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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Badezimmertür hing,
zog ihn an und ging hinaus. Die Diele war still und verlassen, als sie
die Haupttreppe hinunterging, aber aus der Küche drangen
Geräu­ sche, und sie hörte die gedämpfte Stimme
Julies, die hinter der filzbespannten Tür ein Lied vor sich hin
sang.
    Sie öffnete eine andere Tür und betrat ein
Wohnzimmer mit Fenstertüren zur Gartenseite, die auf eine Terrasse
gingen. Sie trat hinaus, und als sie die Stufen zum Rasen
hinuntergegangen war und den kühlen Tau spürte, lief ein
Erschauern durch ihren ganzen Körper, und sie rannte mit wehendem
Bademantel den Hang hinunter.
    Der See blitzte jetzt golden in der Morgensonne, und
sie konnte sehen, wie sich die letzten feinen Schwaden des
nächt­ lichen Dunstes über dem Wasser auflösten. Sie
zog den Bade­ mantel aus, streifte ihr Nachthemd ab, watete durch
das Schilf und hechtete in tiefes Wasser.
    Es war so kalt, daß sie nicht
einmal fühlte, wie ihr Körper taub wurde, sie trieb einfach
in halber Bewußtlosigkeit dahin und nahm die in der Brise leicht
schwankenden Schilfstände und die Bäume dahinter nur wie
durch einen Schleier wahr. Das Wasser war nun wie schwarzes Glas, und
sie erinnerte sich auf einmal ganz deutlich an einen Traum, den sie
vorgestern nacht gehabt hatte, einen Traum von Wasser, genauso dunkel
wie dieses, aus dessen Tiefen Anne-Marie langsam, wie in Zeitlupe, zu
ihr emporgetaucht war und die Hände nach ihr ausgestreckt hatte,
wie um sie zu sich nach unten zu ziehen.
    Mehr aus Widerwillen als aus Furcht wendete sie mit
ein paar kraftvollen Bewegungen und schwamm zurück zum Ufer,
watete durch den Schilfgürtel, bis sie wieder festen Boden un­
ter den Füßen hatte. Sie zog den Bademantel an und trocknete
sich mit dem Nachthemd notdürftig das Haar, während sie
zwi­ schen den Bäumen zum Haus hinaufging.
    Craig saß, die unvermeidliche Zigarette zwischen
den Lip­ pen, auf der Brüstung der Terrasse, vollkommen
bewegungs­ los, so daß sie sich seiner Anwesenheit erst
bewußt wurde, als sie den Rasen schon halb überquert hatte.
    »Haben Sie das morgendliche Bad genossen?«
    »Sie haben mich beobachtet?«
    »Ich habe Sie hinausgehen sehen und bin Ihnen gefolgt … Ja.«
    »Wie ein pflichtbewußter Geheimdienstler?
Was habe ich Ihrer Ansicht nach vorgehabt, mich ertränken? Das
wäre in der Tat ärgerlich für Sie gewesen.«
    »Höchst ärgerlich.«
    Sie öffnete die Tür ihres Zimmers und sah,
wie Julie auf ei­ nem kleinen Tisch am Fenster das
Frühstück deckte. Sie trug einen grünen Morgenmantel und
sah sehr hübsch aus.
    »Sie haben schlechte Laune, Chérie, das sieht man. Was ist passiert?«
    »Dieser verdammte Kerl«, sagte Geneviève.
    »Craig?«
    »Ja. Ich habe unten im See gebadet. Er ist mir nachgekom­ men und hat mich beobachtet.«
    Julie sagte nur: »Trinken Sie Ihren Kaffee und
probieren Sie das Rührei. Es ist meine Spezialität.«
    Geneviève tat es. »Wir scheinen einfach
nicht auf derselben Wellenlänge zu sein«, sagte sie, ehe sie
das Rührei in Angriff nahm.
    Die Tür wurde geöffnet, und Craig trat ins
Zimmer – wieder ohne anzuklopfen. »Da sind Sie ja.«
    »Mein Gott, es wird immer schlimmer«,
sagte Geneviève. »Immer noch keine
Privatsphäre.«
    Er überhörte die Bemerkung. »Munro
möchte Sie so schnell wie möglich sehen. Grant kommt, um ihn
noch heute morgen nach London zurückzufliegen. Ich bin in der
Bibliothek.«
    Er ging hinaus und machte die Tür hinter sich zu.
Julie sagte: »Ich möchte wissen, was Munro will.«
    »Vielleicht will er mir Glück
wünschen, wer weiß?« Gene­ viève zuckte mit
den Schultern. »Er kann warten. Ich werde noch eine Tasse Kaffee
trinken.« Und damit griff sie nach der Kanne.

    Sie hatte keine Ahnung, was mit den Männern
geschehen war, die sie nachts verhört hatten. Im Haus war alles
still, und als sie hinunterging, bekam sie keine Menschenseele zu
Ge­ sicht. Craig stand in der Bibliothek am Kamin und las Zeitung.
    Er blickte kurz auf. »Sie gehen am besten gleich rein. Die letzte Tür.«
    Sie schritt zum anderen Ende des Raums,
blieb an der leder­ bespannten Tür stehen und klopfte. Niemand
antwortete. Sie zögerte, machte auf und betrat einen fensterlosen
kleinen Raum, der wie ein Büro eingerichtet war und noch eine
andere Tür hatte. Munros Mantel lag auf einem Stuhl, und auf dem
Schreibtisch stand eine Aktenmappe, offenbar, um das eine Ende einer
widerspenstigen Karte zu beschweren. Sie sah so­ fort, was sie
zeigte – einen Teil der

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