Das große Buch vom Räuber Grapsch
die Polizisten fürchteten, dass Ollis Ruf nicht ihnen gegolten hatte, und hüstelten verlegen.
„Ja, ihr seid auch gemeint!", rief ihnen Olli zu und ließ sie den großen Eichentisch und die zwölf Stühle aus der Höhle auf die Wiese tragen. Nur zwei Stühle blieben leer, als sie endlich rund um den Tisch saßen. Auch ein dritter Stuhl sah von weitem leer aus. Aber da lag Quarka drauf. Olli hatte Pfannkuchen gebacken.
„Eigentlich ist das ein Festmahl", sagte der Pilot. „Denn wir wären jetzt mausetot, wenn ihr uns nicht herausgezogen hättet."
„Da können wir ja auch gleich unser Richtfest mitfeiern", rief Max. „Und Antons Stimme", sagte Olli.
Es wurde ein Fest, wie Tassilo Grapsch noch nie eins erlebt hatte. Er hielt sogar eine Festrede. Er spuckte in weitem Bogen in den Sumpf und sprach: „Das ist mein neues Haus. Hier bin ich, und hier bleib ich. Die Olli auch. Und Quarka. Wer uns hier stören will, den tunk ich in den Sumpf! Fertig."
Olli, Max und Anton klatschten. Die Polizisten aber rührten die Hände nicht und starrten finster auf den Tisch. Da sagte Olli: „Ich möchte an die Rede meines Mannes noch ein paar Worte dranhän-gen, damit alle applaudieren können. Also hört zu, Leute: Glück und Frieden diesem Haus! Es soll nicht brennen, nicht im Sumpf versinken, nicht zerschossen werden und auch nicht leer stehen. Denen, die drin wohnen, soll es gut gehen. Sie sollen zufrieden sein und einander lieb haben und viele Gäste willkommen heißen. Sie sollen gern singen und tanzen und Feste feiern. Vor allem aber sollen sie dankbar sein fürs Leben, das herrliche Leben!"
„Bravo!", rief Hauptmann Stolzenrück, und Anton kletterte auf den Tisch, warf seine kurzen Beine hoch und schmetterte:
Herr Hauptmann, Herr Hauptmann,
Herr Hauptmann Stolzenrück,
wir leben noch, wir leben noch,
wir leben - was ein Glück!
Alle klatschten im Takt dazu und sangen mit. „Und jetzt eine Polonäse!", rief Hauptmann Stolzenrück und fasste Olli an der Hand. Mit Gesang und Gelächter marschierten alle in einer Reihe, die Hände auf den Schultern des Vordermannes, um das neue Haus herum. Als Letzter ging Max mit Quarlca. „Das Loch, das wir über der Tür in die Mauer geschossen haben", sagte Hauptmann Stolzenrück, „ist mir jetzt richtig peinlich."
„Das Loch ist gut", antwortete Grapsch. „Es hat mich auf eine prima Idee gebracht."
Er holte den großen Sparschweinhintern aus dem Wald und schob ihn mit Stolzenrücks Hilfe in das Mauerloch. Er passte genau hinein. Max mörtelte ihn ringsherum fest. Nun wölbte er sich mit seinem Ringelschwänzchen rosa und deftig über der Haustür, und Antons Leckfratze passte wunderbar dazu.
„Alles klar", sagten Grapsch und Stolzenrück gleichzeitig und schlugen sich gegenseitig auf die Schulter. Der Hauptmann schlug auch Max auf die Schulter und Max dem Hauptmann. Da kam auch noch Anton gelaufen und machte mit beim Schulterklopfen. „Freunde!", rief der Hauptmann. „Was ist Juckenau ohne euch? Max, geh zurück in die Feuerwehr! Die nehmen dich wieder. Denn ohne dich brennt alles ab. Und du, Anton, musst wieder in unseren Männerchor. Seit du nicht mehr mitgesungen hast, haben die Zuhörer nicht mehr geschluchzt."
„Ist das wahr?", fragte Anton mit runden Augen. „Ja dann -" Aber gegen Ende des Festes kam es fast doch noch zu einem Streit. Daran war Hauptmann Stolzenrück schuld. Denn er sagte, während er eine Schinkenkeule abnagte: „Ich gebe zu, unser Unternehmen ist fehlgeschlagen. Aber jetzt weiß ich endlich, Grapsch, wo Sie hausen."
Grapsch fuhr zusammen. Der Bissen blieb ihm im Hals stecken. Langsam stand er auf und hob die Faust.
Aber schon antwortete Olli keck: „Na und? Einen neuen Hubschrauber werden sich die Juckener nicht so schnell leisten können. Und zu Fuß erreichen Sie uns nie. Sie wissen ja: die Sümpfe!" Ja, das war gut gesagt. Grapsch nickte eifrig, setzte sich wieder und betrachtete seine Olli voll Stolz. Wie gescheit sie war! Wie sie zur richtigen Zeit die richtigen Worte fand!
„Aber als Gast sollst du uns stets willkommen sein, Sieghelm", sagte Olli.
„Ach Tassilo", seufzte der Hauptmann und legte gerührt seinen Arm um Grapschs Schultern, „du hast eine wunderbare Frau!"
„Ich bin noch gar nichts gegen unsere Quarka", sagte Olli, blies die trockenen Blätter ab, die an dem Kind hingen, und reichte es dem Hauptmann.
„Das ist das erste von zehn", sagte Grapsch stolz. „Neun kommen noch."
Da erschrak Hauptmann
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