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Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Titel: Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meike Winnemuth
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sie, » ist eine Fremdsprache, von der man oft nicht mal wusste, dass man sie spricht. Aber es gibt immer wieder Momente, in denen einem zehn Minuten perfekte Kommunikation mit einem Fremden gelingen, den man wahrscheinlich nie wiedersehen wird.«
    Es wurde spät und immer später, vom nahen Fußballstadion wehten Jubelschreie herüber, die Kohlen in der parilla, dem Asado -Grill, verglühten, die Gespräche wurden leiser– kein Wunder, jeder von uns hatte mehr als ein Pfund Fleisch im Bauch, die Würste nicht mitgerechnet. Und dann holte Constanza ihre Gitarre aus dem Haus und begann, Bossa Nova zu singen. Es war… mein Gott, war es schön. Spielfilmschön. Ich saß da, ganz still, und machte in der Dunkelheit Fotos, von denen ich wusste, dass später nichts darauf zu erkennen sein würde. Einfach weil ich festhalten wollte, was nicht festzuhalten war. So wird es mir noch oft gehen in diesem Jahr.
    Tango. Ich wusste, dass Du fragen würdest. Natürlich habe ich es probiert. Alles wird probiert, ist doch klar, vor allem wenn es mir so auf dem Silbertablett serviert wird wie hier. Teil meines Sprachkurses sind nämlich vier Tangostunden pro Woche, zweimal Gruppen-, zweimal Privatunterricht. Der Klassenraum liegt im ersten Stock eines hübschen Palais aus dem 19. Jahrhundert, ein Spiegelsaal mit Parkett und Kronleuchtern. Geleitet wird die Schule von dem mächtig in die Jahre gekommenen, aber kunstvoll restaurierten Paar Mayoral und Elsa Maria, das laut Eigenwerbung schon etlichen Prominenten von Liza Minnelli bis Julio Iglesias den Tango beigebracht hat.
    Elsa Maria, mit hennarotem Pagenkopf, versammelt die Frauen hinter sich, tanzt vor und scheucht dann eine Schar von Eintänzern auf uns, die uns durch den Saal schieben. In einer Pause setzt sich Mayoral zu mir, der nach mehreren Schönheits- OP s ein Gesicht so stramm wie ein Wasserball hat. Er erzählt von seinem Schäferhund ( » Ich gebe ihm immer Befehle auf Deutsch«) und von seiner Erfindung » Health Tango«, einem medizinischen Präventivprogramm ( » Das müssen Sie dringend in Deutschland einführen!«). Es ist alles so bezaubernd.
    Am Tag darauf: die erste Privatstunde. Mein Lehrer Pablo erscheint mit schwarzem Hemd und handelsüblichem Pferdeschwanz, auf den ich von oben einen schönen Blick habe. Ein klassischer Buenos-Aires-Ken, aber mit Sonderausstattung: einem Brilli in der linken Augenbraue. Was ich schon in der Gruppenstunde verstanden habe: Argentinischer Tango ist im wesentlichen Gehen. Und man muss sich komplett in die Hände des Mannes begeben. Hirn ausschalten, mit dem Körper zuhören, den Kerl nicht zu erraten versuchen, dann klappt das schon. Mit anderen Worten: nicht. Nicht bei mir.
    Liegt es daran, dass ich zu viel denke? Oder zu viel lache? (Innerlich! Beim Tango darf man nicht lachen.) Dass mir das Pathos abgeht, der Sinn fürs Drama und die etwas angestrengte Melancholie? Dass Pablo mir bis zur Unterlippe reicht und ich eher geneigt bin, ihn zu führen? Es müssen jedenfalls erst mal völlig neue Nervenbahnen zwischen seinem sanften Druck in meinem Rücken und meinen Füßen verlegt werden, Tanzen gehört nicht zu meiner Werkseinstellung. Hinterher bin ich völlig geschlaucht.
    Eine Woche später: die zweite Privatstunde, diesmal mit Cesar . Und diesmal werfe ich hinterher das Handtuch. Vielleicht zu schnell, aber ich habe nun mal beschlossen, meine Zeit nur auf das zu verwenden, was ich mag, und nicht das, was ich gern mögen würde. Wie toll es wäre, Tango toll zu finden, aber… Braucht es mehr Beweise als dieses Bild?

    » Daphne, Sie führen schon wieder.«
    Die Tangoszene ist mir ohnehin etwas suspekt. Deutsche und japanische Tango-Touristinnen fliegen scharenweise nach Buenos Aires, darunter viele gut verdienende Singlefrauen auf der Suche nach der wahren Leidenschaft. Aber bei den Milongas, den Tanznächten, die nach Mitternacht beginnen und im Morgengrauen enden, werden sie als ausgemachte Stümperinnen zu Recht sitzen gelassen. Damit sie überhaupt mal zum Tanzen kommen, müssen sie sich Begleiter mieten, sogenannte taxi dancers, die sie für 20Euro die Stunde begleiten und betanzen.
    Tagsüber wandern sie durch die auf Tangoschuhe spezialisierten Fachgeschäfte auf der Suche nach der nächsten Demütigung. Eine Deutsche namens Sharon, die ich zufällig auf der Straße kennengelernt habe, nahm mich mit in den Tangoschuhtempel Comme il faut, einen winzigen Verkaufsraum im ersten Stock eines Hauses, an dem ein unscheinbares

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