Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)
Matten (die untere meist mit Schaumstoff, die obere mit Watte gefüllt) ohneBettgestell direkt auf dem Boden. Ursprünglich schlief die ganze Familie in einem Zimmer, und auch wenn das heute sehr selten geworden ist, kann man es in Filmen, die in der Vergangenheit spielen, häufig sehen. In den traditionellen Häusern gibt es riesige Wandschränke, die mit ihren Schiebetüren fast wie ein eigenes kleines Zimmer wirken können. Natürlich gibt es in Zimmern mit Tatami -Matten keine Stühle, sondern Sitzkissen ( zabuton ), und die Tische sind niedrig und klein und ihre Beine so gefertigt, dass sie das empfindliche Schilfgeflecht nicht zerstören. Auch die kurzen, geschlitzten Vorhänge ( noren ), die oben an den Türen angebracht sind, sind ein typischer Bestandteil von japanischen Häusern und Geschäften.
Solche Häuser haben keinen Keller, aber meistens einen Dachboden. Deshalb ist in japanischen Gruselgeschichten der schaurigste Ort entweder dieser Dachboden ( yane-ura ) oder das Innere des Wandschranks ( oshiire ).
Die leichte, elastische Bauweise bewährt sich bei Erdbeben und ist auch für den schwülheißen japanischen Sommer gut geeignet. Im Winter wird es in den kaum isolierten Räumen empfindlich kalt, und wegen der reinen Holzkonstruktion ist die Brandgefahr hoch. Oft gibt es keine Heizung in unserem Sinne. Man beheizt nur das Zimmer, in dem man sich gerade aufhält, und das mit kleinen, tragbaren Kerosin- oder Elektroöfen. Da die Winter je nach Region recht mild sein können, findet man in japanischen Häusern oft teure, hypermoderne Klimaanlagen neben uralten Heizöfen.
In vielen älteren Häusern gibt es einen kotatsu . Das ist ein niedriger, quadratischer Tisch, an dessen Unterseite eine Wärmequelle angebracht ist. Weit über den Tisch hinaus breitet sich eine Decke aus, die die Wärme unter dem kotatsu hält. Wenn sich die Familienmitglieder um den Tisch versammeln, strecken sie ihre Beine unter die Decke und haben es beim Teetrinken, Fernsehen, Bücherlesen usw. mollig warm. Es gibt zwei Arten von kotatsu – solche, die man wie einen Tisch überall hin stellen kann, und solche, die fest ins Haus integriert sind, mit einer Vertiefung darunter, so dass man bequemer sitzt.
Das traditionelle Haus verfügt normalerweise über kein Badezimmer, denn die Japaner gingen früher zum Baden in ein Badehaus. Auch heute gibt es diese Badehäuser ( sentô ) noch, wo man sich gegen eine Gebühr in einem gemeinsamen Raum (natürlich nach den Geschlechtern getrennt) wäscht und anschließend ein gemeinsames heißes Bad nimmt. Selbst das Bad ( ofuro ) in einer Privatwohnung sieht anders aus als bei uns. Die Badewanne ist kleiner, aber tiefer als bei uns, meistens quadratisch. Eine Handdusche ist vor der Wanne angebracht, und man wäscht sich zunächst außerhalb der Wanne ab. Damit das Haus nicht unter Wasser steht, wenn man das tut, vertieft sich der Fußboden auf einen Abfluss hin. Ist man völlig schmutz- und seifenfrei geworden, steigt man in die Wanne, wo man eher sitzt als liegt. Das Badewasser ist sehr heiß, und das Wannenbad dient nur der Entspannung. Da es viel Zeit und viel heißes Wasser braucht, bis diese tiefe Wanne bis an den Rand gefüllt ist, benutzen alle Familienmitglieder das eingelassene Bad nacheinander, ohne das Wasser zu wechseln. Kein Zeichen mangelnder Hygiene, denn man glänzt ja vor Sauberkeit, wenn man ins Bad steigt.
Nirgendwo wird so viel und so gerne gebadet wie in Japan. Ein Tag, der nicht durch ein heißes Bad am Abend abgeschlossen wird, ist für viele Japaner unvorstellbar – ganz gleich, ob es Sommer oder Winter ist. Denn ein Bad muss heiß sein. Wenn man bedenkt, dass Japan ein Inselstaat ist, fällt auf, dass recht wenig im Meer gebadet wird. Stattdessen besucht man lieber die unzähligen heißen Quellen ( onsen ) und lässt sich im dampfenden, über 40 Grad warmen Wasser verschrumpeln. In den Mangas und Animes sind Badeszenen daher nicht einfach nur eine Möglichkeit, die weiblichen Charaktere stark entblößt zu zeigen, ein Bad – egal, ob alleine oder in Gemeinschaft – steht für Entspannung und Wohlfühlen, das Vergnügen nach getaner Arbeit.
Heute lebt ein großer Teil der Japaner in modernen Häusern, die vor allem der amerikanischen Architektur nachempfunden sind. Man schläft in Betten, sitzt auf Stühlen, hat fest abgegrenzte Zimmer und Möbelstücke im westlichen Stil. Doch einige Besonderheiten haben sich erhalten. Auch moderne Häuser verfügen meist über
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