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Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)

Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition)

Titel: Das große Anime Lösungsbuch: Endlich Japanisch verstehen! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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ihren Großraumbüros, ihren riesigen Wohnheimen und ihren familienähnlichen Strukturen könnte man sich lange auslassen, doch da sie in den Animes selten eine Rolle spielen, ignorieren wir sie einfach.
    Recht unverständlich für uns sind die vielen japanischen Festlichkeiten. Da die japanische Bevölkerung bis auf wenige Ausnahmen dem Buddhismus ( bukkyô ) und der japanischen Naturreligion shintô angehört, findet man christliche Feiertage kaum. Zwar ist Weihnachten ( kurisumasu ) bekannt und wird auch in den Geschäften mit Kitschartikeln kommerziell ausgeschlachtet, aber mit dem Familienfest, das wir kennen, hat es wenig zu tun, und es ist kein Feiertag in Japan.
    Dafür wird das Neujahrsfest ( o-shôgatsu ) am 1. Januar im Kreis der Familie gefeiert. Dazu gehört zum Beispiel hatsumôde , der erste Besuch des Jahres im Tempel oder Schrein. Als Neujahrsspezialität gibt es o-zôni , eine Suppe mit Reiskuchen ( o-mochi ). Und nicht nur Kinder freuen sich über o-toshidama , ein liebevoll eingepacktes Geldgeschenk von Verwandten. Rechtzeitig im alten Jahr wurde eine gigantische Menge von Grußkarten verschickt, die man nenga-jô nennt. Der 1. Januar ist so ziemlich der einzige Tag im Jahr, an dem wirklich fast alle Firmen und Geschäfte geschlossen haben.
    Die zweite große Festlichkeit ist das o-bon im Hochsommer. Das buddhistische Toten- oder Seelenfest findet, von Jahr zu Jahr unterschiedlich, zwischen Mitte Juli und Mitte August statt und wird auch nicht im ganzen Land gleichzeitig gefeiert. In den Tagen des o-bon kehren die Seelen der Toten, vor allem der im letzten Jahr verstorbenen Familienmitglieder, in die Familien zurück. Man ehrt sie mit speziellen Tänzen ( bon-odori ) und durch Grabbesuche ( o-haka-mairi ). Dass der Sommer die gruseligste Zeit im Jahr ist, hat aber nicht nur mit o-bon zu tun, sondern auch damit, dass man versucht, die schwüle Sommerhitze durch eine wohlige Gänsehaut zu vertreiben. Fernsehen und Zeitschriften überbieten sich gegenseitig mit schaurigen Programmen und Reportagen über Spukphänomene.
    Zum japanischen Sommer gehört aber auch das hanabi , ein kleines Feuerwerk, das man jederzeit im eigenen Garten oder – wenn man in der Großstadt wohnt – auf dem Dach des Hochhauses abbrennen kann. Kinder sind verrückt danach. Große Feuerwerke heißen hanabi-taikai und werden hauptsächlich Ende August veranstaltet – zu Silvester wird in Japan nicht geböllert.
    Mit hanabi gar nichts zu tun hat das hana-mi , das „Blumenschauen“. So nennt man es, wenn erwachsene Leute sich im Frühjahr zur Zeit der Kirschblüte in die Parks unter die blühenden Kirschbäume lümmeln und rauschende Picknicks mit viel Alkohol abhalten.
    Jede japanische Stadt hat irgendwann im Jahr ihr Stadtfest ( o-matsuri ). Dabei geht es noch viel bunter, chaotischer und lauter zu als bei jedem deutschen Stadt- oder Bürgerfest. Die ganze Stadt ist auf den Beinen, überall knistern die Nudel- und Oktopusbratereien. Vor allem aber marschieren gewaltige Züge halbnackter Männer durch die Straßen, die gemeinsam schwere Trageschreine stemmen und laut singend von einem Ort zu andern transportieren. Das bekannteste dieser Feste ist das einzigartige Gion-Matsuri in Kyôto – es findet im Juli statt und entführt in die vergangeneWelt der alten Kaiserstadt, mit ihren Geishas und allem, was dazugehört.
    Neben den o-matsuri gibt es noch sogenannte ennichi , das sind Tempelund Schreinfeste, die unseren Jahrmärkten ähneln und Jung und Alt mit ihren vielen Buden anlocken. Man stopft sich mit tako-yaki (gebratener Oktopus), ika-yaki (gebratener Tintenfisch), yaki-soba (gebratene Buchweizennudeln), tai-yaki (fischförmige Waffeln mit süßer Bohnenmusfüllung) und o-konomi-yaki (Gemüsepfannkuchen) voll, bis der Magen oder der Geldbeutel „Stopp“ ruft. Nebenbei besucht man Tempel und Schreine und besorgt sich neue o-mamori (Talismane).
    Ach ja, fast hätte ich es vergessen: In keinem Anime, in dem es um Liebe geht, darf der japanische Valentinstag ( barentain dê ) fehlen. Am 14. Februar schenken nicht die Männern den Frauen Blumen, sondern die Frauen den Männern Schokolade. An der Schule zeichnet sich an der Menge der süßen Geschenke sehr schnell ab, welche Jungs die meisten Mädchenherzen zum Schmelzen bringen. In der Firma sieht das etwas anders aus: Damit niemand leer ausgeht und in seinem männlichen Stolz getroffen wird (was zu Reibungen am Arbeitsplatz führen könnte), sehen sich viele berufstätige

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