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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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falschen Kaufmann hinterbrachte sprach dieser: „Ich gebe dir jetzt noch einmal tausend Gulden, wenn du mich in die Kiste kriechen lässt und sie am andern Morgen frühe wieder abholst.“ „Gott bewahre mich,“ rief die Magd, „das tue ich nicht, um keinen Preis.“ Da legte er ihr ein Säckchen mit fünfhundert Gulden auf den Tisch. Sie sagte: „Ja wenn ich wüsste, dass nichts Arges dabei wäre, dann wäre das ein Anderes, aber wer weiß, was ihr im Sinne habt.“ Jetzt legte er noch fünfhundert Gulden dazu und sagte: „Ich verspreche dir heilig, ich rühre die Frau mit keinem Finger an,“ und dann klimperte er mit Geld in der Tasche, als ob er noch mehr geben wolle, wenn sie nicht einwillige. Der Böse hatte aber ihr Herz bereits ganz umstrickt und sie sagte: „Wenn ihr mir das versprecht, dann bin ich dessen zufrieden, aber wer weiß noch ob ihr es auch haltet.“ „Ich halte es so wahr wie ich lebe,“ sprach der falsche Kaufmann und legte noch eine Handvoll Geld zu den zwei Säcken. „Dann kommt diesen Abend gegen Dunkel und wir machen Alles in Ordnung.“
    Und so geschah es auch. Abends brachte die Magd die Kiste und die junge Frau stellte sie dicht neben ihr Bett, damit ja kein Dieb daran gehn könne. Während sie eine Weile hinaus ging, schnitt der falsche Kaufmann mit seinem Messer ein Loch in die Kiste, wodurch er Alles sehen konnte, was im Zimmer vorging. Dadurch sah er, dass die Frau oben am Arm ein kleines Muttermal hatte, und dass ihre kleine Zehe schief war. Als sie aber schlief, stieg er vorsichtig aus der Kiste, nahm einen ihrer Ringe vom Tische und verbarg sich wieder in der Kiste, ohne dass die Frau etwas davon bemerkt hätte. Am folgenden Morgen kam die Magd und holte den Kasten wieder ab und der falsche Mensch triumphirte recht, dass ihm der Streich so wohl gelungen sei und er des Kaufmanns ganzes Vermögen gewonnen habe.
    Nach acht Tagen kehrte der Kaufmann zurück und kaum war das ruchbar, als auch bereits eine Einladung des Bösewichts an ihn erging, Abends mit den andern Kaufleuten zu ihm zu kommen. Er ging vergnügt hin, denn er wusste, dass seine Frau ihm treu war und freute sich schon im Voraus, den andern recht beschämt zu sehn. Als er aber in das Zimmer trat, empfingen die andern ihn mit höhnischen Gesichtern, der falsche Mensch kam ihm entgegen und sprach: „Es tut mir leid, aber ich bin Herr in deinem Hause und morgen früh musst du schon hinaus mit deiner Frau.“ „Du bist wohl wahnsinnig?“ rief der Kaufmann, „dein Vermögen gehörte mein von Rechtswegen, aber ich will es nicht, du magst es behalten.“ Da lachten Alle laut auf und riefen: „Hat deine Frau kein Muttermal oben am Arm und ist ihre kleine Zehe nicht schief?“ Und der falsche Kerl frug: „Und kennst du den Ring nicht? Siehe den hat sie mir geschenkt. Das hast du von deiner schönen Frau.“ Da lachten Alle ihn boshaft aus und riefen: „Jetzt kannst du deine schöne Frau für Geld sehn lassen. Wie froh sind wir, dass wir hässliche Frauen haben!“ und solcher Dinge mehr.
    Dem Kaufmann aber war es, als müsse Himmel und Erde über ihm zusammenbrechen. Wie er aus dem Zimmer kam, wusste er selber nicht; er meinte alle bösen Geister der Hölle seien hinter ihm her und stürzte wie wahnsinnig in sein Haus. Dort überhäufte er seine arme Frau mit Vorwürfen und Schimpfwörtern, ohne dass sie ahnte, woher sie dieselben verdiente, schlug sie dass sie für tot daliegen blieb und eilte fort nach Dänemark, wo er als gemeiner Soldat Dienst annahm.
    Als die arme Frau wieder zu sich kam, wusste sie in ihrer Verlassenheit Anfangs nicht, was anfangen; hatte sie doch keinen Menschen auf der Welt, der ihr einen Rath gegeben hätte. Endlich entschloss sie sich kurz und gut, ihrem Manne nachzuforschen und nicht zu ruhen, bis sie ihn wiedergefunden habe. Sie packte so viel Geld zusammen, als sie noch vorräthig fand, legte das Kleid hinzu, welches sie an dem Tage getragen, zog statt dessen Männerkleider an und verließ das Haus und die Stadt noch in derselben Nacht.
    Unerkannt zog sie also lange umher durch alle Kaiserreiche und Königreiche aber sie fand ihren Mann nicht und fand ihn nicht. Jetzt war nur noch das Königreich Dänemark übrig, dahin wandte sie sich und ließ sich als Arzt bei den Soldaten anstellen, denn sie hatte auf ihren Reisen immer in Büchern gelesen, die von der Arzneikunst handelten und kannte genau alle Kräuter und Steine und welche Kräfte sie haben. Wenige Zeit nachher wurde der

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