Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)
Suche nach der verlorenen Zeit:
»In der Sekunde nun, als dieser mit dem Kuchengeschmack gemischte Schluck Tee meinen Gaumen berührte, zuckte ich zusammen und war wie gebannt durch etwas Ungewöhnliches, das sich in mir vollzog. Ein unerhörtes Glücksgefühl, das ganz für sich allein bestand und dessen Grund mir unbekannt blieb, hatte mich durchströmt. Mit einem Schlage waren mir die Wechselfälle des Lebens gleichgültig, seine Katastrophen zu harmlosen Missgeschicken, seine Kürze zu einem bloßen Trug unsrer Sinne geworden; es vollzog sich damit in mir, was sonst die Liebe vermag, gleichzeitig aber fühlte ich mich von einer köstlichen Substanz erfüllt; oder diese Substanz war vielmehr nicht in mir, sondern ich war sie selbst.«
Genau so fühlt es sich an, das Reisen: Ich bin von einer köstlichen Substanz erfüllt, die Welt sickert in mich ein. Wie hieß das in der Schule immer? Diffusion durch eine semipermeable Membran.
Macht Euch also keine Sorgen, das Kind ist heil angekommen hier draußen in der Fremde.
Es umarmt Euch ganz fest: Eure Meike
PS : Noch ein Foto, das Euch Spaß machen wird– freut Euch, dass Euch so was erspart bleibt: Im People’s Park in der Innenstadt findet jeden Sonntag ein Heiratsmarkt statt. Hier preisen Eltern und Großeltern ihre unverheirateten Kinder und Enkel an, oft ohne deren Wissen. Auf den in die Bäume und Büsche gehängten Zetteln stehen die wichtigsten Daten: Alter, Größe, Einkommen.
Und gern auch ein paar Charakterbeschreibungen: sanftmütig, genügsam… Bei Interesse kann man sich gleich mit der danebensitzenden Mutter unterhalten und einen Einblick in die Familie bekommen, denn die wird hier schließlich mitgeheiratet. Fotos der Kinder sieht man dagegen eher selten. Oh, ich wüsste wahnsinnig gern, was Ihr auf meinen Zettel schreiben würdet…
10 Dinge, die ich in Shanghai gelernt habe
1. Selbst hinfahren, hingehen, hinschauen ist die einzige Möglichkeit, sich von seinen Vorurteilen zu befreien. Shanghai war so viel entspannter, lustiger, lebensfreudiger, als ich das vermutet hatte.
2. Man muss den Dingen immer eine zweite Chance geben, auch wenn sie die nicht verdienen. Seegurke zum Beispiel. Zum ersten Mal 1983 in Seoul gegessen. Jetzt wieder. Immer noch entsetzlich. Nächster Versuch: 2039.
3. Vor allem muss man den Dingen aber eine erste Chance geben. Eisernes Gesetz beim Reisen und auch sonst im Leben: Alles mindestens einmal probieren.
4. Frittierte Bienen schmecken besser als frittierte Libellen.
5. Wenn ein Chinese etwas perfekt findet, sagt er cha bu duo. Übersetzt: » Es fehlt nicht viel.« Eine perfekte Haltung zum Thema Perfektion.
6. Wenn man in China zwei Bier bestellt, indem man Daumen und Zeigefinger ausstreckt, bekommt man acht Bier. Man kann sich also auch mit den Händen versprechen. Das Zeichen für 9 ist übrigens ein gekrümmter Zeigefinger.
7. Trotzdem bin ich mit Händen und Füßen und einem Lächeln und Geduld viel weiter gekommen, als ich je für möglich gehalten habe. Es war gut, einen Monat lang auf etwas so Elementares wie die Sprache verzichten zu müssen.
8. So großartig es ist, jeden Monat woanders zu sein, so sehr liebe ich es aber auch, dass jeder Tag gleich beginnt: mit einer Kanne Tee im Morgenmantel. Die Teekanne aus Buenos Aires und der indische Morgenmantel sind schon jetzt die wichtigsten Dinge in meinem Koffer: ein Instant-Zuhause, ein kleiner Kokon. Erkenntnis für alle zukünftigen Reisen: Man muss emotionaler packen.
9. Es gibt ungefähr zehn verschiedene Arten, Feng Shui auszusprechen.
10. Socken sollte man auch im Sommer tragen und im Bett. Chinesen halten kalte Füße für die Wurzel allen Übels, aller Schmerzen, aller Krankheiten. Gerade bei großer Hitze: Socken. Die Schweißdrüsen der Füße öffnen sich nämlich, kalte Luft kann dann angeblich leicht in den Körper dringen und dort den allerallerallergrößten Schaden anrichten. Rückenschmerzen, Kopfschmerzen: alles mit Socken heilbar. Nicht dass ich mich daran halte: Ich geb’s nur weiter.
Mai
Honolulu,
Hawaii
Meine liebe Anne,
ich musste sehr lachen über Deine Mail: » All diese starken Eindrücke in all den Städten, das ist sehr viel. Du brauchst Pausen, Balance, Schonung. Schutz, Herrgottnochmal.« Das schreibt ausgerechnet diejenige, die arbeitet wie ein Pferd, sich immer noch ein Projekt mehr draufpackt und von Schonung so viel versteht wie… (setze hier einen passenden Vergleich ein, ich bin zu faul dazu– ich
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