Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
dem
Totenkopf­ abzeichen.«
    Craig sagte: »Ja. Sehen wir uns
jetzt das Schloß an.« Sie hat­ ten eine Karte von der
Umgebung, in sehr großem Maßstab, und detaillierte
Grundrisse von Château de Voincourt selbst. Während
Geneviève sie betrachtete, war auf einmal alles wie­ der da.
Jede Treppe und jeder Korridor, alle Ecken und Winkel, die sie als
kleines Mädchen erkundet hatte. Bei dem Gedanken, dorthin
zurückzukehren, wurde sie plötzlich ganz aufgeregt. Sie hatte
vergessen, wie sehr sie das Schloß und das Land ringsum geliebt
hatte.
    »Abgesehen von den MG-Ständen haben sie
keine baulichen Veränderungen vorgenommen.« René
beugte sich vor und zeigte mit einem schwarzen Zeichenstift auf die
betreffenden Stellen. »Die Mauer um das Grundstück ist auf
der ganzen Länge verdrahtet worden, weil sie ein elektrisches
Warnsystem haben wollten. Das Tor ist Tag und Nacht bewacht, und sie
haben die übliche Schranke eingebaut. Ansonsten hängt ihr
Sicherheitssystem von Patrouillen ab. Die Streifen gehören alle
zur Waffen-SS, und sie sind sehr gut, Mademoiselle. Machen Sie keinen
Fehler. Sie beherrschen ihre Arbeit. Man muß sie nicht
mögen, um das zuzugeben.«
    »Was er Ihnen taktvoll zu sagen versucht, ohne
meinen ame­ rikanischen Stolz zu verletzen, ist, daß sie die
besten Soldaten der Welt sind, ohne Ausnahme«, sagte Craig
Osbourne. »Er hat übrigens recht. Und um es noch schwerer zu
machen, haben die Schloßpatrouillen abgerichtete
Schäferhunde oder Dobermän­ ner bei sich.« Sie
sagte: »Ich habe Tiere immer gemocht.« »Gut«,
sagte er. »Und nun zu den wirklich wichtigen Einzel­
heiten.« Er blickte auf die Uhr. »Wir haben nicht mehr viel
Zeit. Der Friseur wird bald kommen.«
    »Der Friseur?«
    »Ja. Die Art, wie Sie Ihr Haar tragen,
paßt vielleicht zu Ih­ nen, aber nicht zu Anne-Marie. Sehen
Sie selbst. Dieses Bild ist erst vor einem Monat aufgenommen
worden.«
    Geneviève trug ihr Haar
schulterlang. Anne-Marie hatte eine kurze Frisur mit einem geraden Pony
quer über die Stirn, kurz über den Augenbrauen. Sie sah aus
wie Geneviève, aber wie eine andere Geneviève, mit einem
hochmütigen Lächeln auf den Lippen, als wollte sie der ganzen
Welt sagen, sie möge sich zum Teufel scheren. Geneviève
ahmte den Ausdruck un­ bewußt nach, und als sie sich umwandte
und Craig ansah, lä­ chelte Anne-Marie ihr aus dem Spiegel
über dem Kamin hinter ihm zu, genauso arrogant, mit der gleichen
Härte im Blick.
    Es gefiel ihm nicht. Sie hatte zum erstenmal das
Gefühl, auf eine sonderbare Weise zu ihm durchgekommen zu sein. In
sei­ nen Augen war etwas, ein Ausdruck, als hätte er einen
kurzen Moment lang Angst vor dem, was er sah. Er riß ihr das Foto
aus der Hand.
    »Weiter, ja?« Er legte ihr ein anderes Bild vor. »Sie kennen diese Frau?«
    »Ja. Chantal Chevalier, die Zofe meiner Tante.«
    Die gute alte Chantal mit der spitzen Zunge und der
raschen Hand, die Hortense seit über dreißig Jahren diente,
in guten wie in schlechten Zeiten.
    »Sie wird mich nicht mögen«, sagte
Geneviève. »Oder sie müßte sich sehr
geändert haben. Sie hat Anne-Marie nie ge­ mocht.«
    René nickte. »Es ist immer noch so wie
früher. Sie hatte et­ was gegen Anne-Marie. Und sie hat nie
ein Hehl aus ihren Ge­ fühlen gemacht.«
    Er wandte sich an Geneviève. »Aber bei Ihnen war es an­ ders, Mademoiselle.«
    Doch es hatte keinen Sinn, das Thema zu vertiefen, nicht jetzt. Sie sagte: »Wer sonst?«
    »Der Koch, Maurice Hugo – Sie erinnern sich an ihn?«
    »Ja.«
    »Die anderen sind alle neu, aber sie sind alle Dienstboten am
    unteren Ende der Skala, die ein hochmütiges Geschöpf wie
Sie ohnehin ignoriert, das spielt also keine Rolle. Aber Ihre Zofe
könnte ein Problem sein. Das ist sie.«
    Das Foto zeigte eine kleine dunkelhaarige Frau mit
einem Schmollmund, auf ihre Weise recht hübsch. »Ein
Biest«, kommentierte René knapp. »Maresa Ducray. Sie
ist von einem ungefähr fünfzehn Kilometer entfernten
Bauernhof. Schöne Kleider, Männer und Geld, das sind die
wichtigsten Dinge in ihrem Leben, in dieser Reihenfolge. Ich hab’ Ihnen
ein paar Sachen über ihre Familie aufgeschrieben.«
    »Sie können es nachher lesen«, sagte
Craig. »Machen wir weiter. Das hier ist der gegenwärtige
Kommandant des Schlos­ ses, Generalmajor Carl Ziemke.«
    Es war eine Vergrößerung, offensichtlich
von einem Grup­ penbild, und auf die Rückseite waren ein paar
Einzelheiten zu seiner Person und seiner Laufbahn getippt.
    Er war

Weitere Kostenlose Bücher