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Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Titel: Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meike Winnemuth
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aussteigen, wir verabschiedeten uns. Es brauchte ein bisschen, bis ich gemerkt habe: Das ist ein ganz anderer Park als der gesuchte.
    Super.
    Wenn ich mal zusammenfassen darf: Ich bin irgendwo im Nirgendwo an einer schwach befahrenen Straße. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo ich eigentlich bin und wie ich wieder wegkomme. Ich habe keinen Handyempfang, also kein GPS , und keine Landkarte. Es ist Nachmittag, in zwei, drei Stunden würde es dunkel werden. Ich spreche außer ni hao (Guten Tag) und xie xie (danke) kein Wort Mandarin, und 99,9Prozent aller Chinesen sprechen kein Wort Englisch. In diesem Fall egal, denn weit und breit ist sowieso kein Mensch zu sehen.
    Ich gehe ein paar Hundert Meter die Straße entlang zu einer einsamen Bushaltestelle: Wohin fährt der Bus? Keine Ahnung, nur Schriftzeichen. Und wenn ich die lesen könnte, wäre ich auch nicht schlauer.
    Und jetzt?
    Jetzt überkommt mich zum ersten Mal auf dieser Reise wirklich das Gefühl, ganz weit weg zu sein. Ich weiß nicht, wo ich bin, niemand weiß, wo ich bin, ich bin nur ein Mensch in einer Landschaft (schön grün übrigens) und sonst nichts. Ich kann Euch das vermutlich nur schwer begreiflich machen, aber es war ein absoluter Glücksrausch, als mir das klar wurde. Ein Gefühl von purer Freiheit und Leichtigkeit. In mir keine Angst, keine Panik, sondern einfach nur die helle, existentielle Freude am Dasein.
    Ich stehe irgendwo auf diesem Planeten, und alles ist gut. Ich höre die Vögel singen und die Bäume rauschen, und alles ist genau richtig so. Ich bin, glaube ich, zum ersten Mal auf dieser Reise wirklich ganz bei mir. Endlich angekommen: ich, jetzt, hier. Kein Nachdenken über das Bevorstehende oder das gerade Passierte, sondern einfach nur Jetztjetztjetzt. Alle Leinen gekappt.
    Es war absolut großartig. Und zwar vor allem, weil ich wusste, dass es irgendwie weitergehen würde. Was ich Euch zu verdanken habe, glaube ich, ist diese unerschütterliche Überzeugung, dass ich mir immer selbst zu helfen weiß. Dass ich mich in jede beliebige Situation hineinbegeben kann und wieder herauskomme.
    Ein Münchner Arzt sagte mir mal seine Definition von Fitness: » Sich selbst managen zu können.« Er meinte es körperlich: dass man sich zum Beispiel am Dach entlanghangeln könnte, wenn es mal brennt. Ich meine es seelisch: dass man ohne Angst durch die Welt geht. Und dass man weiß: Et hätt noch immer jot jejange.
    So war es natürlich auch dieses Mal. Nach einer halben Stunde erschien in der Ferne ein einsamer Rikschafahrer. Es war wie im Film. Ich winkte ihm, er hielt an. Er sprach kein Englisch, aber egal. Ich habe in mein Notizbuch einen krakeligen S-Bahn-Zug gemalt und die Zahl 9, denn mit der Linie9 war ich gekommen.
    Er nickte, ich stieg in die Rikscha. Hat er mich verstanden?
    Wird schon klappen, dachte ich. Und wenn nicht, dann klappt was anderes.
    Meine New Yorker Freundin Ruth sagt immer: » Everything is okay in the end. If it’s not okay it’s not the end.« Eine blöde Situation ist immer nur ein Zwischenschritt, und am Ende ist alles gut.
    In diesem Fall war das Ende: die S-Bahn erreicht, den Rikschafahrer fürstlich entlohnt, zwei Stunden später in Shanghai auf dem Heimweg eine Suppe mit handgezogenen Nudeln gegessen und ein Bier getrunken und den Tag rot im Kalender markiert. Oh happy day .
    Und zwar einer von sehr vielen, denn zu meiner großen Verblüffung finde ich es sensationell hier. Shanghai hat mir, obwohl es von Indien kommend keinen großen Zeitzonensprung gab, den vermutlich größten und willkommensten Jetlag dieses Jahres beschert. Mumbai ist Deutschland viereinhalb Stunden voraus (vorher wusste ich nicht, dass es auch halbe Zeitzonen gibt), Shanghai sieben, aber in Wirklichkeit war der Transit eine Zeitreise vom tiefsten Mittelalter in eine gleißende Science-Fiction-Zukunft.
    Ich fühlte mich in die Anfangsszenen von Blade Runner versetzt: Wälder von futuristischen Hochhäusern mit gigantischen Werbevideoschirmen, fliegende Autos, unten in den Straßen wuselndes Chaos, flackernde Neonzeichen, 24-Stunden-Straßenimbisse… Es ist, als ob Shanghais Stadtplaner den Film gesehen und gesagt haben: Schick, genau so bauen wir das nach. Und das mit den fliegenden Autos kriegen sie in den nächsten paar Jahren (die Story spielt im Jahr 2019) auch noch hin.
    Und die Geschwindigkeit, meine Güte! Shanghai wächst wie Bambus, man kann fast dabei zugucken. An meinem zweiten Tag stand ich am Bund, der berühmten

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