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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ihn, nicht wahr?« Er
drückte ihren Arm an sich. »Lassen Sie das. Es gibt keine
Chance. Leute wie Craig und ich haben keine Zukunft, und Sie
hätten dann auch keine.«
    »Wie können Sie so etwas Furchtbares
sagen?« Sie trat vor ihn hin und drehte sich zu ihm, und er legte
ihr die Hände auf die Schultern.
    »Hören Sie mich an, Geneviève
Trevaunce. Der Krieg, wie Leute wie Craig und ich ihn spielen, ist wie
ein Wochenende Glücksspiel in Monte Carlo. Man darf nie vergessen,
daß die Wahrscheinlichkeit immer gegen einen ist. Die Bank
gewinnt – der Spieler verliert.«
    Sie trat zurück. »Das kann ich nicht akzeptieren.«
    Aber er hörte nicht hin, sondern blickte mit
gerunzelter Stirn zu einem Punkt hinter ihr. Sie wandte sich um und sah
dort einen Mann in einer Schwimmweste, der von der Brandung hin und her
geworfen wurde. Hare rannte an ihr vorbei, und sie folgte ihm und blieb
am Rand des Wassers stehen, während er bis zur Taille
hineinwatete, den Mann an der Schwimmweste packte und, ihn hinter sich
herziehend, zurückkam.
    »Ist er tot?« rief sie.
    Er nickte. »Ja.« Er zog den Körper den Strand hoch.
    Es war ein junger Mann in einem schwarzen Overall mit
dem deutschen Adler auf der rechten Brust. Seine Füße waren
bloß. Er war blond und hatte einen dünnen Schnurrbart, und
seine Augen waren geschlossen, als schliefe er nur. Er wirkte
bemerkenswert friedlich. Hare durchsuchte seine Taschen und fand eine
wassergetränkte Brieftasche. Er zog einen Ausweis heraus, der so
naß war, daß er sich bereits aufzulösen begann.
    Er betrachtete ihn eingehend und richtete sich auf. »Ein
    deutscher Seemann. Von einem U-Boot. Er hieß Altrogge. Dreiundzwanzig Jahre alt.«
    Eine Möwe segelte über sie hinweg,
stieß einen mißtönenden Schrei aus und flog dann aufs
Meer hinaus. Die Ausläufer der Wellen umschwappten ihre
Füße. Sie sagte: »Selbst hier, an einem so idyllischen
Ort, läßt der Krieg nichts unberührt.«
    »Die Bank gewinnt immer, denken Sie
daran.« Er legte den Arm um ihre Schultern. »Kommen Sie.
Wir gehen zurück, und ich lasse die Leiche von ein paar
Männern holen.«

    Das Zimmer, das Julie Legrande ihr gegeben hatte, war
sehr behaglich. Sie würde in einem großen Pfostenbett
schlafen, und es gab ein paar chinesische Brücken und, das
Schönste, ein Erkerfenster mit einem wunderbaren Blick auf den
Garten hin­ ter dem Haus.
    Sie stand am Fenster und schaute hinaus, und Julie
legte ihr den Arm um die Schultern, wie Hare es vorhin getan hatte.
»Traurig, Chérie?«
    »Dieser Junge am Strand. Ich muß dauernd an ihn denken.«
    »Ich weiß.« Julie trat zum Bett und
schlug die Decke zurück. »Er geht schon viel zu lange,
dieser Krieg, aber wir haben kei­ ne Wahl. Für Sie war er nur
ein Junge, aber für Leute wie mich …« Sie zuckte mit
den Schultern. »Wenn Sie sehen könnten, was die Boches mit
meinem Land gemacht haben … Glauben Sie mir, die Nazis
müssen besiegt werden. Wir haben keine Wahl.«
    Die Tür ging auf, und Craig Osbourne kam herein. »Ah, da sind Sie ja.«
    »Sie haben sich nicht die Mühe gemacht zu
klopfen«, sagte Geneviève. »Heißt das, ich
habe hier nicht die kleinste Privat­ sphäre?«
    »Nicht wirklich«, antwortete er gelassen. »Da wir nur zwei
    Tage haben, dachte ich, ich sollte Ihnen besser erklären, was Sie zu erwarten haben.«
    Er setzte sich auf die Fensterbank und zündete
eine Zigarette an. »Also, der Reihe nach. Erstens werden wir ab
sofort nur noch französisch sprechen. Damit Sie sich wieder daran
ge­ wöhnen. Das gilt auch für mich.«
    Er schien auf einmal verändert, er hatte etwas
Hartes an sich, und sie war ärgerlich. »Sind Sie auch
sicher, daß Sie es kön­ nen?«
    »Ob ich es kann oder nicht, spielt keine
große Rolle, aber Sie sollten sich besser Mühe geben«,
entgegnete er.
    Julie Legrande legte ihr die Hand auf die rechte Schulter und drückte leicht.
    Geneviève sagte auf französisch: »In
Ordnung. Wie Sie mei­ nen. Was kommt als nächstes?«
    »Wie Munro schon gesagt hat, haben wir nicht die
Absicht, einen Profi aus Ihnen zu machen, dazu reicht die Zeit nicht.
Sie haben in der Hauptsache drei Aufgaben, und wir haben zwei Tage, um
sie zu behandeln. Nummer eins – sich mit der ge­
genwärtigen Situation im Schloß vertraut zu machen, zum
Bei­ spiel mit dem Personal, sowohl dem französischen als auch
dem deutschen. Zu diesem Zweck werden Sie ein paar längere
Sitzungen mit René haben, und außerdem müssen wir
Ihnen eine Menge Fotos

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