Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Titel: Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meike Winnemuth
Vom Netzwerk:
muss man halt selbst zum Pfeiler werden.
    Reisen ist bei der Beantwortung von fundamentalen Fragen wie diesen natürlich wahnsinnig hilfreich. Zu sehen, wie es die anderen machen, welche Möglichkeiten und Ideen es noch so auf der Welt gibt und dass es noch andere Möglichkeiten gibt, sein Leben zu leben, ist jeden Schritt vor die Tür wert.
    Spielst Du auch schön mit den anderen Kindern? Schon schwieriger. Kontakt zu Chinesen habe ich so gut wie keinen, die Sprachprobleme verhindern es. Seit ich umgezogen bin in mein kleines Apartment in der Villengegend French Concession, ist es etwas besser. Mit meiner Vermieterin Shirley, einer chinesischen Dokumentarfilmerin, die mit einem Deutschen verheiratet ist und fünf Jahre in Berlin gelebt hat, gehe ich hin und wieder aus. Meist bewegen wir uns allerdings in der globalen Parallelgesellschaft, die viele Weltstädte von New York über Berlin bis eben auch Shanghai inzwischen beherbergen. Jüngst sind wir in der Bar El Coctel gelandet, die von einem Spanier namens Willy betrieben wird. Unser Bartender war Japaner, wir bestellten auf Englisch. Shirley erzählte mir von ihrem argentinischen Tangounterricht. Der Lehrer ist ein arabischstämmiger Deutscher, der mit einer Chinesin verheiratet ist.
    Schon nach knapp vier Monaten Unterwegssein stelle ich fest, wie egal es ist, in welchem Land man zufällig geboren ist. Es geht darum, wo man sich zuhause fühlt. » Ein paar Monate, nachdem ich nach Berlin zog, hatte ich Geburtstag«, sagte Shirley. » Es kamen 80Leute. Hier in Shanghai mag ich vielleicht acht.«
    Ich weiß ziemlich genau, was sie meint. Das Gefühl, dass einem die eigene, doch eigentlich vertraute Kultur fremd geworden ist, kenne ich schon nach einem Vierteljahr ganz gut. Besonders heftig habe ich es bei einer PR -Veranstaltung mit Michael Schumacher erlebt, auf die ich eher zufällig geraten war.
    Nachmittags hatte ich eine alte Kollegin zum Tee getroffen, die für das Formel-1-Rennen angereist war. » Komm doch heute abend einfach mit«, sagte sie, » ich lass dich auf die Gästeliste setzen.«
    Ich bin lange genug in diesem Geschäft, um zu wissen, dass Partys mit Gästeliste nicht unbedingt die besten sind, aber diese klang unwiderstehlich bescheuert: der Launch von Michael Schumachers Turnschuh-Kollektion MS one. Es handelt sich um eine auf 888Boxen limitierte » Trilogie« aus drei Schuhen namens Morning (weißes Straußenfußleder), Afternoon (graues Lachsleder) und Nightlife (schwarz mit Swarovski-Steinen) für 3000Euro nebst dem auf 88Paare limitierten Starboot aus rotem Wasserschlangenleder mit sieben goldenen Sternen (für Schumachers sieben WM -Siege) und Schnürsenkeln aus 18karätigem Gold. Preis: 5000Euro. Die Schuhe sehen genauso grauenhaft aus, wie sie klingen, sind also maßgeschneidert für den chinesischen/russischen/arabischen Sammlermarkt. Wie sehr hier vor allem neureiche Chinesen anvisiert werden, denen das Geld aus den Ohren kommt, sieht man an der penetranten Verwendung der chinesischen Glückszahl 8.
    Ich stand also inmitten einer Geisterbahn-Party aus fusselbärtigen Hipstern, hilflos kichernden Hostessen, gelangweilt auf ihre Blackberrys starrenden Minirock-Tussis samt ihren Sugardaddys– der globalen Ennui-Gesellschaft. Schumacher tauchte kurz auf, schüttelte die wichtigsten Hände, posierte für Fotos, verschwand. Und ich fühlte mich auf die wohligste Weise fremd und fehl am Platz. Zuhause musste ich ja öfter mal auf solche Events, hier draußen merke ich, dass mir schon nach drei Monaten jede Geduld für diese Bullshit-Kultur abhandengekommen ist– und freue mich von Herzen darüber. Das ist einfach nicht mehr meine Welt. Ich ließ ein halb getrunkenes Glas Champagner stehen und ging. Reisen macht angenehm radikal.
    So schnell mir das Vertraute fremd geworden ist, so überrascht bin ich, wie viel Zugang man als Fremde trotz der Sprachproblematik zu dieser Stadt hat. Wie leicht es ist zu kommunizieren, ohne zu reden.

    Von dem Karatelehrer Jack habe ich mich gleich zu Beginn, noch auf dem Dach des URBN -Hotels, in Tai Chi anlernen lassen, und mit diesem Grundwissen pilgere ich nun fast jeden Morgen in den Xiangyang-Park. Es ist noch frisch, die Temperaturen im April sind in etwa die gleichen wie in Deutschland. Auch das ist übrigens ganz schön zur Abwechslung: das Gefühl, wieder in derselben Jahreszeit unterwegs zu sein wie daheim. Ich stelle mich zu einer der vielen Gruppen im Park und taste mich durch die Bewegungen. Hin

Weitere Kostenlose Bücher