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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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verfügte, aber kaum über genügend Esprit, um einen Abend lang zu unterhalten. Als Wilson der Aufmerksamkeit der Umstehenden sicher war, wandte er sich erneut an John Law: »Ich habe gehört, Mr Law, Sie haben in St. Giles ein Haus gemietet. Die Wohnung im Erdgeschoss soll noch frei sein?«
    »Das ist richtig, Sir ...«
    »Edward - Beau - Wilson.« Er strahlte. Gütig und barmherzig breitete er die Arme aus und genoss das bewundernde Lächeln der Anwesenden. Dann wandte er sich erneut an John Law: »Darf ich fragen, Sir, ob Sie die Güte hätten, meiner Schwester die Wohnung zu vermieten?«
    John Law war überrascht. Ihm war nicht ganz wohl bei der Sache. Sein Gefühl sagte ihm, dass Wilson ein Mann war, der mit Vorsicht zu genießen war. Instinktiv suchte sein Blick Catherine Knollys. Sie schien zu nicken. Vielleicht hatte sie auch bloß den Kopf bewegt.
    »Sehr gern, Mr Wilson«, antwortete Law, »kommen Sie doch morgen zu mir zum Tee.«
    Lord Branbury bedankte sich erneut bei John Law für dessen imposante Vorführung und sicherte ihm zu, dass er stets bei ihm die Gunst erhalten sollte, die Bank zu führen, solange es ihm beliebe. Er betonte, wie sehr er es schätze, dass John Law die Einladungen anderer Salons ablehnte und ihm weiter die Treue hielt. Diese Bemerkung war eher als Wink zu verstehen, ebendies zu tun. Lord Branbury führte John Law in die Halle hinaus. Als sie an Catherine Knollys vorbeigingen, blieb der Lord stehen, um seinem Gast die Gelegenheit zu geben, sich von Lady Knollys zu verabschieden.
    John Law küsste galant ihre Hand. Lord Branbury entfernte sich diskret. John Law lobte die rote Blume, die Catherine Knollys an ihrem Kleid angesteckt hatte Sie sei genauso geheimnisvoll und anziehend wie die Dame, die sie trage. Zu seinem Erstaunen antwortete Catherine Knollys weder mit ihrem Fächer noch mit einem Lächeln, sondern sagte, dass diese Blume aus der Neuen Welt stamme: »Es ist die rote Blume der Feuerbohne. Ich kaufe sie jeden Mittwoch um elf Uhr am Covent Garden.«
    »Elf Uhr«, wiederholte John Law und fügte an: »Zahlen kann ich mir besonders gut merken, Madam.«
     
    Der nächste Tag war ein Mittwoch. John Law verließ das Haus, das er sich auf Dauer nicht leisten konnte, und fuhr Richtung Süden. Der Kutscher zügelte den Vierspänner, als sie die Wiesen und Alleen passierten, die zu den herrschaftlichen Anwesen führten. Die Straßen waren nach dem Großen Feuer von 1666 neu angelegt worden. Auf der Höhe von Covent Garden klopfte John Law zweimal mit dem Stockknauf gegen die Kutschendecke. Die Pferde wurden angehalten. John Law wies den Kutscher an, auf ihn zu warten.
    John Law überprüfte seine Kleidung, den Sitz der Perücke und reckte die Brust heraus. Dann machte er sich auf den Weg. In London kursierte ein Sprichwort, wonach man beim Essen und Trinken sparen könne, auch bei den Damen und den abendlichen Vergnügungen, aber niemals bei der Kleidung.
    John Law war überrascht, wie viele bekannte Gesichter ihm unterwegs begegneten und wie freundlich die Leute ihm gesinnt zu sein schienen. John Law sah und wurde gesehen. Zahlreiche Kutschen warteten entlang der Straße auf die Schönen und Reichen, die den Blumenmarkt am Covent Garden besuchten. John Law grüßte mit knappen, aber freundlichen Verbeugungen nach links, nach rechts. Ein wunderbarer Duft lag wie eine unsichtbare Blütendecke über dem Markt. Weiter hinten sah er die Kirche St. Martin-in-the-Fields. John Law ging an den sandsteinfarbenen Arkaden entlang, bis er über einen Kieselweg die Rückseite des Gotteshauses erreicht hatte. Instinktiv schaute er in die richtige Richtung. Unter einem Arkadenbogen stand Catherine Knollys. Mit einem Fächer bedeckte sie einen Teil ihres Gesichtes. In der anderen Hand hielt sie einen leeren Korb. John Law spürte ein sanftes Flattern in den Gliedern. Er wollte sich beherrschen, keine Nervosität zeigen. Vergebens. Er war Catherine Knollys schon erlegen, bevor er ihre Hand berührte.
    »Sie bringen mir Glück«, sagte John Law und blieb strahlend vor der jungen Frau stehen. Er schaute sie an, liebkoste sie mit seinem warmen Blick. Seine Augen schienen zu flüstern, dass er sie liebte, dass er sie begehrte, dass sie Besitz von allen seinen Gedanken und Gefühlen genommen hatte.
    »Wenn ich spiele, sind Sie meine Verbündete.« Er hatte es eigentlich nicht sagen wollen.
    »Ich weiß«, sagte Catherine und senkte fast beschämt den Kopf, »ich hoffe stets, dass Sie gewinnen, Sir. Ich

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