Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)
Gefangenen des estnischen Konzentrationslagers Klooga. Beim Anrücken der Roten Armee wurden die etwa 2000 Insassen erschossen, vor ihrer Hinrichtung hatten sie sich auf Holzscheite legen müssen, die anschließend angezündet wurden, um alle Spuren zu tilgen.
Doch die Russen waren schneller da als gedacht, das Feuer hatte noch nicht alle Leichen erfasst. Und auch nicht alle Fotos. Eines der geretteten Bilder zeigt vier lachende Jungs in Badehosen, ein weiteres einen ernsten jungen Mann und eine ernste junge Frau, die Köpfe zusammengesteckt beim gemeinsamen Kreuzworträtsellösen. Welche Erinnerungen mit diesen Fotos verbunden waren und warum sie wichtig genug für ihre Besitzer waren, um sie mit ins KZ zu nehmen, darum geht es in Yad Vashem. Immer wieder werden Einzelschicksale aus der Namenslosigkeit ans Licht geholt. Keines davon soll exemplarisch sein, jedes einfach nur– ein Leben.
Weißt Du, Aimée, ich brauche keinen Gott und keinen Glauben, um Demut zu lernen. In Wirklichkeit ist das Reisen schon der beste Weg dahin. Es träufelt dir Ehrfurcht vor dem Leben der anderen ein; es zeigt dir, dass du nur ein ganz kleines Menschlein unter vielen bist, ein hundsgewöhnliches Geschöpf, das nach lächerlich kurzer Zeit schon wieder von der Erde verschwunden sein wird. Religion lehrt Achtung und schützt vor Selbstüberschätzung, Reisen tut es auch.
Und beides bringt dir Dankbarkeit bei. Die funktioniert ganz gut als Glaubensersatz, finde ich. » Wäre das Wort Danke das einzige Gebet, das du je sprichst, so würde es genügen«, sagt Meister Eckhart.
Ich danke Dir also für Deine bisherige freundliche Begleitung und dafür, dass Du mir in der Ferne immer näher wirst. Vielleicht geht es nur so? Vielleicht haben wir einander nichts zu sagen, wenn wir uns im Januar zum ersten Mal bei einem Tee gegenübersitzen werden? Ach, ich habe eigentlich keine Sorge darum.
Wir sehen uns! (Und morgen früh chatten wir erst mal wieder eine Runde, ja?)
Einen herzlichen Wung von Meike
10 Dinge, die ich in Israel gelernt habe
1. Tauchen. Unter Wasser atmen. Im Toten Meer treiben. Schwerelos sein. Lauter existentielle Erfahrungen, unvergesslich.
2. Wieder mal gemerkt: Oft braucht man einen Fußtritt, um das zu tun, was einen glücklich macht. Ich wollte schon seit Jahren, Jahrzehnten tauchen lernen– so lange, dass ich es längst vergessen hatte. Bis mich eine Blogkommentatorin mit der Nase draufstieß. Jetzt frage ich mich: Welche Wünsche habe ich eigentlich noch so verschleppt und verschlampt?
3. Wasser trinken. In der Wüste, in Eilat und am Toten Meer braucht man vier Liter am Tag, man trinkt sie ganz automatisch. Das muss man nur eine Woche lang machen, und endlich habe ich auch danach geschafft, wozu man mich sonst immer prügeln musste: genug zu trinken. Alles Gewohnheitssache.
4. Hüttenkäse lieben lernen. Aber bei dem hervorragenden israelischen keine große Kunst.
5. Granatapfelsaft. Möglicherweise das beste Getränk der Welt.
6. Hinfahren, hingucken, mit Leuten reden. Es gibt wirklich keinen anderen Weg, sich ein Bild von der Welt zu machen. Wusste ich ja schon vorher, aber der Wahnsinn namens Nahost ist mir erst hier wirklich nahegekommen.
7. Und trotzdem: » Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind. Wir sehen sie, wie wir sind.« (Ana ï s Nin)
8. Widersprüche akzeptieren und aushalten lernen, auch in mir selbst. Zwiespältige Gefühle möchte man ja immer gern aus dem Weg räumen. Manchmal geht das aber nicht und manchmal wäre es auch ein echter Verlust.
9. Trauern um einen, den ich nicht gekannt habe. Eine Leserin bittet mich, für ihren kürzlich verstorbenen Chef eine Kerze anzuzünden. » Ich habe für diesen tollen Menschen über 13 Jahre arbeiten dürfen. Er wird sich freuen, wenn jemand in seinem geliebten Israel an ihn denkt.« Mich hat die Bitte so gerührt (sie sagt so viel über den Verstorbenen und noch mehr über seine Mitarbeiterin), dass ich das gern getan habe. Und plötzlich war sogar die Grabeskirche wieder ein guter Ort.
10. Gelegenheiten entschiedener nutzen. Mir ist nach Tauchen, mir ist nach einem Tag mehr Totes Meer, mir ist nach einem Spaziergang im Sonnenuntergang? Machen! Jetzt oder nie.
November
Addis Abeba,
Äthiopien
Lieber Jonas,
es ist jetzt ein gutes Jahr her, dass Du innerhalb einer Minute mein Leben geändert hast. Als Du nämlich bei der 50 0 000-Euro-Frage als Publikumsjoker aufgestanden bist und das Mikrofon in die Hand genommen hast.
» Wo befindet
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