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Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Titel: Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meike Winnemuth
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Aus Jie Song wird Jason, aus Hao Le Holly.
    Ich habe mir immer etwas darauf eingebildet, einigermaßen sprachbegabt zu sein. Jetzt weiß ich: nö. Bin ich nicht. Zumindest nicht mandarinbegabt. Die Aussprache! Die Intonation! Gute Güte, was habe ich mir schon bei einfachen Sätzen wie w ŏ y ĕ h ĕ ngao xìng rènshi n ĭ einen abgebrochen ( » Freut mich, Sie kennenzulernen«). Intonation ist unabdingbar, weil Wörter je nach steigendem oder sinkendem Ton völlig unterschiedliche Bedeutungen haben. Beispiel: w ē n heißt warm, wén : lächeln, wèn : fragen, w ĕ n : küssen. Und das R! Das berühmte chinesische R! Von wegen, Chinesen können kein R sprechen, ich kann das nicht! Emily ließ nicht locker. Als ich schon längst wimmernd in der Ecke hockte, ließ sie mich wieder und wieder dieselben Laute aussprechen. Und ich kriegte es einfach nicht hin, die Zunge versagte, der Rachen, das Hirn. Noch nie war ich über das Ende einer Unterrichtsstunde so froh.
    Aber zurück zum Essen mit Jiangping und Julia. Was ich nicht ahnte: Dinnereinladungen in China sind Beeindruckungsrituale. Allein die Bestellung war ein ausgedehntes Palaver über Herkunft, Frischegrad, genaue Zubereitungsweise, verwendete Gewürze. Mehrere Kellner waren involviert, dann musste der Koch antreten– ganz große Oper. Das Menü: ein kulinarisches und medizinisches Meisterwerk. Es gab Kugelfisch ( » Du musst die Schuppen mitessen, das ist gesund!«), dong chong xia cao (Raupenpilz; antidepressiv und aphrodisierend zugleich) und andere sündteure Sachen. Von Abalone, einer Meeresschnecke, konnte ich Jiangping abhalten– eine Order für einen Tisch kann schnell mal in die Hunderte gehen, so viel wusste ich schon.
    Zuvor hatte ich ein bisschen Schiss vor chinesischem Essen. Eine der besten Küchen der Welt, und man kommt sich immer wie ein Banause vor, wenn man vor den verwirrenden Zutaten und Zubereitungsarten in die Knie geht. Auf Speisekarten stehen Haifischflossen, Hühnerfüße, Entenzungen, Schweinedarm, Schwalbennester, Quallen, Schlange und Esel friedlich neben Rind und Huhn, als ob nichts dabei wäre. Hund habe ich noch nicht entdeckt, aber der wird auch eher im Winter gegessen, wi ed erum aus medizinischen Gründen, das Fleisch gilt als wärmend.
    Doch auch bei vertrauteren Lebensmitteln sollte man sich nie zu sicher fühlen. Gerade erzählten mir neue Bekannte von ihrem Lieblingsgericht drunken shrimp: lebende Shrimps, eingelegt in baijiu, einen Schnaps aus Klebereis, und noch zappelnd zu essen.
    Frische ist überhaupt Religion: Auf jedem Markt sieht man frisch geschlachtete, noch zuckende Fische und lebende Hühner, die in Käfigen auf die Suppe warten. Julia erzählte von einem sechsstöckigen Restaurant in ihrem Viertel, dessen Untergeschoss eine Art Stall ist. Angeblich wird dem Esser dort am Tisch die lebende Ziege vorgeführt, die gleich für ihn gebraten wird.
    All das klingt Furcht einflößend, aber was sich dann auf dem Teller findet, ist fast durch die Bank essbar. Ich gebe zu, dass ich in diesem Monat eine gewisse Obsession für das Essen entwickelt habe. Ich lese mich ein, ich fresse mich durch, ich lasse mich mitnehmen in immer obskurere Läden.
    Ihr wisst ja, ich bin kein großer Frühstücker, mir reicht morgens eine Kanne Tee und eine WLAN -Verbindung. Trotzdem bin neulich früh um acht mit ein paar Amerikanern, die in Shanghai arbeiten, drei Stunden lang durch die Straßen gelaufen, um dabei folgendes zu essen (in dieser Reihenfolge): jidan bing (Crepe mit rohem Ei, Frühlingszwiebeln, scharfer Sauce, Hoisin-Sauce), jiang bing (Beijing-Pizza), guo tie ( potstickers – angebratene, mit Schweinefleisch gefüllte Teigtaschen), cong you ban mian (Nudeln mit Frühlingszwiebelöl), qing jiao gansi (Paprika mit festem Tofu), qing jiao fuzhu (Paprika mit aus der Haut von Sojamilch gerollten Tofu-Stäbchen), rou jiamo (chinesischer Hamburger) und cong you bing (dicke kleine Pfannkuchen mit Frühlingszwiebeln).
    Mit zwei der Amerikaner, Kyle und Jamie, habe ich dann ein paar Tage später einen ausgesprochen lustigen Abend in Hinterhofrestaurants und Nachtmärkten verbracht. Auf dem Menü: fritierte Honigbienen und Libellen ( » gut kauen, die Flügel können sonst beim Runterschlucken steckenbleiben«), Wasserwanzenlarven und Bambuswürmer. Es klingt alles schrecklich nach Dschungelcamp, schmeckt aber verblüffend lecker. Knusprig, wie Kartoffelchips oder Popcorn. Halt wie etwas, was man gedankenlos vor dem Fernseher isst,

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