und verschiedenen Beilagen. Diese o-bentô werden kalt gegessen und sind auch die typische Verpflegung für Ausflüge, Reisen und dergleichen. Überall in den Städten locken Garküchen und Restaurants zu schnellen Mittagssnacks. Das extremste Beispiel sind kleine Suppenküchen, wo eilige Geschäftsleute in ein, zwei Minuten ein Schälchen Nudelsuppe ( soba oder udon ) hinunterschlingen – laut schlürfend und im Stehen. Manche Japaner fahren auch auf Sandwiches oder italienische Pasta ab. Und das vielleicht beliebteste aller einfachen Essen ist karê-raisu , ein auf den japanischen Geschmack abgestimmter Curry-Reis mit einer dicken, dunklen Soße.
Für das Abendessen nimmt man sich wieder mehr Zeit. Im Idealfall schart sich die Familie gemeinsam um den mit vielen unterschiedlichen Gerichten in kleinen Schälchen gedeckten Tisch und füllt sich gemütlich den Bauch – möglicherweise gebannt von dem in der Nähe laufenden Fernseher … Zum Abendessen kommt die ganze Vielfalt und Schönheit der japanischen Kochkunst zum Tragen, und die Hausfrau hat unter Umständen den größten Teil des Nachmittags auf die Zubereitung verwendet. Der Abend ist die Zeit für das Nationalgericht Sushi oder ähnliche Leckereien. Leider kehren die Väter (und immer häufiger auch die Mütter) oft sehr spät ausihren Büros und Fabriken zurück, und auch die Kinder haben nach der Schule heutzutage eine Menge Verpflichtungen und Verabredungen, so dass das gemeinsame Abendessen oftmals ins Wasser fällt …
In vielen Familien gilt der Sonntag als Familientag, und da die meisten Geschäfte sonntags geöffnet sind, wird daraus oft ein Einkaufsbummel. In den Parks sieht man sonntags aber auch viele Väter, die mit ihren Söhnen Baseball üben.
War früher der Vater das unumstrittene Familienoberhaupt (Japan gilt ja als typische Macho-Gesellschaft) und die Frau das Heimchen am Herd, wandelt sich das Bild heute. Nicht nur in den
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