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Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Titel: Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meike Winnemuth
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erstmals Regie geführt habe.
    » Sehr nett«, sagte die Psychologin. » Und wie sieht der Tag danach aus?«
    Und wie, fragte sie weiter, die ganze Woche, der Monat, das Jahr? Das Spannende war: Je länger der Zeitraum wurde, desto realistischer wurden meine Spinnereien. Immer noch weit genug entfernt von meinem Leben, aber gleichzeitig auch eine Essenz treffend von dem, was ich liebe: Freiheit, das gemeinsame Nachdenken mit anderen, das Neue, das Querverbinden. An einem gewissen Punkt habe ich gesagt: Ich will eigentlich gar nichts Bestimmtes, vergessen Sie Clooney und Rickman. Aber ich will, dass mir was passiert. Ich will, dass mich das Leben überrascht.
    » Dafür können Sie was tun«, sagte die Psychologin.
    Und das ist wahr.
    Dieses Jahr ist eine einzige lange Paradies-Übung, ich kann mir lauter perfekte Tage basteln. Aber passieren wird mir nur etwas, wenn ich dafür sorge und mich darauf einlasse. Im Englischen gibt es den schönen Ausdruck » to push one’s luck«, es darauf ankommen lassen. Dem Glück einen Schubs geben, daran habe ich schon immer geglaubt (wieso hätte ich mich sonst beim Jauch beworben?), gern um den Preis, dass das Glück durch die Schubserei auch mal ins Stolpern gerät. No risk, no fun.
    Beim Reisen kann man sich natürlich besonders gut und einfach in ungewohnte Situationen bringen. Kennst Du Joel Henry? Ein sehr lustiger Franzose, Erfinder des experimentellen Tourismus. Er empfiehlt zum Beispiel, in einer Stadt einfach loszumarschieren und abwechselnd rechts und links abzubiegen, bis es nicht mehr weiter geht. Oder im Stadtplan die erste Straße mit A und die letzte mit Z nachzuschlagen und dann vom einen zum anderen Ort zu spazieren. Henry empfiehlt einen Weg, nicht ein Ziel– schon weil einem auf diese Weise deutlich mehr passiert.
    Dazu muss man nicht mal verreisen, das geht alles auch zuhause. Einen meiner lustigsten Hamburger Abende habe ich in einer Rockerkneipe verbracht, in die ich geschickt wurde, nachdem ich einen Mann am Hauptbahnhof als angeblich Ortsfremde nach seiner Lieblingskneipe gefragt habe. Dem provozierten Zufall zu folgen– ich glaube, das ist mein größter Glückskick. Oder Glücks-Trick. Ich mag einen Begriff des Philosophen Odo Marquard sehr gern: » Einwilligung in das Zufällige«. Er meint es etwas anders als ich, ihm geht es darum zu akzeptieren, dass » wir Menschen stets mehr unsere Zufälle als unsere Wahl« sind. So ist es natürlich, aber ich denke darüber hinaus, dass man den Zufall regelrecht heraufbeschwören kann.
    Für dieses Jahr habe ich mir deshalb eine Aktion ausgedacht, die mein luck aufs Wunderbarste pushen wird: Leser des Süddeutsche Zeitung Magazins können mir per E-Mail einen Auftrag erteilen, den ich in der jeweiligen Stadt für sie erledigen soll. Ich werde für sie Dinge recherchieren oder besorgen oder ausprobieren, Schulden begleichen, ehemalige Geliebte auftreiben, notfalls sogar Praktikumsplätze organisieren.
    Die Resonanz ist verblüffend, ich werde mit Aufträgen überschüttet. » Können Sie bitte ein Paar Herren-Tangoschuhe in weißem Lackleder, Größe 42, für mich besorgen?«
    » Irgendwo auf dem Friedhof Chacarita müsste das Grab meines Großonkels liegen, finden Sie es bitte.«
    » Wir sind begeisterte Schwimmer und kommen im Herbst nach Buenos Aires. Welcher ist der beste Pool?«
    » Gibt es den alten japanischen Bandoneonspieler in der Bar Casa Blanca noch?«
    Es war auch wunderbarer Blödsinn dabei, gestern zum Beispiel sollte ich jemanden zum Essen treffen und ihm hinterher Salz in den Kaffee streuen. Frag nicht. Kleine Racheaktion. Das und mehr habe ich erledigt– und dadurch Orte und Menschen kennengelernt, die mir ansonsten todsicher entgangen wären.
    Ich erzähle mal eine der Geschichten, damit Du Dir besser vorstellen kannst, wie so was läuft: Eine Berliner Grafikerin, Martina Wember, schreibt, dass sie während eines Stipendiums in Buenos Aires ein Buch über die Gemeinsamkeiten von Berlin und Buenos Aires gezeichnet habe. Sie möchte gern, dass ich dieses Buch dem vielbeschäftigten Verleger Guido Indij zeige und ihn dazu bewege, es zu veröffentlichen. Indij betreibt die angesehenen Kunstbuchverlage Asunto Preso und La Marca Editora, die besten Adressen Argentiniens für so ein Buch.
    Kein Problem: Ich schreibe ihm eine E-Mail und erzähle meine Geschichte. Er antwortet: » Das war eine der merkwürdigsten Mails, die ich je bekommen habe. Wollen Sie nicht auf einen Drink

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