Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das große Buch vom Räuber Grapsch

Das große Buch vom Räuber Grapsch

Titel: Das große Buch vom Räuber Grapsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Pausewang
Vom Netzwerk:
fertig", flüsterte Olli zärtlich.
    „Aber schön ist es", flüsterte Tassilo zurück und nahm es behutsam in seine großen Pfoten.
    „Lisbeth heißt sie", sagte Olli, „nach Oma Lisbeth in Juck am See."
    „Und wozu haben wir jetzt die Kammer zum Kinderkriegen eingebaut?", fragte Grapsch vorwurfsvoll. „Uns bleiben ja noch acht Male", tröstete ihn Olli.

V iertes B uch
Räuber Grapsch rund um die Welt

Ein Nackedei rennt durch den Wald

    „Hast du irgendwo meinen Räubersack gesehen, Olli?", grunzte Räuber Grapsch eines Morgens im Herbst, ein paar Wochen nach Lisbeths Geburt. „Ich hab schon gestern nach ihm gesucht und konnte ihn nicht finden." Er wälzte sich aus dem Heu, während Quarka und Lisbeth an Ollis Brüsten tranken, und schnaubte den Heustaub aus den Nasenlöchern.
    „Mach nicht so eine Zugluft", sagte Olli. „Die Kinder könnten sich erkälten. Den Räubersack? Den hab ich verbrannt." Grapsch, der gerade an der Kletterstange in die Stube hinunterrutschte, bremste erschrocken. Er rutschte wieder hinauf, bis er durch das runde Deckenloch in den Dachboden schauen konnte, schob den Nachttopf beiseite und knurrte: „Was hast du da gesagt?"
    „Du brauchst ihn ja nicht mehr", sagte Olli ruhig. „Jetzt, wo du zwei Kinder hast, Tassilo, wird nicht mehr geraubt. Jetzt bleibst du zu Hause und ernährst uns redlich. Wir haben ein Haus, eine Höhle und einen Garten, dazu einen großen Wald. Davon müssten wir doch irgendwie leben können!"
    Grapsch seufzte, dass das Heu aufwirbelte. Wieder dieser alte Streit! Eine Riesenbrust müsste ich haben, dachte er, aus der Olli und die Kinder jederzeit Milch und Honig saugen könnten, wenn sie Hunger hätten. Und ich auch. Dann würde Olli nicht immer so quengeln -
    Aber so eine Brust hatte er nicht. Und die ließ sich auch nirgends rauben. Er schaute Olli zu, wie sie jetzt die Kinder im Heu windelte. Was für schöne Töchter! Und Olli, seine Frau - die beste Frau der Welt. Ein Prachtstück, klein, aber oho! So eine Frau, solche Kinder konnte er unmöglich verhungern lassen. Aber draußen tanzten schon die ersten Schneeflocken. Bald würde tiefster Winter sein. Der Vorratskeller war leer. Max und Anton, die beiden Bauhelfer, hatten einen gesegneten Appetit gehabt, fast so gesegnet wie er selber.
    „Mach Platz", sagte Olli, „ich muss mit den Kindern runter." Grapsch verschwand abwärts. Olli drückte Quarka an die Stange. Quarka war noch kein Jahr alt, sie konnte noch nicht laufen. Aber rutschen konnte sie schon. Sie klammerte ihre winzigen Händchen um die Stange und rutschte ihrem Vater nach. Hinter ihr kam Olli heruntergesaust - mit angewinkelten Knien, damit sie Lisbeth in der Schürzentasche nicht zerquetschte.

    Grapsch zog Quarka von der Stange ab wie eine Schnecke vom Stängel und setzte sie auf den Fußboden. Das gab jedes Mal ein fürchterliches Geschrei, denn Quarka rutschte für ihr Leben gern. Manchmal, wenn Olli noch oben auf dem Dachboden war, warf Grapsch Quarka wieder durch das Loch hinauf, und Olli ließ sie noch einmal an der Stange herabrutschen. Oder noch öfter. Und Grapsch und Olli lachten dabei Tränen.
    Aber dazu hatte Grapsch heute keine Lust. Trübselig duschte er sich unter dem Wasserfall im Keller, dann trottete er, noch nackt, um sein rundes Eigenheim. Er winkte der Fratze und dem Schweinehintern über der Haustür zu und sah sich um. Da lag der Garten, sauber umgegraben. Aber pflanzen und säen konnte man erst im Frühjahr. Drüben an der lieben alten Räuberhöhle hing schon ein kleiner Eiszapfen. Nachdenklich betrachtete Grapsch den Sumpf und die Baumwipfel. Mit einer kleinen Hoffnung im Räuberherzen schlurfte er wieder ins LIaus zurück.
    „Du kannst doch so gut kochen, Olli", sagte er. „Könntest du nicht Salat aus Schilf und Binsen machen? Und Tannenzapfen braten? Wir haben doch beide gute Zähne -"
    „Sind wir Wildschweine oder Eichhörnchen?", unterbrach ihn Olli ärgerlich. „Lass dir was Besseres einfallen!"
    „Dazu muss ich mich hinlegen", sagte Grapsch und kroch wieder ins Heu. Bald hörte Olli ihn schnarchen. Da wieselte sie voller Zorn an der Stange hoch, kniete sich auf seine Brust, zog ihn am Bart und schrie: „Wenn du uns kein Essen verschaffst, geh ich mit den Kindern wieder zu Oma Lisbeth!"
    Das machte ihn wach. Er rutschte so schnell an der Stange herunter, dass er sich fast die Schenkel verbrannte, fuhr in die Stiefel und stürzte aus dem Haus.
    „Na also", sagte Olli zufrieden. Aber als sie

Weitere Kostenlose Bücher